Bayer-Analyse: Aktie fast unbeeindruckt von fünften Gerichtserfolg in Folge - trotzdem zugreifen?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: Homepage Bayer

Ist das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Der Dax erholt sich heute nach den vergangenen schwachen Tagen, Bayer kommt mit einer guten Nachricht um die Ecke und trotzdem liegt die Aktie nur ein Prozent im Plus. Bei den Glyphosat-Streitigkeiten konnten die Leverkusener den fünften Erfolg in Folge von den US-Gerichten verbuchen. Da Bayer allerdings noch rund 30.000 Klagen vor der Brust hat, hält sich die Begeisterung der Anleger in Grenzen. Ist die Aktie trotzdem ein Fall für das Depot?

Fünfter Erfolg in Serie

Eine Jury aus Missouri hat im Streit um das Produkt Roundup in einer Haftungsklage ein positives Urteil gefällt. "Die Ergebnisse der Jury entsprechen auch den Untersuchungen der zuständigen Regulierungsbehörden sowie vierzig Jahren wissenschaftlicher Forschung, die immer wieder festgestellt haben, dass Roundup sicher verwendet werden kann und nicht krebserregend ist", hieß es in einer Stellungnahme des Bayer-Konzerns. "Wir stehen weiterhin vollständig hinter der Sicherheit von Roundup und werden sowohl diese als auch das Verhalten des Unternehmens weiter vor Gericht verteidigen", so Bayer weiter.  

Noch ein langer Weg

Da das höchste US-Gericht, der Supreme Court, sich der Sache nicht angenommen und zweimal Berufungen von Bayer gegen Glyphosat-Urteile zurückgewiesen hat, ist eine schnelle Beilegung des Problems für Bayer in weite Ferne gerückt. Die Leverkusener haben nach eigenen Angaben zwar schon drei Viertel der fast 140.000 Klagen zu den Akten gelegt, aber eine einheitliche Lösung wird wohl nicht geben. So muss sich Bayer durch die noch ausstehenden Klagen von Fall zu Fall durchsetzen. Damit die Leverkusener aber nicht jeden Fall einzeln durchprozessieren müssen, hat der Konzern einen 5 Punkte Plan aufgestellt.

Quelle: Homepage Bayer

Das schließt allerdings nicht aus, dass die Aktie auf Siege und Niederlagen vor den US-Gerichten reagiert. Anleger, die investieren möchten, sollten sich daher weiterhin auf eine höhere Volatilität bei den Bayer-Papieren einstellen. 

Bayer hat sich gut vorbereitet

In den vergangenen Quartalen hat Bayer immer mal wieder Rückstellungen für die Glyphosat-Klagen gebildet. Zuletzt im 2. Quartal des vergangenen Jahres. Hier legten die Leverkusener noch einmal 4,5 Milliarden Dollar für alle Fälle zurück. Insgesamt summierte sich die Summe damit auf 15,5 Milliarden Dollar. Daher hat Bayer noch einen größeren Puffer, bis sich noch kommende mögliche Schadensersatzklagen auf die aktuelle Bilanz auswirken. Daher entfalten Erfolge vor Gericht auch nicht mehr so große Wirkungen auf den Aktien-Kurs. Sollte Bayer allerdings seine Serie vor den US-Gerichten fortsetzen, dann könnte vielleicht auch noch ein Teil der Rückstellungen wieder aufgelöst werden, was einen positiven Effekt auf die Quartalszahlen haben dürfte. Allerdings ist es noch etwas zu früh, um über so einen Schritt nachzudenken. 

Aktie ein klarer Fall für das Depot

Das Thema Glyphosat ist zwar lästig und hat immer mal wieder das Potenzial die Aktie straucheln zu lassen, doch ich würde den jüngsten Rücksetzer im Kurs für einen Einstieg ausnutzen. Die Zahlen für das 2. Quartal des laufenden Jahres haben gezeigt, dass Bayer wieder gut unterwegs ist. Der Umsatz wurde im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro gesteigert und das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) von Bayer verbesserte sich im Vorjahresvergleich um 30 Prozent auf 3,35 Milliarden Euro. Unter Strich stand jedoch ein Minus in Höhe von 298 Millionen Euro. Obwohl Bayer noch einen Verlust geschrieben hat, sind die Zahlen ein guter Schritt nach vorne. 

Mit einem geschätzten KGV von rund 11 und einer Marktkapitalisierung von etwas mehr als 50 Milliarden Euro ist die Aktie nicht zu teuer bewertet und bietet noch deutlichen Spielraum nach oben. Auch ein Blick in die Analysten-Gilde zeigt, dass sich die Aktie sich durchaus für das Depot eignet. Aktuell empfehlen 10 Experten die Aktie zum Kauf und nur einer rät zum Halten. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei etwas mehr als 81 Dollar, was einem Potenzial von fast 60 Prozent entspricht.

Zudem gehören die Bayer-Papiere in diesem Jahr zu den besten Aktien, die der Dax zu bieten hat. Lediglich 5 Aktien können seit Jahresanfang eine positive Performance aufweisen. Mit einem Plus von fast 10 Prozent ist Bayer eine davon. Anleger, die Glyphosat-Schwankungen aushalten können und die Aktie noch nicht im Depot haben, sollten heute darüber nachdenken, diesen Mangel zu beheben. Auf lange Sicht dürfte sich meiner Meinung nach ein Einstieg lohnen.   

Die Aktie befindet sich auch in meiner kostenlosen Watchlist Mahlzeit Schnäppchenjagd 2022. Dort sind übrigens noch 11 weitere Werte und die Liste wird immer wieder aktualisiert.   

 

Meistgelesene Artikel