Wirtschaftsweise: Keine Autoprämie, dafür Senkung der Energiekosten ++ Nvidia: Zeichen stehen weiter auf Wachstum ++ Dax: Leitindex fällt wieder unter 11.000  

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Die Spannungen zwischen den USA und China könnten wieder zunehmen. Medienberichten zufolge dürfte die Volksrepublik heute neue Gesetze für Honkong präsentieren. Die neuen Bestimmungen sollen Abspaltungen, ausländischen Einfluss, Terrorismus und alle aufständischen Aktivitäten verbieten, die den Sturz der Zentralregierung zum Ziel hätten. Die Pläne stoßen in den USA auf wenig Gegenliebe.

„Ein weiteres hartes Durchgreifen Pekings wird das Interesse des Senats an einer erneuten Überprüfung der Beziehungen zwischen den USA und China nur noch verstärken“, sagte der republikanische Mehrheitsführer Mitch McConnell Donnerstag in Washington. Donald Trump äußerte sich noch nicht zu chinesischen Plänen. Der US-Präsident ist voll und ganz mit dem Hochfahren der amerikanischen Wirtschaft beschäftigt. Dabei macht Trump klar, dass es zu keinem weiteren Shutdown mehr kommen wird.

Mögliche 2. Welle wird US-Wirtschaft nicht wieder in den Stillstand führen

Donald Trump will die USA im Fall einer zweiten Welle von Coronavirus-Infektionen nicht wieder strengen Maßnahmen zur Eindämmung unterwerfen. In diesem Fall „werden wir die Feuer löschen, wir werden das Land nicht schließen“, sagte Trump am Donnerstag (Ortszeit) bei einem Besuch einer Fabrik des Autobauers Ford in Ypsilanti im Bundesstaat Michigan. „Ob es eine Glut oder eine Flamme ist, wir werden es löschen.“ Trump drängte Gouverneure erneut dazu, die Schutzmaßnahmen in ihren Bundesstaaten zu lockern, damit die US-Wirtschaft wieder an Fahrt gewinnt.

„Um die Gesundheit unserer Bevölkerung zu schützen, brauchen wir eine funktionierende Wirtschaft“, sagte Trump. „Bestimmte Gouverneure sollten weiter sein, als sie sind.“ Trump zeigte sich erneut überzeugt, dass die US-Wirtschaft sich spätestens ab dem vierten Quartal erholen werde. „Wir werden nächstes Jahr ein unglaubliches Jahr haben.“ Er fügte hinzu: „Dieses Land steht vor einem epischen Comeback.“ In der Ford-Fabrik in Ypsilanti stellt der US-Autobauer derzeit Beatmungsgeräte wegen der Corona-Krise her.

Wirtschaftsweise: Keine Autoprämie, dafür Energiepreisreform

Um der deutschen Wirtschaft in der Corona-Krise wieder auf die Beine zu helfen, setzen die fünf Wirtschaftsweisen auf eine Energiepreisreform und eine stärkere Digitalisierung. Die derzeit diskutierte Kaufprämie für Autos lehnt der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung indes ab. Die Regierung dürfe dem Druck einzelner Branchen nicht nachgeben, schreiben die Experten in einem Beitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ (Freitag). Solche Projekte würden die tendenziell bestehenden Strukturen verfestigen, ohne eine durchschlagende konjunkturelle Wirkung zu erzielen.

Die Experten rechnen demnach mit einem „historisch großen Einbruch“ der deutschen Wirtschaftsleistung im ersten Halbjahr 2020 infolge der Pandemie. Sie fürchten, dass trotz staatlicher Rettungsmaßnahmen viele Unternehmen weiter von einer Insolvenz bedroht sind. Um eine lang anhaltende Rezession zu verhindern und die konjunkturelle Erholung zu unterstützen, empfehlen die Wirtschaftsweisen weitere Maßnahmen, etwa eine Ausweitung der Möglichkeiten zum steuerlichen Verlustrücktrag und -vortrag, eine Senkung der Energiekosten sowie eine Förderung privater und öffentlicher Investitionen etwa in die Bildung und die Verkehrsinfrastruktur.

