Rheinmetall will Panzer in die Ukraine liefern - Laut "Welt" auch Leopard 1

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DEUTSCHLAND-RHEINMETALL:Rheinmetall will Panzer in die Ukraine liefern - Laut "Welt" auch Leopard 1

Berlin (Reuters) - In der Ampel-Koalition gibt es Vorbehalte gegen den vom Rüstungskonzern Rheinmetall beantragten Export von 100 Schützenpanzern des Typs Marder in die Ukraine.

Die Frage, dass die Industrie direkt Panzer liefert, stelle sich derzeit nicht, sagte SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken am Montag in Berlin. Vorrang habe der Ringtausch mit osteuropäischen Staaten, die ihrerseits schwere Waffen an die Ukraine liefern würden. Unterdessen berichtete die Zeitung "Die Welt", Rheinmetall wolle auch Kampfpanzer vom Typ Leopard 1 in die Ukraine verkaufen.

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) schrieb in einem Brief an die Fraktionen von SPD, Grüne und FDP, dass die Lieferung von Kriegswaffen durch die Industrie einer der Wege sei, um die Ukraine mit schweren Waffen zu versorgen. "Sämtliche Anträge werden jeweils mit absoluter Priorität bearbeit. Sie werden nach Ressortabstimmung in der Regel tagesgleich beschieden", heißt es in dem Reuters vorliegenden Brief. "Wir wollen der Ukraine helfen, wo wir nur können."

Die Bundesregierung werde zeitnah über die von Rheinmetall beantragte Lieferung von 100 Marder-Schützenpanzer an die Ukraine entscheiden, sagte Regie rungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin. Der Konzern bemüht sich nach Informationen von Reuters zunächst um eine Exportgenehmigung für die Fahrzeuge in ihrem aktuellen Zustand, mit dem Ziel, sie in den kommenden Monaten einsatzbereit zu machen. Rheinmetall wollte den Vorgang nicht kommentieren. Der Bundessicherheitsrat, dem Bundeskanzler Olaf Scholz vorsitzt, muss die Ausfuhr der Panzer genehmigen.

"WELT" - RHEINMETALL WILL 88 LEOPARD-PANZER EXPORTIEREN

Am Montagabend berichtete die "Welt" unter Berufung auf ihr vorliegende Dokumente, Rheinmetall habe vergangene Woche auch die Lieferung von 88 Leopard vom Typ 1A5 beantragt. Ein Sprecher des Konzerns lehnte auf Reuters-Anfrage eine Stellungnahme dazu ab. Das Blatt berichtete weiter, auch der Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann (KMW) wolle 100 Panzerhaubitzen 2000 ausführen. Nach dem Bericht beträgt der Wert der gebrauchten Leopard 1A5 rund 115 Millionen Euro. Zusammen mit dem 150 Millionen Euro schweren Angebot der Marder-Schützenpanzer und dem Angebot für Panzerhaubitzen, das sich auf 1,8 Milliarden Euro belaufe, hätten diese schweren Waffen einen Gesamtwert von mehr als zwei Milliarden Euro. Die "Welt" bezog sich bei diesen Angaben auf ihr vorliegende Dokumente.

SPD-Co-Chefin Esken wiederholte zuvor die Vorbehalte gegen diesen Weg der Ausrüstung: Die Ukrainer würden westliche Waffensysteme nicht kennen und benötigten langes Training. Außerdem seien Panzer sehr anfällige Waffen, für die Ersatzteile und Monteure nötig seien, die aber in der Ukraine nicht zur Verfügung stünden. "So eine Lieferung müsste von langer Hand vorbereitet werden", sagte sie. Die SPD-Co-Chefin verwies als Alternative auf den Ringtausch mit osteuropäischen Staaten. Dabei liefern diese schwere Waffen aus russischer Produktion an die Ukraine und erhalten zeitversetzt etwa von Deutschland Ersatz.

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