Vergiss die Enapter-Aktie: Dieser dänische Rivale hat das bessere Konzept

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Das Elektrolyse zu einem Milliardenmarkt wird, ist mittlerweile klar absehbar. Aber wer bis zum Ende des Jahrzehnts die größten Marktanteile erobern wird, ist noch völlig unklar. Zwei Spezialisten aus der zweiten Reihe bringen sich aktuell in Stellung, um mit fortschrittlichen Konzepten anzugreifen: die deutsch-italienische Enapter (WKN: A255G0) und die dänische Green Hydrogen Systems (WKN: A3CS32).

Beide haben zuletzt mit größeren Herausforderungen zu kämpfen gehabt, aber nur einer davon wird laut meiner Überzeugung gestärkt aus dieser Phase hervorgehen.

Die Herausforderungen von Enapter und Green Hydrogen Systems

Man kann es schon fast nicht mehr hören. Überall sorgen Lieferengpässe und Ähnliches für Verzögerungen. Auch Enapter konnte sich dem nicht entziehen. Der ambitionierte Wachstumsplan musste wegen „Qualitätsproblemen bei Zuliefererbauteilen einzelner Komponenten“ nach hinten verschoben werden. Die Serienfertigung des Flaggschiffprodukts, der AEM-Elektrolyseur EL 4.0, in Italien wird erst jetzt im Herbst starten.

Hinzu kam, dass Enapter seine Softwareentwicklung in Sankt Petersburg angesiedelt hatte. Kurz vor Kriegsbeginn mussten die dortigen Mitarbeiter an andere Standorte umziehen. All das hat natürlich auch schwere Auswirkungen auf die Finanzzahlen. Bei der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen kürzte das Management die Prognose für den Jahresumsatz drastisch von 44,8 auf 15,6 Mio. Euro.

Damit verbunden ist auch ein erhöhter Kapitalbedarf, was für ein Unternehmen in dieser Phase sehr problematisch sein kann. Enapter braucht jetzt Umsätze, um sich nach den hohen Investitionen in die beiden Standorte zunehmend aus eigenen Mitteln finanzieren zu können.

Bei Green Hydrogen Systems wiederum sieht die Lage ganz ähnlich aus. Auch dort haben einzelne Bauteile oder Konstruktionsfehler für einen herben Rückschlag gesorgt. Über Monate hinweg mussten die Ingenieure der Ursache eines Mangels beim aktuellen Kernprodukt, der sogenannten A-Serie, auf den Grund gehen und eine alternative Lösung entwickeln und zertifizieren lassen.

In diesem Fall fällt die Prognoseanpassung sogar noch heftiger aus. Statt rund 100 Mio. Dänischer Kronen (DKK) soll der Umsatz nur noch etwa 10 Mio. DKK ausmachen im laufenden Geschäftsjahr. Wie Enapter wollen auch die Dänen eigentlich Vollgas geben, um möglichst schnell Marktanteile zu erobern.

Die Inbetriebnahme der neuen Kapazitäten im Umfang von 400 Megawatt soll Ende 2022 starten und Mitte 2023 abgeschlossen werden. Ein weiterer Ausbau in den Bereich von 1 Gigawatt ist bereits geplant. Ein wichtiger Faktor dabei ist die X-Serie. Das ist die kommende Elektrolyse-Generation, mit der die erwartete schnell wachsende Nachfrage primär gedeckt werden soll.

Darum ist Green Hydrogen Systems aussichtsreicher als Enapter

Die X-Serie ist auch der Grund, weshalb ich für Green Hydrogen Systems optimistischer bin als für Enapter. Ich habe große Zweifel, dass Enapter mit seinen kleinen, massengefertigten Systemen Erfolg haben wird. Bei kleinen Systemen vielleicht schon. Aber dort, wo das große Geschäft gemacht wird, bei den industriellen Anlagen, da braucht es aus meiner Sicht hocheffiziente großdimensionierte Systeme.

Der Chef von Enapter, Sebastian-Justus Schmidt, lebt in Thailand und kommt aus der Softwarebranche. Seine Vision ist es, Konzepte aus der IT-Welt auf die Wasserstoffwirtschaft zu übertragen. Im Computerumfeld haben sich kompakte massengefertigte Standardkomponenten auch für den kostensparenden Einsatz in großen Rechenzentren bewährt.

Aber bei Elektrolyseuren ist die Physik eine andere. Der Ansatz von Green Hydrogen Systems erscheint mir zielführender. Bei der X-Serie werden große Stacks so gekoppelt, dass der Einsatz von massengefertigter Hochvolt-Leistungselektronik aus der Windkraft möglich wird. Das Ganze wird in einem modularen Design im Containerformat verbaut, das wenig Stellfläche benötigt.

Dass die Anschaffungs- und Betriebskosten auf diese Weise erheblich sinken, erscheint mir plausibel. Auch wichtige Kundenanforderungen wie ein hoher Ausgangsdruck und die Fähigkeit, mit dynamischen Lastwechseln umzugehen, sind berücksichtigt.

Worauf Wasserstofffans nun achten sollten

Enapter und Green Hydrogen Systems stehen in den Startlöchern, um im Laufe des Jahres 2023 die Produktion steil hochzufahren. Das Interesse der Kunden ist groß und beide dürften zunächst schnell wachsende Umsätze generieren. Aber Enapter wird mit seinen kleinen Einheiten voraussichtlich schneller an seine Grenzen stoßen.

Das Management von Green Hydrogen Systems geht davon aus, dass sich die Verteilung der Projektgrößen innerhalb von wenigen Jahren auf den Kopf stellen wird: Aktuell dominieren noch kleinere Projekte auf Laborniveau. Künftig spielt bei industriell skalierten Projekten die Musik und Green Hydrogen Systems ist dabei, zusammen mit Partnern eine 100-Megawatt-Lösung auf Basis der X-Serie zu entwickeln.

Klar ist aber auch, dass das Wettbewerbsfeld groß ist und dass viele Rivalen tiefere Taschen haben. Weitere Verzögerungen oder Kostensteigerungen können sich weder Enapter noch Green Hydrogen Systems leisten. Sonst teilen sich andere den schnell wachsenden Kuchen unter sich auf.

Sollte die weitere Umsetzung der Strategie bei Green Hydrogen Systems nun allerdings reibungslos vonstattengehen, dann sieht die Zukunft rosig aus.

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Ralf Anders besitzt keine der genannten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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