Mit einer „zügigen und umfangreichen Energiepreisreform“ könnten etwa Haushalte und Unternehmen spürbar entlastet werden. Zur Stärkung der privaten Investitionen könnten Anreize zur Bildung von Humankapital und zum Ausbau der Digitalisierung gesetzt werden, argumentieren die Wirtschaftsweisen. Durch digitale Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen könnten Unternehmen und Arbeitnehmer zudem die Zeit der Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit nutzen, um neue Kompetenzen für die Zeit nach der Rezession aufzubauen.

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ist ein wirtschaftswissenschaftliches Beratungsgremium für die Politik. Umgangssprachlich werden die Experten auch als Wirtschaftsweise bezeichnet.

Nvidia: Spuren von Corona – ja, Belastung – nein

Der Grafikkarten-Spezialist hat im vergangenen Quartal von einem regen Geschäft mit Rechenzentren profitiert. Der Umsatz des Konzerns, dessen Technik auch in großem Stil für Anwendungen mit künstlicher Intelligenz genutzt wird, stieg im Jahresvergleich um 39 Prozent auf gut drei Milliarden Dollar. Der Gewinn sprang in dem Ende April abgeschlossenen Vierteljahr sogar von 394 auf 917 Millionen Dollar hoch.

Mit dieser Zusammensetzung des Geschäftsquartals waren die Ergebnisse von Nvidia stärker von der Corona-Krise geprägt als bei Unternehmen, die über das erste Kalenderquartal berichteten. Nvidia-Finanzchefin Colette Kress verwies auf den Wechsel vieler Beschäftigter ins Homeoffice mit Kommunikation über Videokonferenzen und den Anstieg bei der Nutzung von Videospielen in der Corona-Krise.

Das Geschäft mit Rechenzentren trug maßgeblich zu dem Wachstum mit einem Umsatzplus von 80 Prozent auf 1,14 Milliarden Dollar bei. Im Gaming-Bereich mit Nvidias Grafikkarten für Notebooks und Desktop-Rechner stiegen die Erlöse um 27 Prozent auf 1,34 Milliarden Dollar. Zugleich war dieses Geschäft von Produktionsstopps in Fabriken und der Schließung von Läden in der Pandemie gebremst worden.

Das Autogeschäft – Nvidia entwickelt auch Computer für autonome Fahrzeuge und hoch entwickelte Fahrassistenzsysteme – ist noch deutlich kleiner. Sein Umsatz sank im Jahresvergleich um sieben Prozent auf 155 Millionen Dollar.

Kurz & knapp:

IBM: Der US-Techkonzern hat einen umfassenden Abbau von Arbeitsplätzen in der Corona-Krise angekündigt. Die Entscheidung sei wohl für einige Beschäftigte eine einzigartige und schwierige Situation, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Donnerstag (Ortszeit) in einer Stellungnahme. Das Unternehmen müsse in dem sehr wettbewerbsintensiven Markt flexibel bleiben, um jederzeit hochtalentierte Arbeitskräfte anwerben zu können, die Entscheidungen des Konzerns seien im Interesse des langfristigen Wohlergehens der Firma. Wie viele Jobs IBM streichen will, dazu machte das Unternehmen mit Sitz in Armonk (Bundesstaat New York) keine detaillierten Angaben. Dabei dürfte es aber um tausende Stellen gehen, wie das „Wall Street Journal“ (WSJ) unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtete. Ende vergangenen Jahres hatte IBM knapp 353 000 Mitarbeiter.

Roche: Der Schweizer Pharmakonzern hat das auf die Sequenzierung von DNA spezialisierte Unternehmen Stratos Genomics übernommen. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Die Übernahme verschaffe Roche Zugang zu Stratos‘ einzigartiger Sequenzierungs-Methode, der sogenannten „Sequenzierung durch Expansion“ (SBX). Sobald diese vollständig entwickelt sei, biete sie der Gesundheitsbranche eine erschwingliche und schnelle Möglichkeit für die Sequenzierung des gesamten Exoms und Genoms, teilte Roche am Freitag mit.

Sixt: Das Bankhaus Metzler hat die Stammaktien des Autovermieters von „Hold“ auf „Buy“ hochgestuft und das Kursziel von 53 auf 80 Euro angehoben. Analyst Stephan Bauer sieht laut einer am Freitag vorliegenden Studie Licht am Ende des Tunnels für den Autovermieter. Er begründet dies mit Reiseerleichterungen zahlreicher europäischer Länder und einer Mitte Juni zu erwartenden Rückkehr zur Reisefreiheit.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: xieyuliang / Shutterstock.com

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