Aussage von Ex-Wirecard-Chef verzögert sich - Streit über Kronzeugen

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München (Reuters) - Im Prozess um die milliardenschwere Pleite des Finanzkonzerns Wirecard verzögert sich die Aussage des angeklagten Ex-Chefs Markus Braun.

"Ich gehe davon aus, dass wir nächste Woche in keinem Fall zu einer Vernehmung von Herrn Dr. Braun kommen werden", sagte der Vorsitzende Richter Markus Födisch am Donnerstag in der Verhandlung am Landgericht München. Zuvor war deutlich geworden, dass die Befragung des mitangeklagten Kronzeugen Oliver Bellenhaus länger dauern dürfte als erwartet, unter anderem weil die Verteidiger von Braun und dem Mitangeklagten Chefbuchhalter Stephan von Erffa dessen Glaubwürdigkeit anzweifeln.

Zuletzt hatte das Gericht vom kommenden Donnerstag (19. Januar) an fünf Tage für Brauns Aussage und Befragung zu den Anklagevorwürfen eingeplant. Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Angeklagten Bilanzfälschung, Marktmanipulation, Untreue und gewerbsmäßigen Bandenbetrug vor. Die Verteidiger von Braun und von Erffa haben die Vorwürfe zurückgewiesen. Braun und Bellenhaus sitzen seit dem Zusammenbruch des Dax-Konzerns vor rund zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft.

Zu Beginn der Sitzung am Donnerstag stritten die Verteidiger der drei Angeklagten und der Richter über die weitere Befragung von Bellenhaus. Er will nach Angaben seines Verteidigers Florian Eder nur Fragen des Gerichts beantworten, aber nicht der Verteidiger der Mitangeklagten. Eder berief sich auf das Schweigerecht seines Mandanten und wies auch den Vorschlag des Richters zurück, Fragen der Verteidiger als eigene Fragen zu stellen. Während Bellenhaus die Vorgänge bei Wirecard wie die Staatsanwaltschaft als gemeinsame Bilanzmanipulation in großem Stil beschreibt, spricht Brauns Anwalt Alfred Dierlamm von Veruntreuung vorhandener Milliardenbeträge hinter Brauns Rücken.

Zudem pochte Brauns Verteidiger Dierlamm am Donnerstag erneut darauf, bevor sich Braun äußere, solle das Gericht über seinen Antrag entscheiden, wegen umfangreicher neuer Ermittlungsakten den Prozess auszusetzen.

(Bericht von Jörn Poltz, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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