Ifo - Industrie denkt verstärkt über Entlassungen nach

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Berlin (Reuters) - Der maue Konjunktur droht in der zweiten Jahreshälfte auf den bislang robusten Arbeitsmarkt durchzuschlagen - vor allem in der Industrie: Das Beschäftigungsbarometer für die deutsche Wirtschaft fiel im Juli auf den schlechtesten Wert seit fast zweieinhalb Jahren, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner Umfrage unter Tausenden Unternehmen mitteilte.

Es gab um 1,2 auf 97,1 Punkte nach - den niedrigsten Stand seit Februar 2021, als die Corona-Krise die Wirtschaft belastete. "Nahezu alle Branchen werden vorsichtiger bei Neueinstellungen", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.

Ihr Personal aufstocken wollen nur die Dienstleister, dort vor allem im Tourismus sowie in der IT-Branche. "In der Industrie wird verstärkt über Entlassungen nachgedacht, insbesondere in der Chemischen Industrie und der Metallbranche", betonte das Ifo-Institut. Auch der Handel neigt demnach dazu, mit weniger Personal auszukommen. Die von steigenden Kreditzinsen und Materialkosten ausgelöste Rezession im Baugewerbe hat aktuell noch keine größeren Auswirkungen auf die Zahl der Beschäftigten. "Es gibt bisher nur eine leichte Tendenz, Mitarbeiter zu entlassen", hieß es dazu.

SCHLECHTE AUSSICHTEN

Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sorgt sich um die Industrie. Trotz nachlassender Lieferprobleme erhole sich die Produktion langsamer als erwartet, auch die Auftragseingänge blieben zuletzt schwach, heißt es im neuen DIW-Konjunkturbarometer. Der Auftragsbestand sei zwar immer noch vergleichsweise hoch, schrumpfe aber zunehmend. "Die Lage der deutschen Industrie dürfte weiterhin schwierig bleiben", sagte DIW-Konjunkturexpertin Laura Pagenhardt.

Die deutsche Wirtschaft dürfte ihre Rezession im zurückliegenden zweiten Quartal mit einem Mini-Wachstum beendet haben. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei von April bis Juni um 0,1 Prozent zum ersten Vierteljahr gewachsen, sagen die von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Ökonomen im Schnitt voraus. Davor war es zwei Quartale in Folge geschrumpft, was Ökonomen als technische Rezession bezeichnen. Das Statistische Bundesamt will an diesem Freitag eine erste Schätzung zum Abschneiden im Frühjahr veröffentlichen.

Die Aussichten für die zweite Jahreshälfte sind nicht besonders gut. Mit dem Ifo-Geschäftsklimaindex ist der wichtigste Frühindikator für die Entwicklung von Europas größter Volkswirtschaft im Juli bereits den dritten Monat in Folge gesunken. "Die Schwächephase der deutschen Wirtschaft geht in die Verlängerung", sagte dazu Ifo-Experte Wohlrabe. Das Bruttoinlandsprodukt werde im laufenden dritten Quartal voraussichtlich wieder sinken.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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