Covestro: Wann kommt die Aktie in die Hufe? – Treiben Rekordgewinn und guter Ausblick den Kurs endlich in die Höhe?

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Obwohl die Geschäfte beim Kunststoff-Spezialisten 2021 mehr als gut gelaufen sind, Covestro mehrfach die Prognose erhöht hat, konnte das Papier 2021 gerade einmal etwas mehr als 5 Prozent gewinnen. In genau einer Woche legt der Dax-Konzern seine Zahlen für das gesamte Geschäftsjahr vor. Obwohl viele Experten mit einem Rekordgewinn rechnen und Covestro schon angedeutet, dass 2022 mindestens genauso erfolgreich sein dürfte, hat es die Aktie seit Jahresanfang nicht ins Plus geschafft. Der Kurs hat um fast 6 Prozent nachgegeben. Leiten Zahlen und Ausblick eine Trendwende im Kurs ein?

Covestro konnte mit der hohen Nachfrage kaum Schritt halten

Die Konjunkturerholung und eine damit verbundene hohe Nachfrage lieferte Covestro, wie auch den Konkurrenten, 2021 Rückenwind. Die Nachfrage nach den Hart- und Weichschaum-Vorprodukten des Konzerns ist hoch. So werden die Kunststoffe von Covestro in zahlreichen Produkten verarbeitet. Die weichen Schaumstoffe beispielsweise in Matratzen, Autositzen und Sofas und die harten Schaumstoffe als Isoliermaterial in Kühl- und Gefrierschränken sowie in Häuserfassaden. Andere Substanzen – sogenannte Polycarbonate – werden für Autoscheinwerfer und Handy- oder Laptop-Gehäuse genutzt. Lacke, bei denen Covestro die Grundstoffe liefert, sollen Autos und Möbel kratzfest machen.

Teilweise kam Covestro mit der Produktion nicht mehr hinterher, so groß war die Nachfrage. Dabei spielten allerdings auch Produktionsausfälle in der Branche eine Rolle, auch bei Covestro. All das trieb die Verkaufspreise in die Höhe.

Vor diesem Hintergrund hatte Covestro-Chef Markus Steilemann im Herbst im Zuge der Veröffentlichung der Zahlen für das dritte Geschäftsquartal den Jahresgewinnausblick abermals angehoben. Seither steht für 2021 ein Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 3,0 bis 3,2 Milliarden Euro auf dem Plan.

Wegen Materialmangels wurde die Erwartung an das Mengenwachstum im Kerngeschäft allerdings auf 10 bis 12 Prozent nach unten geschraubt. Dabei soll das vom Konkurrenten DSM übernommene Geschäft mit nachhaltigen Beschichtungsharzen 6 Prozentpunkte beisteuern.

Am Gewinnwachstum sollen die Aktionäre mit einer deutlichen Dividendenerhöhung beteiligt werden. „Die Dividende pro Aktie für 2021 wird die höchste sein, die Covestro bisher gezahlt hat“, hatte Finanzvorstand Thomas Toepfer jüngst der Wirtschaftszeitung „Euro am Sonntag“ gesagt. Die bisher höchste Dividende gab es für 2018 mit 2,40 Euro je Aktie. Für 2020 schüttete der Konzern 1,30 Euro aus.

Bei der nun anstehenden Veröffentlichung der Zahlen wird Covestro auf Jahresbasis erstmalig in neuer Struktur berichten. So hatten die Leverkusener mit Wirkung zum 1. Juli ihre Organisation neu aufgestellt. Die seither sieben operativen Einheiten wurden dazu in zwei Bereichen zusammengefasst: Performance-Materialien sowie das Spezialitätengeschäft.

Die Sparte Performance-Materialien umfasst das Massengeschäft mit Standard-Polycarbonaten, Standard-Urethankomponenten sowie Basischemikalien. Im Spezialitätengeschäft sind sechs Geschäftseinheiten angesiedelt: Maßgeschneiderte Urethankomponenten, Beschichtungen und Klebstoffe, Technische Kunststoffe, Spezialfolien, Elastomere sowie Thermoplastische Polyurethane.

Rekordgewinn wird erwartet

Analysten erwarten laut den vom Unternehmen zur Verfügung gestellten Daten für 2021 im Durchschnitt ein Umsatzwachstum um gut 43 Prozent auf 15,35 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis dürfte 3,1 Milliarden Euro erreichen – mehr als doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Unter dem Strich dürfte für die Anteilseigner am Ende mit gut 1,6 Milliarden Euro ein Vielfaches des Vorjahresergebnisses hängen geblieben sein.

Für 2022 dürfte Covestro laut Durchschnittsschätzung ein operatives Gewinnziel von gut 2,7 Milliarden Euro ausgeben. Isha Sharma und Andreas Heine vom Investmenthaus Stifel gehen dabei von einer gewohnt großen Bandbreite aus. Sie erwarten eine Unternehmensprognose eines Ebitda von 2,5 bis 3 Milliarden Euro, was aber auch eine gewisse Vorsicht widerspiegeln sollte. Insbesondere im ersten Quartal könnten dabei die hohen Energiepreise noch auf der Profitabilität lasten.

Mit Blick auf die Dividende rechnen Analysten laut Daten der Nachrichtenagentur Bloomberg mit knapp 3,5 Euro je Aktie. Für eine Dividende zwischen 3 und 4 Euro spricht laut den Stifel-Analysten die starke Entwicklung des Barmittelflusses. Zwar würde der gepaart mit der starken Gewinnentwicklung auch größere Übernahmen erlauben, solch ein Schritt erscheine allerdings eher unwahrscheinlich. Der Grund sei die in Relation zum operativen Unternehmensgewinn niedrige Bewertung von Covestro an der Börse. So dürften potenzielle Übernahmeziele derzeit höher bewertet sein als Covestro, sie würden also teurer erscheinen. Daher kämen Kaufambitionen bei den Anlegern wohl nicht so gut an.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Homepage Bayer

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