Wirecard: Softbank steigt mit 900 Millionen schwerer Wandelanleihe ein – Aktie klettert zweistellig

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der unter Druck stehende Zahlungsabwickler Wirecard hat mit Softbank einen renommierten Technologieinvestor als Ankeraktionär gewonnen. Die Japaner werden in einem ersten Schritt 900 Millionen Euro in eine Wandelschuldverschreibung des Konzerns investieren, wie das im Dax notierte Unternehmen am Mittwoch in Aschheim mitteilte. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg darüber berichtet.

Aktionäre müssen Wandelanleihe noch genehmigen

Wirecard werde zu diesem Zweck eine Anleihe begeben, die nach Ablauf von fünf Jahren in gut 6,9 Millionen Aktien zu einem Preis von 130 Euro je Stück gewandelt werden. Die Zahl der Aktien entspricht rund 5,6 Prozent des Grundkapitals von Wirecard. Die Ausgabe der Wandelschuldverschreibung unter Ausschluss des Bezugsrechts der aktuellen Anteilseigner soll von den Aktionären bei der Hauptversammlung am 18. Juni genehmigt werden.

Die beiden Unternehmen haben in einer Pressemitteilung angekündigt, eine umfangreiche strategische Partnerschaft im Bereich digitaler Payment-Lösungen einzugehen. Wirecard soll dabei von der Zusammenarbeit mit weiteren Firmen im Portfolio von Softbank profitieren. Zudem soll der Einstieg Wirecards in den japanischen und südkoreanischen Markt vorbereitet werden.

Markus Braun, CEO von Wirecard, betonte die Vorteile der künftigen Zusammenarbeit: "Als internationale Innovatoren fokussieren wir uns stark darauf, unsere Netzwerke zu erweitern und Geschäftschancen für Unternehmen mit bahnbrechenden Ideen zu kreieren. Mit SoftBank haben wir einen Partner gefunden, der nicht nur unsere Leidenschaft für neue Technologien teilt, sondern  auch weltweit die neuesten Innovationen gemeinsam vorantreiben will. Darüber hinaus werden wir dank dieser möglichen Partnerschaft die Märkte für unsere Produkte in Ostasien erschließen und damit unsere Position in Asien stärken."

Wirecard-Aktie erhält starken Aufwind

DieWirecard-Aktie zog nach dem Handelsstart zwischenzeitlich um zehn Prozent an, der Kurs erreichte mehr als 136 Euro. Die im Dezember vergangenen Jahres für die Commerzbank in den Dax aufgerückte Aktie kann sich damit immer weiter von ihrem Jahrestief von 86 Euro, auf das sie Anfang Februar infolge der ersten Serie von "FT"-Artikeln gefallen war, absetzen. Von den Kursen, die das Papier vor den Artikeln erreicht hatte, ist die Aktie aber noch rund ein Fünftel entfernt. Der Wirecard-Vorstand hatte die Berichte zurückgewiese nund von Diffamierung gesprochen.

Mittlerweile hat die von Wirecard beauftragte Untersuchung einer Singapurer Anwaltskanzlei ergeben, dass Mitarbeiter in dem südostasiatischen Inselstaat tatsächlich gegen Bilanzregeln verstoßen haben -allerdings weniger gravierend als von der Zeitung berichtet. In der Zwischenzeit ist nicht nur die Börsenaufsicht eingeschritten: Auch die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es bei den Kursturbulenzen nicht mit rechten Dingen zuging. Beide Behörden ermitteln. Die Bafin hatte Anfang der Woche rund ein Dutzend mutmaßlich Beteiligter bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Um wen es sich handelt, teilte die Bafin nicht mit.


Fehlende Transparenz

Short-Attacken sind ein Kursmanöver, bei dem Spekulanten eine Aktie gezielt zum Absturz bringen. Die Leerverkäufer leihen sich gegen Gebühr Aktien und verkaufen diese. Sinkt anschließend der Kurs, können sie die Papiere günstiger einkaufen und den Eigentümern zurückgeben, die Differenz zwischen Ver- und Einkaufspreis bleibt als Gewinn. Wirecard war bereits 2008 und 2016 Ziel von solchen Attacken geworden. Möglich ist dies unter anderem deshalb, weil das Geschäftsmodell schwer zu erklären ist und Konzernchef Markus Braun bisweilen auch wenig dafür tat, für mehr Transparenz zu sorgen.

Braun,der selbst sieben Prozent des zuletzt mit etwas mehr als 15 Milliarden Euro bewerteten Unternehmens hält, tritt am Donnerstag bei der wegen der Bilanzierungsprobleme verschobenen Pressekonferenz zu den 2018er-Zahlen an die Öffentlichkeit. Dabei will Wirecard auf die Vorwürfe reagieren und mit mehr Kennzahlen eine größere Transparenz herstellen. Zudem sollen diejenigen Abteilungen überdurchschnittlich ausgebaut werden, die das operative Geschäft beaufsichtigen. Das Unternehmen war in der Vergangenheit auch durch Übernahmen stark gewachsen, was die Aufsicht über die Einhaltung von gesetzlichen Regeln erschwert haben könnte.

Nach Informationen des "Handelsblatts" könnte zudem der Aufsichtsrat und Vorstand erweitert werden. Dies wurde zuletzt immer wieder von Investoren gefordert, um die Strukturen des Unternehmens an die inzwischen gewonnene Größe anzupassen.


Softbank ein starker Partner


Der im Nikkei gelistete japanische Telekommunikations- und Medienkonzern Softbank besitzt im Portfolio seines Investmentfonds eine Reihe anderer japanischer Unternehmen, zudem ist er Großaktionär bei der chinesischen Alibaba Group und dem US-Mobilitätsstartup Uber.

Mit einem Umsatz von 82,64 Mrd. USD und einem Gewinn von 9,18 Mrd. USD steht Softbank laut den Forbes Global 2000 auf Platz 39 der weltgrößten Unternehmen (Stand: Juni 2018).

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: Denys Prykhodov / Shutterstock.com

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