onvista-Börsenfuchs: Achtung, Anleger! Die Konjunkturampeln werden dunkelgelb

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Hallo Leute! Ich weiß nicht, wie’s Euch geht – aber Biarritz ist ein Witz, eine groteske Veranstaltung, wenn man sich die Berichte vom Verlauf des G7-Gipfels an der südwestfranzösischen Küste anguckt. Die Medien verbreiten chaotische Meinungsvielfalt (das passt zum aktuellen Börsengeschehen), von angeblichen Drohungen Chinas bis zur Trumpel’schen Gelassenheit wegen neuer Gespräche im Zoll-Zoff. Die zeitweise Mimik vieler Teilnehmer könnte man mit der Ablehnung der Nouvelle Cuisine und dem Fehlen fetter Burger interpretieren. Das Trump-eltier vertippt sich gleich zweimal beim Namen des Gastgebers (unglaublich, aber wahr). Und dann die Sache mit dem Besuch des iranischen Außenministers.

Das alles kann die Börsen nicht mehr erschüttern – ähnliches gilt (jedenfalls für die ersten Reaktionen) auch für neue Konjunkturindikatoren. Mir sind zum Wochenbeginn wieder einzelne Beruhigungspillen von Analysten auf den Tisch geliefert worden. Man könnte auch sagen: Die Bullen melden sich vorsichtig wieder zurück, jedenfalls einige. Und die meisten beziehen sich auf Ami-Land und das Vorwahljahr nach dem Motto: Dort läuft die Konjunktur ja noch. Und Donald wird’s sowieso richten, weil er wiedergewählt werden will. Okay, das ist nachvollziehbar.

Aber Europa! Meine Bedenken wachsen fast täglich, nicht allein wegen Boris & Brexit. Der mit Spannung erwartete August-Ifo ist nämlich noch schlechter als erwartet ausgefallen. Vor allem die Wortwahl des Münchner Forschungsinstituts zeigt, wie gefährlich die Entwicklung bei uns geworden ist: Die Sorgenfalten bei den deutschen Unternehmenslenkern werden immer tiefer. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist weiter auf 94,3 Punkte gefallen. Das ist der niedrigste Wert seit November 2012! Die Unternehmen schätzten ihre aktuelle Lage erneut deutlich schlechter ein. Auch mit Blick auf die kommenden Monate nahm der Pessimismus zu. Und dann heißt es wörtlich: „Die Anzeichen für eine Rezession in Deutschland verdichten sich.“ Da ist es, das böse R-Wort. Die Formulierungen des Instituts in seinem neuen BNericht bleiben dramatisch: Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Rückgang des Geschäftsklimaindikators nicht aufzuhalten. Die Zufriedenheit mit der aktuellen Lage hat erneut abgenommen. Die Erwartungen rutschten tiefer in den negativen Bereich. Ein ähnlicher Pessimismus unter den Industriefirmen war zuletzt im Krisenjahr 2009 zu beobachten. Bei keiner der deutschen Schlüsselindustrien zeigten sich Lichtblicke. Auch im Dienstleistungssektor hat sich das Geschäftsklima merklich verschlechtert.

Puh! Eine Fortsetzungsgeschichte mit negativem Vorzeichen. Vor einem Monat hieß es: Die Stimmung in den deutschen Chefetagen wird ungemütlich. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im Juli auf 95,7 Punkte gefallen. Die deutsche Konjunktur befindet sich in schwierigem Fahrwasser. Da hatte man noch ein bisschen Hoffnung. In meinen Augen werden die Ampeln jetzt dunkelgelb. Fahrt also vorsichtig, meine Freunde!

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