Kutzers Zwischenruf: Analysen, Meinungen, Prognosen

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Seit ein paar Tagen formulieren Börsenprofis erste (vorläufige) Bilanzen des auslaufenden Jahrgangs – verbunden mit einem vorsichtigen Blick auf 2023. Erwarten Sie nicht viel, geschätzte Anleger, denn das Umfeld der Finanzmärkte ist und bleibt so unsicher, dass es konkrete Aussagen – insbesondere Prognosen – noch nicht zulässt.

Die in der vergangenen Woche herausgekommenen volkswirtschaftlichen Daten (Konjunktur, Inflation) machen zudem das Dilemma von auseinanderklaffenden Daten deutlich: Es gibt bisher keine verlässlichen Trends. Tendenziell wächst (aber noch leise) der Mut internationaler Analysten, Hoffnung zu verbreiten. Vorsichtige Experten bleiben dagegen bei der sicheren Vorhersage einer uneinheitlichen Kursentwicklung an den Aktienmärkten im kommenden Jahr mit anhaltend hohen Kursschwankungen (Volatilität).

Für die Anleger ist es sicher ein Anlass zur Freude, dass das Jahresende 2022 naht. Für die Weltwirtschaft war der Weg in diesem Jahr voller Fallstricke: geopolitische Turbulenzen, enttäuschende Wachstumsraten, eine merkliche Inflationsbeschleunigung und die schnellsten Zinserhöhungen seit Jahrzehnten. Die Finanzmärkte wurden davon spürbar in Mitleidenschaft gezogen.

Nach kräftigen Rallys in den Jahren 2020 und 2021 notieren globale Aktien in diesem Jahr bisher um über 20% im Minus. Für globale Anleihen – die normalerweise in turbulenten Zeiten einen stabilisierenden Effekt haben – war es das schwächste Jahr seit 1926.

Wie geht es weiter? Es ist ganz normal, dass man als Anleger auch immer mal wieder Hürden zu überwinden hat. In jüngster Zeit fielen die finanziellen Daten tendenziell eher günstig aus – nicht zuletzt, weil die Erwartungen so niedrig gesteckt waren. So scheinen die Unternehmen des S&P 500 trotz der Sorgen wegen einer möglichen US-Rezession ihre Gewinne im vergangenen Quartal gesteigert zu haben. Auch in der Geldpolitik könnte die schwierigste Wegstrecke hinter uns liegen, schreiben die Strategen von Allianz Global Investors.

Die US-Notenbank Fed hat ihren Leitzins in diesem Jahr bereits um beachtliche 300 Basispunkte angehoben und ein beschleunigtes quantitatives Straffungsprogramm aufgelegt. Fed-Vertreter haben angedeutet, dass das Straffungstempo bei der nächsten Notenbanksitzung im November von 75 auf 50 oder 25 Basispunkten zum Jahresende hin verlangsamt werden könnte. Noch vor einem Jahr wäre die Aussicht auf eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte ein veritabler Schock gewesen. Inzwischen ist jeder Schritt unter 75 willkommen.

Ist das Schlimmste nun ausgestanden, fragen sich die Strategen von Federated Hermes. Anhaltende Lieferkettenprobleme trugen bekanntlich in großem Maße zum wachsenden Inflationsdruck bei, den wir im Zuge der Pandemie erlebt haben. Doch neue Daten liefern „ermutigende Hinweise“, dass die Lage langsam besser wird.

Bei einer höheren Arbeitslosigkeit ist es möglich, dass der Inflationsdruck, der alle Volkswirtschaften betrifft, in Europa weniger stark ausfällt als in den USA oder im Vereinigten Königreich. Die Europäische Zentralbank hat die Geldpolitik bisher weit weniger aggressiv gestrafft, als es die US-Notenbank oder die Bank of England tun mussten. Aber ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um europäische Aktien zu kaufen? Die Asset Manager der Londoner Jupiter sind vorsichtig optimistisch: „Das ist natürlich immer schwer zu sagen. Es gibt aber einige interessante Daten, die dafürsprechen.“

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