Marktupdate: US-Inflationsdaten werfen ihren Schatten voraus - Conti-Zahlen werden positiv aufgenommen - Allianz erhöht Rücklagen für Rechtsstreit - Anleger unschlüssig bei SMA Solar

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Vor den mit Spannung erwarteten US-Inflationsdaten arbeitet der Dax am Mittwoch weiter an seiner Stabilisierung. An einem Tag mit einer Flut an Quartalszahlen deutscher Unternehmen legte der Leitindex nach den ersten zehn Handelsminuten 0,60 Prozent auf 13 615,56 Punkte zu. Allerdings sind die Anleger schnell wieder vorsichtiger geworden. Rund eine Stunde nach Handelsbeginn liegt der deutsche Leitindex nur nach knapp im Plus. Von den amerikanischen Inflationsdaten möchte wohl niemand böse überrascht werden. 

Das Eurozonen-Kursbarometer EuroStoxx 50 legte am Mittwoch sogar etwa ein Prozent zu. Die Wall Street hatte sich am Vorabend zwar weiter schwer getan, aus Asien kamen aber bessere Vorgaben. Vor allem in China zogen die Börsen an, was Marktbeobachter mit einem dort nachlassenden Corona-Infektionsgeschehen begründeten. Dies nähre die Hoffnung, dass die am Wachstum zehrenden Beschränkungen gelockert werden. Wegen Chinas Rang als besonders wichtige Exportnation sorgen die Lockdowns derzeit global für viel Unsicherheit.

Am Nachmittag kommen dann aus den USA wichtige Inflationsdaten vom April - für die Experten der ING die "Big Story" des Tages, vor der es die Anleger vermutlich eher ruhig angehen lassen. Die große Frage lautet, ob die hohe US-Inflation beginnt, sich zu verlangsamen und der geldpolitische Druck auf die US-Notenbank Fed damit zunächst nicht mehr größer wird.  

Conti: Zahlen sorgen für steigenden Kurs

Der Autozulieferer und Reifenhersteller hat im ersten Quartal einen spürbaren Gewinneinbruch verzeichnet. Unter dem Strich sackte der Konzerngewinn um 45 Prozent auf 245 Millionen Euro ab, wie die Hannoveraner am Mittwoch mitteilten. "Das abgelaufene Quartal wurde überschattet vom Krieg gegen die Ukraine und damit einhergehenden massiven Auswirkungen auf ohnehin bereits hohe Energiepreise sowie angespannte Logistikketten und Rohstoffmärkte", sagte Vorstandschef Nikolai Setzer am Mittwoch. Conti hatte bereits im April vorläufige Zahlen vermeldet und dabei angesichts des eingetrübten Umfelds den Ergebnisausblick gekappt.

Vor allem in der Autozulieferung lief es schlecht. Aus eigener Kraft - also ohne Zu- wie Verkäufe von Unternehmensteilen sowie ohne Wechselkurseffekte - wäre der Erlös in der Sparte gefallen, im Tagesgeschäft fielen zudem roten Zahlen an. Immerhin holte Conti hier Aufträge in Höhe von über 5,8 Milliarden Euro herein, rund die Hälfte mehr als ein Jahr zuvor.

Stabil verlief zum Jahresstart das Reifengeschäft dank gestiegenen Absatzes und guter Preisentwicklung. Insgesamt verzeichnete der Dax-Konzern in den Monaten Januar bis März im Jahresvergleich ein Umsatzwachstum von acht Prozent auf 9,3 Milliarden Euro. Vor Zinsen und Steuern sowie um Sondereffekte bereinigt sank hingegen das operative Ergebnis um fast 40 Prozent auf 438,5 Millionen Euro.  

Allianz: Rechtsstreit sorgt für Gewinneinbruch

Der Versicherungskonzern Allianz legt wegen des laufenden Rechtsstreits mit Großanlegern in den USA weitere 1,9 Milliarden Euro zurück. Grund dafür seien weitere Vergleiche zur Entschädigung von Investoren und fortschreitende Gespräche mit den US-Behörden, teilte der Dax-Konzern überraschend am Mittwoch in München mit. Nachdem der Konzern in seinem Jahresabschluss für 2021 bereits eine Belastung von rund 3,7 Milliarden Euro verbucht hatte, soll die neuerliche Rückstellung den Rest des Risikos abdecken. Dieses umfasse Entschädigungszahlungen an Investoren und mögliche Zahlungen im Rahmen der behördlichen Verfahren, hieß es.

