ROUNDUP: Flatexdegiro legt 2021 Rekordjahr hin - Aktie im Abwärtssog

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Handelsboom an den Börsen in der Corona-Krise hat dem Online-Broker Flatexdegiro 2021 ein Rekordjahr beschert. Ein großer Schwung neuer Kunden trieb den Umsatz und den operativen Gewinn kräftig nach oben, wie das Unternehmen am Montagabend in Frankfurt mitteilte. Allerdings erkaufte sich Flatexdegiro das Wachstum ein Stück weit mit zusätzlichen Werbeausgaben. Die Aktie des Brokers konnte sich dem allgemeinen Abwärtssog an der Börse am Dienstag nicht entziehen.

Am Vormittag büßte das Papier rund 1,88 Prozent auf 18,23 Euro ein und lag damit im Mittelfeld des Nebenwerte-Index SDax . Seit dem Jahreswechsel steht nun ein Kursverlust von rund zehn Prozent zu Buche. Das Rekordhoch von 29,70 Euro aus dem vergangenen Sommer ist weit entfernt. Allerdings: Bis zum Corona-Crash an den Finanzmärkten im Februar 2020 war das Papier allerdings noch zu weniger als acht Euro gehandelt worden.

Seitdem hat der Zustrom neuer Aktienanleger dem Unternehmen ein kräftiges Geschäftswachstum eingebracht. Nach starken Zuwächsen im ersten Corona-Jahr samt der Übernahme des niederländischen Konkurrenten Degiro ging es 2021 weiter aufwärts.

Im abgelaufenen Jahr sprang der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr auf Basis vorläufiger Zahlen um fast 60 Prozent auf knapp 418 Millionen Euro nach oben. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereffekten (bereinigtes Ebitda) legte um gut 55 Prozent auf gut 177 Millionen Euro zu. Bei beiden Kennzahlen übertraf Flatexdegiro die durchschnittlichen Erwartungen der von Bloomberg befragten Analysten. Wie bereits bekannt, lag die Zahl der Kundenkonten Ende 2021 mit 2,06 Millionen ebenfalls 55 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Für 2022 hat sich der Vorstand um Flatexdegiro-Chef Frank Niehage bereits weiteres Wachstum zum Ziel gesetzt. So soll die Zahl der Kundenkonten um 30 bis 40 Prozent auf 2,7 bis 2,9 Millionen zulegen, wie das Unternehmen schon Anfang Januar mitgeteilt hatte. Allerdings dürfte der durchschnittliche Kunde weniger intensiv handeln als im vergangenen Jahr. Insgesamt rechnet das Management daher auf Jahressicht nur mit einem Anstieg der Transaktionen von 91 Millionen auf 95 bis 115 Millionen.

Branchenexperte Marius Fuhrberg von Warburg Research sah sich von den jüngsten Zahlen bestätigt und schreibt dem Papier weiterhin ein Kursziel von 38 Euro zu. Dafür müsste sich der Kurs aus heutiger Sicht mehr als verdoppeln. Sein Kollege Martin Comtesse vom Analysehaus Jefferies ist mit einem Kursziel von 33 Euro etwas vorsichtiger. Er schrieb von einer starken Umsatzentwicklung. Die gestiegenen Marketingaufwendungen hätten jedoch auf die Profitabilität gedrückt.

Vor wenigen Tagen hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg von einem möglichen Übernahmeangebot für Flatexdegiro berichtet und damit ein Kursfeuerwerk ausgelöst. Den zitierten Insidern zufolge prüfen Finanzinvestoren Möglichkeiten für eine Übernahme des Frankfurter Brokers. Die Aktie legte daraufhin vorige Woche zeitweise um mehr als ein Fünftel auf 19,05 Euro zu. Derzeit wird Flatexdegiro an der Börse mit rund zwei Milliarden Euro bewertet./stw/mis/eas

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