BASF: Ansage vom Vorstand –„Wir wollen ein großer Spieler werden auf dem Markt für Batteriematerialien“

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Die Herabstufung von Covestro färbt heute auch auf die Aktie von BASF ab. Mit einem Minus von 1,4 Prozent gehört die Aktie der Ludwigshafener zu den schwächsten Werten im deutschen Leitindex. Viel anders sieht es auch seit Jahresanfang aus. Mit einem Minus von etwas einem Prozent gehören die BASF-Papiere nicht zu den diesjährigen Lieblingen der Anleger.

Aber warum?

Schaut man sich die Nachrichten dieses Jahr von BASF an, dann kann es einem schon die Fragezeichen ins Gesicht treiben. Mit dem starken Halbjahreszahlen hat BASF die Umsatzprognose von 74 Milliarden auf 77 Milliarden angehoben. Beim EBIT vor Sondereinflüssen wurde der Ausblick ebenfalls nach oben angepasst – von 5 bis 5,8 Milliarden Euro auf 7,0 bis 7,5 Milliarden Euro. Aktuell liegt das geschätzte KGV für 2021 bei 10,8 und die geschätzte Dividendenrendite mit 3,41 Euro bei 5,25 Prozent. Zahlen die Anlegerherzen eigentlich begeistern müssten.

Auch bei den Analysten lässt sich eigentlich kein großes Haar in der Supper finden. 09 Plädieren für „Kaufen“ und 7 für „Halten“. Das durchschnittliche Kursziel aus diesen Einschätzungen liegt bei etwas 80 Euro – die Aktie bei 68 Euro.

Eine große Sorge bei BASF ist eine nachlassende Nachfrage aus dem Reich der Mitte und die bekommt heute neues Futter. Der Aufschwung der chinesischen Wirtschaft hat im dritten Quartal deutlich an Fahrt verloren. Wie das Pekinger Statistikamt am Montag mitteilte, wuchs die zweitgrößte Volkswirtschaft im dritten Quartal noch um 4,9 Prozent im Vorjahresvergleich. Experten hatten mit einem etwas stärkeren Anstieg gerechnet. Nach einem Rekordzuwachs von 18,3 Prozent im ersten und 7,9 Prozent im zweiten Quartal ist es der bisher schwächste Wert in diesem Jahr. Im Zeitraum von Januar bis September lag das Wachstum damit zusammengerechnet bei 9,8 Prozent. Die Anleger befürchten wohl, dass sich dies stark auf die Lage bei BASF abfärbt. Aber kommt dies wirklich so?

BASF klotzt weiter

Der Chef des Chemiekonzern, Martin Brudermüller, ist schon einen Schritt weiter. Er sieht die Kathodenfertigung für Batteriezellen in der Lausitz als Baustein, auf dem Batteriematerialienmarkt mitführend zu werden. „Mit unserem Standort in Schwarzheide werden wir den europäischen Markt bedienen“, sagte Brudermüller dem „Tagesspiegel“. (Montagsausgabe). Für 2030 plane das Unternehmen mit einem Weltmarktanteil von rund zehn Prozent. Dafür habe BASF Produktionsstätten in den USA und in Japan und 51 Prozent eines etablierten Herstellers von Batteriematerialien in China erworben. „Wir wollen ein großer Spieler werden auf dem Markt für Batteriematerialien“, betonte der BASF-CEO.

Material für 400.000 E-Flitzer

BASF wird in der neuen Anlage Kathodenmaterialien für 400.000 Elektrofahrzeuge pro Jahr herstellen. Zudem baut der Chemieriese eine Prototypanlage für Batterierecycling. Ziel ist es laut Unternehmen, den Kreislauf zu schließen, um führend im Recycling von Lithium-Ionen-Batterien für die Autoindustrie zu werden. Das Projekt ist ein stategisches Föderprojekt der EU-Kommission (IPCEI) und wird von Bund sowie Land finanziell gefördert.

Recycling ist direkt dabei

Was die Kapazität in der Lausitz angeht, denkt das Unternehmen nach Worten von Brudermüller auch über nächste Stufen nach. Platz dafür sei genügend da, sagte er der Zeitung. Auch deshalb werde in Schwarzheide eine erste Pilotanlage für das Recycling von Batterien bis 2023 gebaut. „In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts steht dann die Entscheidung an über ein großindustrielles Recycling, um vor allem Nickel als Sekundärrohstoff wiederverwerten zu können.“ Wo dieses Projekt verwirklicht wird, ist noch ungeklärt. Entscheidend seien die Erfahrungen und Ergebnisse aus der Pilotanlage, wie Linda Bottin, Sprecherin von BASF am Standort Schwarzheide auf Nachfrage betonte.

BASF ist für die Zukunft gut gerüstet

Nicht nur bei Batterie-Materialien ist BASF gut für die Zukunft aufgestellt. Mit Quantafuel sowie REMONDIS hat der Dax-Konzern das Recycling von Kunststoffabfällen und die Produktion von Pyrolyseöl im Auge und mit der Lufthansa arbeitet BASF zusammen um den Reibungswiderstand eines Flugzeugs und damit den Treibstoffverbrauch zu verringern. Das sind nur einige Beispiele für Projekte mit denen BASF auf dem Weg zur Klimaneutralität mitwirken und verdienen möchte.

Wenn der Markt nicht will, dann will er nicht

An der Börse hat es noch nie viel gebracht sich gegen den Markt zu stemmen. Der will die Aktie seit Jahresanfang nicht aus der Spanne zwischen 65 und 70 Euro ausbrechen lassen. Daher scheinen die Anleger auch langsam die Geduld mit der Aktie zu verlieren. Seit Mitte des Jahres hat der Kurs jetzt schon so oft die untere Unterstützung bei 65 Euro getestet, dass aus ihr mittlerweile ein Widerstand geworden ist.

Chart BASF – seit Januar 2020

Charttechnisch hat sich das Bild zudem noch weiter eingetrübt. Wer die 200- und 50-Tage-Linie im Kurs einblendet, der wird feststellen, dass die 50-Tage-Linie erst kürzlich die 200 Tage-Linie von oben nach unten durchbrochen hat und damit ein sogenanntes „Death Cross“ markiert hat. Dies wird in vielen Fällen als Verkaufssignal gewertet.

Allerdings muss ein „Death Cross“ nicht immer als schlechtes Omen gewertet werden und sollte auch nicht überbewertet werden. Da beide Linie fast parallel verlaufen kann der Kurs auch schnell wieder das Gegenteil zeigen – ein „Golden Cross“. Wichtiger dürfte sein, dass die Aktie schnell wieder über die Marke von 65 Euro klettert. Dann könnte sie auch zum Jahresende wieder Fahrt aufnehmen.

Daher sollten Anleger erst zugreifen, wenn der Kurs wieder nachhaltig über 65 Euro steht. Bis dahin ist die Aktie eine Halteposition.

Redaktion onvista /dpa-AFX

Foto: Cineberg / shutterstock.com

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