Wirecard: Telefonkonferenz beruhigt die Anleger – Aktie legt weiter zu

onvista · Uhr

Der Bezahldienstleister aus Aschheim ist heute in die Offensive gegangen. Nachdem zwei Online-Artikel der „Financial Times“ der Aktie ordentlich zugesetzt hatten, gab es heute früh zunächst ein schriftliches Statement von Wirecard und um 13 Uhr stellten sich Vorstandvorsitzender Dr. Markus Braun und Finanzvorstand Alexander von Knoop den Fragen der Analysten.

Sache intern abgehakt

Wie der Wirecard-Chef zunächst erklärte, habe die externe Anwaltskanzlei Rajah & Tannbis bis heute keine Beweise für die Vorwürfe festgestellt Braun rechne in Kürze mit einem Abschluss der Ermittlungen, deren Ergebnisse der Bezahldienstleister dann veröffentlichen wolle. Der wichtigste Punkt für die Anleger dürfte aber mit Sicherheit gewesen sein, dass der Vorstandsvorsitzende keinerlei Auswirkung auf das operative Geschäft spürt. Ich glaube, wir können bald wieder normal an die Arbeit gehen,“ so Braun weiter. Hier plant der Bezahldienstleister ebenfalls wieder mit starken Wachstumszahlen, wie Wirecard bereits bei der Veröffentlichung der vorläufigen Zahlen am vergangenen Mittwoch mitteilte.

Compliance-Abteilung funktioniert bestens

Für die Chef-Etage von Wirecard ist der aktuelle Fall auch ein gutes Beispiel dafür, wie gut die interne Abteilung, die 20 Mitarbeiter weltweit umfasst, funktioniert. Auch sie habe in einer „unabhängigen“ Untersuchung keinerlei Hinweise gefunden, welche die Vorwürfe erhärten könnten.

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Analysten bleiben gelassen

Die britische Investmentbank Barclays hat die Einstufung für Wirecard nach der detaillierten Antwort auf die Anschuldigungen aus der Vorwoche auf „Overweight“ mit einem Kursziel von 200 Euro belassen. Analyst Gerardus Vos bestätigte in einer am Montag vorliegenden Studie seine Empfehlung auf Basis der starken Marktposition des Zahlungsabwicklers und guter Fundamentaldaten. Zu den Vorwürfen bezog der Analyst keine Stellung.

Aufholpotenzial durchaus gegeben

Analyst Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe hatte die Vorwürfe der „FT“ unbegründet genannt. Der Journalist der Zeitung habe in den vergangenen Jahren bereits ähnliche Anschuldigungen gegen das Unternehmen erhoben. Auf diese habe der Aktienkurs mit Verlusten reagiert, diese jedoch in der Folgezeit wieder aufgeholt. Mit einer solchen Reaktion rechnet Specht auch dieses Mal.

Mit Blick auf die fundamentale Lage des Unternehmens hatten Analysten zuletzt vielfach die intakten Wachstumsaussichten des Zahlungsabwicklers betont. Negative Reaktionen auf die Vorwürfe wie eine Abstufung der Aktie oder gesenkte Kursziele blieben weitgehend aus. Viele Experten raten bei den Papieren unverändert zum Kauf. Ihre Kursziele liegen meist über 200 Euro und damit weit über dem gegenwärtigen Kurs.

Chart Wirecard – 1 Jahr

Anleger erleichtert

Die Aktie ist heute schon mit einer kräftigen Gegenbewegung in den Tag gestartet. Nach der Telefonkonferenz konnte die Aktie sogar noch ein Stück weiter zulegen. Um wieder das Niveau von vor den Zeitungsberichten zu erreichen, müsste sich der Kurs um weitere rund 27 Prozent erholen. Mit dem Kurseinbruch in der vergangenen Woche waren mehr als 7 Milliarden Euro an Börsenwert vernichtet worden.

Von Markus Weingran

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Foto: Tyler Olson / Shutterstock.com

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