Kunden drosseln Bestellungen bei Elektrokonzern ABB
Zürich (Reuters) - Der Elektrotechnikkonzern ABB rechnet im laufenden Jahr mit einer Abkühlung der Nachfrage.
Nach einem Wachstum des bereinigten Umsatzes von zwölf Prozent auf 29,5 Milliarden Dollar 2022 geht der Schweizer Hersteller von Robotern, Antrieben und Elektro-Ladestationen für 2023 noch von einem Plus von über fünf Prozent aus. "Wir haben zwei Jahre mit riesigen Bestellungen hinter uns", erklärte Konzerchef Björn Rosengren in einer Telefonkonferenz am Donnerstag. Die Verlangsamung des Auftragseingangs sei deshalb keine Überraschung. "Ich bin froh, dass er über Null liegt." Angesichts der angespannten Lieferketten hätten viele Kunden auf Vorrat ABB-Produkte bestellt. Mit der besseren Verfügbarkeit von Komponenten normalisiere sich nun das Bestellverhalten. "Einen Abschwung sehen wir nicht", erklärte der Manager.
Seit seinem Amtsantritt hat Rosengren ABB widerstandsfähiger und rentabler gemacht. Im Zuge des Konzernumbaus trennte er sich zudem von drei Unternehmensteilen. Für das Geschäft mit Ladesäulen für Elektroautos hat er sich zudem eine Reihe von Investoren ins Boot geholt, darunter die Porsche Automobil Holding. Die Erlöse der Aktienplatzierungen von insgesamt 525 Millionen Franken sollen in das Wachstum der Tochter fließen. ABB will die Einheit weiterhin an die Börse bringen, wenn die Marktbedingungen gut seien. Dabei sieht Rosengren keinen Zeitdruck. "Ob das Ende diesen Jahres oder nächstes Jahr der Fall sein wird, wird sich weisen."
Das Ladesäulen-Geschäft schrieb 2022 eine schwarze Null. Genaue Umsatzzahlen veröffentlichte der Konzern nicht. Doch entfalle der größte Teil des Umsatzes einer übergeordneten Einheit von 0,7 Milliarden Dollar auf die Ladesäulen. Rosengren stellte zudem einen weiteren Verkauf in Aussicht. Im Jahresverlauf wolle der Konzern auch das zur Haustechniksparte gehörende Notbeleuchtungsgeschäft abstoßen.
MARGENZIEL VORZEITIG ERREICHT
Im Tagesgeschäft machte ABB 2022 Fortschritte. Dank der höheren Volumen und Preiserhöhungen kletterte das Betriebsergebnis (operatives Ebita) um neun Prozent auf 4,5 Milliarden Dollar. Die operative Marge zog auf 15,3 Prozent an und übertraf damit ein Jahr früher als geplant die von Rosengren ausgerufene Zielmarke von 15 Prozent. Auch 2023 wolle ABB diese Marke erreichen, erklärte der Schwede.
Beim Nachsteuerergebnis wirkten sich beim Siemens-Rivalen 2022 Sondereffekte aus. Der Gewinn sackte um 46 Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar ab. Im Vorjahr hatte der Erlös aus dem Verkauf des Getriebeproduzenten Dodge das Ergebnis aufgebläht. Der Konzern fuhr zwar auch 2022 Verkaufserlöse ein, allerdings in geringerem Ausmaß. Obwohl der Gewinn die Markterwartungen übertroffen hatte, gaben die ABB-Aktien mehr als vier Prozent nach. Die Analysten störten sich an den leicht unter den Schätzungen liegenden Kennzahlen für die Aufträge und die Marge.
(Reporter: Oliver Hirt und John Revill, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern +49 30 2201 33711 (für Politik und Konjunktur) +49 30 2201 33702 (für Unternehmen und Märkte)