Für das erste Quartal rechnet die Allianz wegen der Milliardenbelastung mit einem Gewinneinbruch auf rund 600 Millionen Euro. Im ersten Quartal des Vorjahres hatte der Konzern noch mehr als 2,5 Milliarden Euro verdient. Dabei belaste die Rückstellung den Überschuss mit rund 1,6 Milliarden Euro. Im Tagesgeschäft verdiente der Konzern hingegen überraschend gut: Der operative Gewinn ging den Angaben zufolge im Jahresvergleich zwar von 3,3 Milliarden auf 3,2 Milliarden Euro zurück, lag damit aber höher als von Analysten im Schnitt erwartet. Die Allianz stellte erneut klar, dass sie die Belastungen durch den US-Rechtsstreit bei der Berechnung der Dividende für die Aktionäre herausrechnen wird.  

SMA Solar: Anleger bleiben unschlüssig

Die Aktien von SMA Solar zeigen sich am Mittwoch nach der Zahlenvorlage vorbörslich schwankend. Zeitweise erholten sie sich mächtig von ihren jüngsten Kursverlusten, indem sie im Tradegate-Handel um bis zu acht Prozent anzogen. Zuletzt aber dämmten sie die Gewinne dort wieder auf 1,4 Prozent im Vergleich zum Xetra-Schluss ein. Am Vortag hatten sie schon eine Berg- und Talfahrt hinter sich. Zeitweise waren sie beflügelt worden von Spekulationen über eine Partnerschaft mit dem deutschen Solarauto-Entwickler Sono Motors.

Ein Händler warnte am Morgen davor, dass die Aktien auch nach dem Quartalsbericht besonders volatil bleiben könnten. Laut dem Experten Constantin Hesse von Jefferies Research war das erste Quartal schwach wegen der anhaltenden Lieferkettenprobleme und vor allem der Chip-Knappheit, dies sei aber erwartet worden. Die Erlösentwicklung habe daher die Erwartungen erfüllt und die Entwicklung der Gewinnkennziffern (Ebit und EPS) sei sogar besser als erwartet gewesen. Außerdem bestätigte der Hersteller von Wechselrichtern für Solaranlagen seinen Ausblick.  

Ahold Delhaize: Prognose wird leicht erhöht

Der niederländische Handelskonzern blickt nach einem starken Start ins Jahr und wegen des guten Konsumklimas in den Vereinigten Staaten etwas optimistischer auf das laufende Jahr. Zudem profitiert das Unternehmen vom schwachen Euro, durch den von den in den USA erzielten Geschäften mehr in der Gewinn- und Verlustrechnung hängen bleibt. Beim Ergebnis je Aktie aus dem laufenden Geschäft werde jetzt ein Wert in der Höhe des Vorjahres erwartet, teilte das im EuroStoxx 50 notierte Unternehmen am Mittwoch in Zaandam mit. Bisher hatte Ahold Delhaize mit einem Rückgang im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich gerechnet. Die Prognosen für die Marge, den Zahlungsmittelzufluss und die Investitionen wurde dagegen bestätigt.

Im ersten Quartal zog der Umsatz um acht Prozent auf knapp 20 Milliarden Euro an - ohne die Effekte des schwachen Euro waren es 3,6 Prozent. Beim organischen Wachstum profitierte der Konzern auch von Benzinverkäufen an den Tankstellen des Unternehmens. Ohne diese wäre der Erlös um 0,7 Prozent gestiegen. Während es in den Vereinigten Staaten, wo der Konzern rund 60 Prozent seines Umsatzes erzielt, gut gelaufen ist, gab es Probleme in Europa. Hier zog der Erlös nur leicht an und wäre ohne Umsätze mit Treibstoff gefallen. Ein Grund dafür sind die Lockerungen der Corona-Auflagen in Belgien und den Niederlanden. Dadurch haben viele Konsumenten wieder mehr in Restaurants oder für Reisen ausgegeben und weniger im Supermarkt.

Der Gewinn ging wegen höherer Kosten leicht auf 546 Millionen Euro zurück. An der Börse kamen die Zahlen und die leicht erhöhte Prognose nicht gut an. Die Aktie gab im frühen Handel rund drei Prozent auf 26,85 Euro nach. Damit baute das Papier seinen bisherigen Jahresverlust aus. Bis Dienstagabend hatte der Kurs des Ahold-Delhaize-Papiers rund acht Prozent nachgegeben und gehört damit aber noch zu den besten Werten im Eurozonen-Auswahldindex EuroStoxx 50.

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