Kutzers Zwischenruf: Langfristiges Kapital jetzt auf Aktien umschichten

Hermann Kutzer · Uhr

Als Folge der Corona-Pandemie ist inzwischen irre viel Geld unterwegs. Die Hilfspakete von Staaten und Notenbanken haben für Laien kaum vorstellbare Ausmaße angenommen. Die Sorgen wegen der internationalen Verschuldungen rücken damit erst einmal in den Hintergrund. Zwangsläufig müssen wir längerfristig denken, wenn’s ums Geld geht. Das gilt aber auch für Spar- und Anlageprozesse. Mit der Rückkehr auf ein einigermaßen akzeptables Zinsniveau, das auch inflationsbereinigt (und damit Kaufkraft steigernd) Wertzuwachs verspricht, dürfen die Bundesbürger nicht rechnen. Deshalb bieten sich gerade Phasen wie die aktuelle zu einem kritischen Check der persönlichen Situation an. Anhand von langfristigen Statistiken möchte ich heute vor allem jüngeren Menschen dringend empfehlen, so früh wie möglich für später in Aktien anzulegen. Das sollte in erster Linie für die private Altersvorsorge geschehen – aber auch ganz allgemein nach dem Motto: Nicht falsch auf dem fast zinslosen Konto sparen, sondern stattdessen (von der Liquiditätshaltung abgesehen) sinnvoll in Unternehmensbeteiligungen investieren.

In einem langen und intensiven Telefonat konnte ich an Karfreitag einen jungen, aber schon gut situierten Leitenden Angestellten davon überzeugen, seine Anlagen umzuschichten – konkret: in Aktien und/oder Aktienfonds. Der Rat suchende Norddeutsche hat sich bisher auf ein Konvolut von unterschiedlichen Lebens- und Risikoversicherungen verlassen, fühlt sich damit aber zunehmend unwohl. Nach einer kritischen Beschäftigung sind ihm erst nach Jahren die „offenbar hohen Kosten“ aufgefallen, was auch zu einem oft „enttäuschend langsamen und meist unfreundlichen Service“ seiner Finanzdienstleister passt. Er ist spät dran mit seiner Neuorientierung, aber gewiss nicht zu spät. Und die langfristig erzielbaren Durchschnittsrenditen am Aktienmarkt sind für ihn völlig überraschend.

Im Folgenden ein paar typische Beispiele der langfristigen Dax-Entwicklung – nützlich, weil besonders anschaulich ist für alle Anleger das jährlich aktualisierte „Rendite-Dreieck“ des Deutschen Aktieninstituts (DAI). Unser Leitindex der Standardwerte wird von der Deutschen Börse seit dem 1. Juli 1988 berechnet und startete bei 1.163,52 Punkten. Bei einem Kauf zum Jahresschlusskurs 1980 und einem Verkauf Ende 2019 hätte der Anleger einen Gewinn von durchschnittlich 8,9 Prozent im Jahr erzielt, bei einem Kauf am 31.12.1980 und dem Verkauf zum Jahresultimo 1999 einen Gewinn von durchschnittlich 15,1 Prozent. Nimmt man den Durchschnitt aller Anlageperioden seit 1980 auf Basis der Jahresschlusskurse, so ergibt sich ein jährlicher Gewinn von 11,3 Prozent. Generell gilt für die langfristige Aktienperformance an den führenden Börsen eine Spanne von etwa 6 bis 9 Prozent p.a.

Wichtig (neben den eindrucksvollen Performancezahlen): Je länger die Anlagehorizonte, desto weiter gleichen sich die Renditen einander an, d.h. es gibt immer weniger Rendite-Ausreißer. Außerdem wandeln sich negative Renditen kürzerer Zeiträume in positive, wenn der Anlagezeitraum länger wird. Damit verringern langfristige Investments das Risiko.

Was heißt das aktuell? Je größer die wirtschaftlichen Schäden sein werden und je länger und tiefer als Folge davon die Rezession ausfallen wird, umso stärker wird der anschließende weltwirtschaftliche Erholungsprozess sein. Wann auch immer, selbst wenn es ein paar Jahre bis zum Wiederaufschwung dauern sollte. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit lassen keine Zweifel zu. Wer also sein Geld voraussichtlich für mindestens 10 bis 20 Jahre wertsteigernd anlegen möchte, kommt an der Aktie nicht vorbei. Mein Gesprächspartner hat noch am Telefon beschlossen, sein Portfolio in Aktien- und Fondssparpläne plus physisches Gold umzuschichten.

Ich wünsche Ihnen, geschätzte Anleger, interessante und gesunde Feiertage!

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