Netflix will Markt für TV-Werbung umkrempeln

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Los Angeles (Reuters) - Nachdem der Streamingdienst Netflix den klassischen TV-Sendern in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Zuschauer abgejagt hat will er ihnen nun auch die Werbekunden abspenstig machen.

Der US-Konzern setzt große Hoffnungen auf sein neues, werbefinanziertes Angebot. Denn das klassische Fernsehen werde als Medium für Unternehmen immer unattraktiver, sagte Reed Hastings, Co-Chef von Netflix, am Mittwoch. Vor allem die wichtige Gruppe der 18- bis 49-Jährigen wandere immer schneller ab.

Von dem weltweit 153 Milliarden Dollar schweren Werbekuchen will sich der Streamingdienst, der 223 Millionen Kunden mit Serien wie "Stranger Things" und "The Crown" versorgt, ein möglichst großes Stück abschneiden. Mittelfristig sollen die Nutzer des neuen Tarifs personalisierte Werbung abhängig von den Sehgewohnheiten eingespielt bekommen. Branchenexperte Fred Boxa von der Beratungsfirma Arthur D. Little lobte das neue werbefinanzierte Abo, denn viele Verbraucher müssten wegen der schwächelnden Konjunktur und der hohen Inflation ihre Kosten auf den Prüfstand stellen. Andere Streamingdienste wie Disney+ oder HBO Max sind bereits auf den Zug aufgesprungen oder stehen kurz davor.

Branchenbeobachter rechnen zwar damit, dass vor allem Nutzer des bisherigen Basis-Tarifs von Netflix auf das günstigere "Basic with Ads" wechseln. Die Werbeeinnahmen und geplante Zusatzgebühren für unter verschiedenen Nutzern geteilte Konten könnten eventuelle Mindereinnahmen beim Abo "Basic" aber ausgleichen, prognostizierte Analyst Haris Anwar vom Online-Broker Investing.com. Seinem Kollegen Paolo Pescatore vom Research-Haus PP Foresight zufolge kommen auf klassische TV-Sender wegen der Konkurrenz durch Netflix & Co harte Zeiten zu. "Es könnte der letzte Sargnagel für diese Mitspieler sein."

(Bericht von Dawn Chmielewski and Lisa Richwine; geschrieben von Hakan Ersen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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