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3 Fragen an Bernecker: Welche Chance bieten deutsche Aktien? – Lohnen sich Investitionen in grüne Energie? – Hat Facebook die beste Zeit hinter sich?

onvista · Uhr
Quelle: Bernecker

Welches Potenzial haben deutsche Aktien?

Rein rechnerisch hat der DAX ein Potenzial von rd. 30 % bis zu den Ausgangstops knapp über 16.000. Einzige Frage lautet: In welcher Zeit? Dafür gibt es zwei Aufhänger: 1.) die fundamentale Bewertungsbasis nach den zwei einschneidenden Erlebnissen der vergangenen zweieinhalb Jahre und 2.) das Ende des Ukrainekonfliktes. Letzteres bleibt offen, lässt sich aber schon ahnen. Denn Konflikte dieser Art sind endlich und nicht unendlich.

Alle Volkswirtschaften leiden unter den Umständen unterschiedlich. Am stärksten erwischt es Deutschland mit den total abgeriegelten Gaszufuhren. Also geht es darum, wie die Deutschen diese Versorgungslücke auffangen können. Auf die Einzelheiten ist hier nicht einzugehen. Fest steht lediglich, dass der Winter für alle Deutschen etwas kälter wird.

Also gilt überschlägig: Das genannte Potenzial ist bis 2024 gut erreichbar. Da der Index aber unterschiedlich gewichtet zusammengesetzt ist, liegen die Comebackpotenziale in den 20 besten Titeln über dem Doppelten des Indexpotenzials. Wir hatten dies in unseren Börsenbriefen näher begründet.

Grüner Strom als „Zukunftsenergien“. An der Börse sieht es jedoch nicht danach aus, wenn man sich Meyer Burger, Nordex und Siemens Gamesa anschaut. Lohnt es sich, hier zu investieren?

Die Maßnahmen gegen den Klimawandel sind dringend nötig, bedürfen jedoch einer grundsätzlich anderen Energiepolitik als bisher vorgestellt. Das erfordert eine ganzheitliche Betrachtung, nachdem die einseitige Überbrückung mit Gas insbesondere für Deutschland nicht mehr möglich ist. Das ist die eine Seite der klassischen Energieversorgung.

Die erneuerbaren Energien sind in Deutschland ein tägliches Thema, aber keiner kommt voran. In der Wind- wie Solartechnik hinken deutsche Firmen technologisch weit hinterher. Siemens Gamesa muss erst einmal saniert werden. Nordex verfügt über hohe Auftragsbestände, aber eine mangelhafte Ertragsstruktur. Meyer Burger ist technologisch führend in der Solartechnik, ist jedoch vorerst von zu hohen Produktionskosten belastet.

Allen ist gleich: Der Auftragsbestand ist hoch, die Prognosen der Experten sind umfangreich, aber die Qualität des Managements ist eine schlichte Enttäuschung. Alle drei sind brauchbare Comebacks, aber nur unter der Bedingung der durchgreifenden Sanierung. Das braucht Zeit und deshalb sind Investments nicht ganz so dringend.

Sparmaßnahmen, Einstellungsstopp, Stellenabbau – für Meta eine neue Erfahrung. Hat Facebook die beste Zeit hinter sich?

Der Umbau oder die Metamorphose von Facebook über die Namensänderung Meta Platforms zur Akzeptanz von Metaverse gilt als teilweise misslungen. Der Markt quittierte dies zurecht mit einem massiven Abschlag. Aktueller Stand: Die Werbeeinnahmen via Facebook nehmen in ihrer Dynamik ab, teilweise bereits auch in den echten Zahlen. Davon lebt Facebook zu 95 %.

Die Akzeptanz von Metaverse ist eine Frage, wie die User davon überzeugt werden können. Es ist ein voraussichtlich langer Weg. Rd. 2,5 Mrd. Menschen gelten als Facebook-User, stark unterschiedlich, je nach Inanspruchnahme. Es ist jedoch ein fester Userblock weltweit.

Also kommt es darauf an, wie man diesem Kreis Metaverse schrittweise näherbringt. Es wird ein längerer Lauf, kein Blitzstart, aber gilt als machbar. Nach der massiven Korrektur sind erste Käufe auf dem aktuellen Niveau im kleinen Umfang vertretbar. Alles Weitere liefert Herr Zuckerberg persönlich.

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