Kolumne

Das sind aktuell die größten Risiken an den Finanzmärkten

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: solarseven/Shutterstock.com

Zwei große Stimmungen wirken immer auf die Märkte ein: Angst und Gier. Im Angesicht der aktuellen Bankenkrise ist die Verunsicherung an den Börsen fast mit Händen greifbar. Von Angst möchte ich hier aber nicht reden – dafür waren die Kurskorrekturen in den vergangenen beiden Wochen nicht groß genug. Dennoch stellt sich die Frage: Wie schätzen denn die Investment-Profis die aktuelle Lage ein? Und was sehen die Profis als große Risiken an und wie ist die Positionierung?

Genau darauf liefert die globale Fondsmanager-Umfrage der Bank of America einmal im Monat eine klare Antwort. Bei der aktuellen Märzausgabe habe ich die Ergebnisse gleich aus zwei Gründen kaum erwarten können: Zum einen wurde die Umfrage durchgeführt als schon die Pleite der Silicon Valley Bank die Schlagzeilen bestimmte. Zum anderen war ich dieses Mal als Kapitalmarktstratege erstmals aktiv bei der Umfrage dabei. Nun kann ich also die Ergebnisse noch besser einschätzen, weil ich die komplette Umfrage schon mitgemacht habe. Sehr wichtig ist als erstes immer der Blick auf die aktuellen Cash-Positionen der Fondsmanager. Die sind wieder angestiegen im Durchschnitt von 5,2 auf jetzt 5,5 Prozent. Das hört sich nicht nach viel an.

Doch mittlerweile hält sich der Cashbestand der befragten Fondsmanager seit 15 Monaten über der Marke von fünf Prozent. So etwas hat es in der Geschichte der Umfrage erst einmal gegeben. Im Bärenmarkt der Jahre 2000 bis 2002 hielt sich die Quote sogar 32 Monate über der Fünf-Prozent-Marke. Schauen wir jedoch auf andere Krisen, so wird der Unterschied zur aktuellen Situation deutlich. Im Rahmen der globalen Finanzkrise 2007/2008 herrschte bis weit ins Jahr 2008 eine gewisse Sorglosigkeit bei den Investmentprofis und die Cashquote stand nur einmal, im Dezember 2008, auf dem aktuellen Niveau von 5,5 Prozent.

Höhepunkt der US-Zinserhöhungen bei 5,5 Prozent 

Nach der jüngsten Zinserhöhung in den USA auf jetzt 4,75 bis fünf Prozent ist natürlich auch die Einschätzung der Profis hinsichtlich der weiteren Zinsschritte wichtig. In der Mehrheit erwarten die globalen Fondsmanager einen Höhepunkt der Zinsen im Bereich von 5,25 bis 5,5 Prozent. Das entspricht einem leichten Anstieg der Schätzung um 25 Basispunkte im Vergleich zum Vormonat. Bei der Betrachtung der einzelnen Sektoren stechen die Immobilien heraus. Noch vor einem Jahr war dieser Sektor klar übergewichtet in vielen Portfolien. Jetzt sind Immobilien so niedrig gewichtet wie seit Oktober 2020 nicht mehr.

Nur zur globalen Finanzkrise 2008/2009 waren Immobilien noch niedriger gewichtet in den Portfolien. Das Umfeld mit hohen Zinsen für Immobilienfinanzierungen setzt diesen Sektor wirklich unter Druck und die Ertragskraft wird derzeit von den Profis als wirklich herausfordernd eingeschätzt.

Nachlassende Stabilität im Finanzsektor als größtes Risiko 

Spannend ist immer der Blick auf die Risikoeinschätzung der Investmentprofis. Noch vor einem Jahr wurde die weiterhin hochbleibende Inflation klar als größtes Risiko eingestuft. Doch im Angesicht der aktuellen Turbulenzen im Finanzsektor hat sich das verändert: Nun wird ein systemisches Kreditereignis als größtes Risiko eingestuft. Die Angst vor der hohen Inflation fällt hingegen erst einmal auf den zweiten Platz zurück – und zwar deutlich von 40 auf nur noch 25 Prozent. Insgesamt sollte aber die Angst an den Börsen nicht zu hoch eingeschätzt werden, denn das Risiko eines Crashs am Aktienmarkt sieht derzeit nur ein Prozent der Fondsmanager.

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