Munich Re muss sich für Gewinnziel strecken

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Der Rückversicherer Munich Re legt an diesem Dienstag (9. August) seine Zahlen zum zweiten Quartal vor.

Das erwartete Munich Re

Hatte die Corona-Krise der Munich Re im Jahr 2020 einen herben Gewinnrückgang auf 1,2 Milliarden Euro eingebrockt, fasste der Dax-Konzern ein Jahr später wieder Tritt. 2021 standen unter dem Strich 2,9 Milliarden Euro Gewinn, und für 2022 gab Vorstandschef Joachim Wenning im Februar 3,3 Milliarden Euro als Ziel aus. Das entspräche etwa dem Konzerngewinn von 2013.

Doch einen Tag nach der Zahlenvorlage begann die russische Invasion in die Ukraine. Im ersten Quartal schrieb die Munich Re fast 700 Millionen Euro auf russische und ukrainische Anleihen ab - was sowohl die Rückversicherungssparte als auch die Erstversicherungstochter Ergo traf. Netto belief sich die Belastung für den Konzern noch auf 370 Millionen Euro, weil die Lebensversicherungskunden einen Teil der Verluste tragen müssen - und die Abschreibungen die Steuerlast mindern.

Zudem verbuchte die Munich Re infolge des Kriegs Versicherungsschäden von etwas über 100 Millionen Euro. Viele Schadenmeldungen gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie Finanzchef Christoph Jurecka im Mai erläuterte. Während bei normalen Verträgen im Schaden- und Unfallgeschäft Kriegsrisiken ausgeschlossen seien, erwartete er Belastungen in Spezialbereichen wie der Versicherung von Transporten, Krediten und Deckungen gegen politische Gewalt.

In der zurückgestellten Summe ist dem Manager zufolge auch ein Betrag für die Flugzeuge enthalten, die ausländische Flugzeugfinanzierer an russische Airlines vermietet hatten - und nun nicht mehr zurückbekommen. Ob daraus tatsächlich ein Versicherungsschaden entsteht, müssen aber voraussichtlich Gerichte klären. In diesem Bereich gebe es so große Unsicherheiten, dass die Sache am Ende ganz anders ausgehen könne, sagte Jurecka.

Auch deshalb und wegen der "fragilen gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen", der Schwankungen an den Kapitalmärkten sowie des unklaren Fortgangs der Pandemie und des Kriegs sah der Vorstand seine Prognosen und Ziele des Konzerns für 2022 unter erhöhter Unsicherheit. Auch um den Überschuss wie geplant zu steigern, sollen die Prämieneinnahmen in diesem Jahr konzernweit auf 64 Milliarden Euro wachsen - und damit stärker als zunächst geplant.

Das erwarten Analysten

Von der Munich Re befragte Branchenexperten gehen nicht mehr davon aus, dass der Dax-Konzern sein Gewinnziel in diesem Jahr erreicht. Im Schnitt rechnen sie mit einem Überschuss von gut 3,1 Milliarden Euro. Auch das Ziel, die Bruttoprämieneinnahmen auf 64 Milliarden Euro zu steigern, ist aus ihrer Sicht etwas zu hoch gesteckt: Im Schnitt erwarten sie hier 63,8 Milliarden Euro.

Im zweiten Quartal dürfte die Munich Re denn auch deutlich weniger verdient haben als ein Jahr zuvor. Hatten da unter dem Strich noch 1,1 Milliarden Euro Gewinn gestanden, erwarten die Analysten jetzt im Schnitt einen Konzerngewinn von 719 Millionen Euro.

Zwar dürften die Prämieneinnahmen nach ihrer Einschätzung insgesamt um rund acht Prozent auf 15,8 Milliarden Euro gestiegen sein. Allerdings ging im Rückversicherungsgeschäft vermutlich ein größerer Anteil der Prämien für Schäden, Verwaltung und Vertrieb drauf: Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote dürfte sich in diesem Segment im Jahresvergleich von 90,1 auf 93,8 Prozent verschlechtert haben. Die Gewinne aus Kapitalanlagen dürften sogar um 40 Prozent auf weniger als 1,2 Milliarden Euro eingebrochen sein.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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