Bundesregierung - Öl-Versorgung trotz Leck in Druschba-Pipeline sicher

Warschau/Berlin (Reuters) - Trotz eines Lecks an der Pipeline Druschba für russisches Öl in Polen rechnet die Bundesregierung nicht mit Lieferengpässen.
"Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist aktuell gewährleistet", erklärte am Mittwoch eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. Die Raffinerien Schwedt und Leuna erhielten weiter Rohöl über die Pipeline. "Diese Lieferungen sind nicht unterbrochen." Die Lage werde genau beobachtet. Sowohl Schwedt als auch Leuna hätten zuletzt Ölvorräte aufgebaut.
Die Sprecherin ergänzte, der polnische Pipeline-Betreiber PERN und die polnischen Behörden untersuchten den Druckabfall. "Nach ersten Informationen der polnischen Behörden geht man von einer unbeabsichtigten Beschädigung aus, nicht von einer Sabotage." Es gebe aber noch keine abschließenden Informationen.
Die Sicherheit der Energieinfrastruktur wird Europa seit den Vorfällen an den Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 besonders aufmerksam verfolgt. Die Röhren waren im September stark beschädigt worden. Sowohl der Westen als auch Russland gehen von Sabotage aus.
RAFFINERIE: ROHÖLLIEFERUNG MIT REDUZIERTER KAPAZITÄT
Der Betreiber der Raffinerie Schwedt erklärte, am späten Dienstagabend sei auf polnischem Gebiet der Pipeline 2 ein Leck festgestellt worden. Der Tarnsport in der Röhre sei deshalb gestoppt worden. Die parallel verlaufende Druschba 1 sei unverändert in Betrieb. "Aktuell findet die Rohöllieferung mit reduzierter Kapazität statt." Die Dauer dieser Einschränkung sei derzeit noch unklar, sodass eine Anpassung der Rohölverarbeitung geprüft werde. Die Raffinerie beziehe einen Großteil des Rohöls über die Druschba-Pipeline. Die Versorgung sei in den letzten Monaten zuverlässig verlaufen. Seit Mitte des Jahres werde verstärkt die alternative Rohölversorgung über Rostock genutzt. Die Raffinerie spielt eine große Rolle bei der Versorgung von Berlin und Brandenburg.
Nach Angaben des polnischen Pipeline-Betreibers PERN wurde das Leck in einem Abschnitt der Leitung etwa 70 Kilometer von der zentralpolnischen Stadt Plock entfernt entdeckt. Das Leck ist nach polnischen Angaben wohl nicht auf Sabotage zurückzuführen. Ursache sei wohl eher eine unbeabsichtigte Beschädigung, sagte der für die Energie-Infrastruktur zuständige Vertreter Mateusz Berger in einem Telefonat der Nachrichtenagentur Reuters.
Der staatliche russische Pipeline-Betreiber Transneft teilte nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax mit, vom polnischen Betreiber PERN über ein Leck an der Ölpipeline informiert worden zu sein. Wie lange eine Reparatur dauere, sei nicht gesagt worden. Transneft pumpe weiter Öl in Richtung Polen.
Die Druschba-Ölpipeline ist eine der größten der Welt und liefert russisches Öl in weite Teile Mitteleuropas - darunter nach Deutschland, Polen, Weißrussland, Ungarn, die Slowakei, die Tschechische Republik und Österreich. Der Name der Pipeline bedeutet "Freundschaft" auf Russisch. Deutschland will ab Jahresende kein russisches Öl mehr nutzen.
(Bericht von Alan Charlish, Pawel Florkiewicz, Christian Krämer, bearbeitet von Tom Käckenhoff, redigiert von Hans Buseman; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)