Jerome Powell lässt Höhe des nächsten Zinsschrittes offen

Zinsentscheid der Fed sorgt nur kurz für Freude - Dow springt rund 300 Punkte in die Höhe und gibt sie wieder ab - beim Dax sieht es nachbörslich ähnlich aus

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: MDart10/Shutterstock.com

Während die letzten beiden Leitzinsentscheidungen der US-Notenbank den Märkten gar nicht gut bekommen sind, ist es heute etwas anders - zumindest kurzfristig. Wie erwartet hat Jerome Powell heute verkündet, dass die amerikanischen Währungshüter die Leitzinsen erneut um 75 Basispunkte anheben. Dies war so vom Markt erwartet worden und der Leitzins befindet sich jetzt in einer Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent. Die Fed hat damit die Leitzinsen zum vierten Mal in Folge um 75 Basispunkte erhöht, um der hohen Inflationsrate in den USA Herr zu werden. Die Zinsen sind damit auf dem höchsten Stand seit 2008.

Die Freude liegt zwischen den Zeilen 

Mit der erneuten Anhebung der Leitzinsen hatten die Märkte bereits gerechnet. Mit viel größerer Spannung wurde erwartet, ob der Fed-Chef Signale für eine Verlangsamung des Zinserhöhungstempos ab Dezember gibt. Bereits vor der Rede von Jerome Powell deuteten die Experten die Änderung eines Wortlautes als Wechsel im Kurs der Geldpolitik .

Der Ausschuss geht davon aus, dass die fortlaufende Anhebungen des Zielbandes angemessen sein werden, um eine Geldpolitik zu erreichen, die ausreichend restriktiv ist, um die Inflation auf 2 Prozent zurückzuführen im Laufe der Zeit.

Jerome Powell auf der Pressekonferenz zur Leitzins-Entscheidung

Das Wort angemessen wurde in dem Satz unter anderem hinzugefügt. Für die Experten ist es ein Zeichen, dass die Fed auf ihrer kommenden Sitzung im Dezember keinen großen Zinsschritt mehr verkünden wird. Die Experten gehen jetzt davon aus, dass der Zielkorridor für die Zinserhöhung bei 5 Prozent liegt.

Powell gibt keine klaren Signale

Auf seiner Rede lies Jerome Powell dann auch durchblicken, dass die Fed wahrscheinlich den Fuß vom Gaspedal nehmen wird. Zunächst machte er mit den Worten "Wir werden unseren Weg gehen, bis der Job gemacht ist" klar, dass die Bekämpfung der hohen Inflation in den USA das oberste Ziel für die amerikanische Notenbank ist. Dann sagte er weiter, dass es im Dezember eine Diskussion über einen kleineren Zinsschritt geben wird. In Stein gemeißelt ist ein kleinerer Zinsschritt damit nicht. Daher ist die erste Freude über den Zinsentscheid der Fed an den Märkten auch schon wieder verflogen. Nachdem jetzt gerätselt wird, was die Fed im Dezember macht, tauchen die US Indizes schon wieder ins Minus ab.  

Erleichterung macht sich nur kurz breit

Damit sind die größten Befürchtungen der Experten nicht wirklich gedämpft. Viele Experten gehen davon aus, dass weitere deutliche Zinserhöhungen die Konjunktur zu stark belasten könnten. Nach zwei Rückgängen in Folge ist die Wirtschaft im dritten Quartal zwar wieder gewachsen, aber die Ökonomen sehen noch keine nachhaltige Belebung. Sie gehen davon aus, dass der Krieg in der Ukraine, Lieferkettenprobleme, der Arbeitskräftemangel und die hohe Inflation die Konjunktur in den nächsten Quartalen weiter belasten werden. Da Jerome Powell auch nicht zwischen den Zeilen erkennen lässt, dass die Fed zu 100 Prozent das Tempo drosselt, bleiben die Befürchtungen hoch.

US-Indizes legen zu und tauchen wieder ab

Das die amerikanische Notenbank bei den kommenden Zinserhöhungen ihr Tempo etwas zurückfahren könnte hob zunächst die Stimmung der Investoren. Vor der Zinsentscheidung lag der Dow Jones Index rund 0,3 Prozent im Minus. Mittlerweile ist der amerikanische Leitindex ins Plus gedreht. Kurz nach der Bekanntgabe der Zins-Entscheidung legte der Dow Jones um 300 Punkte zu. Auch der S&P 500 und die Technologie-Börse Nasdaq haben einen Richtungswechsel vollzogen und liegen klar im Plus. Jetzt gewinnen die Zweifel allerdings wieder die Oberhand und die US-Indizes fahren Achterbahn. Aktuell sind sie wieder im Minus. 

Dollar legt  zu

Die amerikanische Währung profitiert zunächst vom erneuten großen Zinsschritt der amerikanischen Notenbank. Der Euro fällt ein weiteres Stück unter die Parität zurück. 

Anleihen geben nach und ziehen wieder an 

Ähnlich wie der Aktienmarkt verharrte auch die Rendite für 10-jährige Staatsanleihen vor dem Zinsentscheid fast auf der Stelle bei 4,02 Prozent - einem leichten Minus. Nach der Zinsentscheidung gaben die Anleihen etwas mehr nach und fielen unter die Marke von 4 Prozent. Mittlerweile ist die Stimmung aber wieder gekippt und die Rendite für 10-Jährige Staatsanleihen liegen sogar im Plus. 

Dax mit nachbörslichen Sprung

Der deutsche Leitindex, der den regulären Handel mit einem Minus von fast 0,6 Prozent bei 13.256 Punkten beendet hatte, fährt ebenfalls Achterbahn. Nachdem er sich bei der außerbörslichen Indikation der citibank zunächst wieder über die Marke von 13.300 Punkten geschwungen hatte, liegt er mittlerweile wieder unter seinem Schlusskurs von Mittwoch. Sollten morgen die Quartalszahlen von BMW und Zalando noch für Enttäuschungen sorgen, dann könnte der Donnerstag recht ungemütlich für den Dax werden. 

Das könnte dich auch interessieren

Neueste exklusive Artikel