Jetzt müssen die Bullen ums Überleben kämpfen – Krypto-Bank Silvergate ist Geschichte

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Der Bitcoin-Preis steht seit Mitte der Woche erheblich unter Druck. In einer Reihe von schwachen Handelstagen ist der Kurs bis hinunter an den 200-Tage-Trend zurückgefallen und hat die runde Marke von 20.000$ einmal mehr eingebüßt.

Quelle: Tradingview

Jetzt beginnt der wahre Härtetest für die Bullen. Sollte der Support um den 200-Tage-Trend nicht halten, steht einem weiteren Absturz bis an die bisherigen Bärenmarkt-Tiefs nicht mehr viel im Wege. Der nächste Support liegt in der Zone um die Marke von 18.500$, danach rückt die Zone um 17.000 – 15.500$ ins Visier.

Was bewegt den Krypto-Markt?

Das Makro-Bild trübt sich derzeit wieder deutlich ein. Die Federal Reserve hält sich strikt an ihren straffen geldpolitischen Kurs und macht den Anlegern daher klar, dass von der US-Notenbank bis auf weiteres keine Unterstützung kommt. Langsam scheinen sich nun jedoch die ersten wirklich ernsten Folgeeffekte bemerkbar zu machen. Der Banken-Sektor gibt erste Warnzeichen von sich, dass die Entwicklung an den Anleihemärkten zu einem ernsten Problem für viele Banken werden könnte. Staatsanleihen gelten als mustergültiges Collateral für Bank-Deposits, doch die Kursentwicklung der Anleihen in den letzten Monaten lässt die Banken auf großen unrealisierten Verlusten sitzen.

Da die wirtschaftlichen Bedingungen nun schon länger rau sind, wollen viele Kunden ihre Einlagen vermehrt ausgezahlt bekommen – das würde die Banken dazu zwingen, ihre als Collateral verwendeten Anleihen mit Verlusten zu realisieren, um auszahlen zu können. Die Sorge am Markt sieht man anhand der starken Kursverluste im Bankensektor. Die Gefahr struktureller Probleme an den Finanzmärkten wird nun wieder akuter in den Köpfen der Anleger und stellt deutlichen Kursdruck in Aussicht.

Silvergate schließt seine Pforten

Neben dem schwierigen Makro-Bild hat der Krypto-Sektor jedoch mit ganz eigenen Problemen zu kämpfen. Die US-Krypto-Bank Silvergate Capital ist nun endgültig weg vom Fenster. Nachdem in den letzten Wochen vermehrt Meldungen hochgekommen sind, dass die Bank doch deutliche Schlagseite durch den FTX-Skandal erhalten hatte, haben sich mehr und mehr Großkunden von der Bank abgewendet.

Spätestens die Entscheidung der Bank, ihren jährlichen 10-K Report zu verschieben, hat das Vertrauen endgültig zerstört. Dieses Dokument gibt einen Überblick über die finanzielle Situation eines Unternehmens.

Jetzt hat Silvergate angekündigt, die Geschäfte einzustellen und sämtliche Assets zu liquidieren. Es soll eine komplette Rückzahlung aller Einlagen stattfinden. Silvergate war einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Schnittpunkt für den US-Krypto-Sektor und die traditionelle Finanzwelt. Die Bank hat ihr eigenes „Silvergate Exchange Network (SEN)“ aufgebaut, mit dem es möglich war, 24/7 Kapital in und aus dem Krypto-Sektor zu bewegen. Über 800 Krypto-Unternehmen waren Kunden bei der Bank, darunter Coinbase, Kraken, Galaxy Digital, Paxos, Gemini, Bitstamp, Circle und viele mehr.

Es war die einzige Möglichkeit für institutionelle Kunden, zu jeder Zeit Kapital zwischen Fiat und Krypto hin und her zu wechseln. Der Wegfall des SEN wird nun wahrscheinlich für eine höhere Volatilität sorgen, da Krypto-Unternehmen nun auf andere Geschäftsbanken angewiesen sind, die lediglich Werktags „9to5“ verfügbar sind. In den USA gibt es jetzt mit der „Signature Bank“ nur noch eine wirklich große Krypto-affine Bank, doch auch Signature hatte zuletzt angekündigt, aufgrund des regulatorischen Stresses ihre Aktivitäten im Krypto-Sektor zurückzufahren.

Wie geht es weiter?

Das regulatorische Bild in den USA wird immer ungemütlicher. Die Folgen sieht man dadurch, dass der Banken-Sektor sich immer mehr aus dem Krypto-Sektor zurückzieht. Der Wegfall von Silvergate und vor allem des Netzwerks der Bank ist ein herber Schlag für die Infrastruktur des Krypto-Sektors. Nun muss Ersatz her. Der in Großbritannien ansässige Krypto-Payment-Provider BCB Group hat bereits angekündigt, eine Alternative aufbauen zu wollen, doch das dürfte Monate dauern. Eine weitere Alternative wäre, dass ein Käufer der zu liquidierenden Silvergate-Assets einspringt und die Infrastruktur nutzt, um da weiterzumachen, wo Silvergate aufgehört hat.

Die Situation in den USA ist unschön, doch die USA sind nicht die Welt. Während die US-Regulatoren dem Sektor nun endgültig den Krieg erklärt haben, scheint sich Europa immer mehr als Alternative zu positionieren. Unmittelbar bereiten die Geschehnisse in den USA jedoch den Boden für eine Verlängerung des Kryptowinters. Der derzeitige Test der runden Marke von 20.000$ und des 200-Tage-Trends von Bitcoin werden zeigen, wo die Reise hingeht.

Denken Sie langfristig!

Jerome Powell, der Vorsitzende der US-Notenbank Federal Reserve, ist derzeit wahrscheinlich der einflussreichste Mann an den Finanzmärkten. Seine Worte bewegen Asset-Kurse in Billionen-Höhe. Wie das derzeitige Makro-Bild aussieht, erfahren Sie in der neuesten Video-Ausgabe von decentralist.

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