Forschungsministerin bläst zur Aufholjagd bei KI

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Berlin (Reuters) - Mit einem neuen KI-Aktionsplan will Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger die Forschung an Künstlicher Intelligenz vorantreiben.

"Dafür investieren wir in dieser Legislaturperiode insgesamt über 1,6 Milliarden Euro in Umsetzung des Aktionsplans", sagte die FDP-Politikerin am Mittwoch in Berlin. Im Haushalt 2024 seien davon 500 Millionen Euro eingeplant. Nötig sei, in einer Vielzahl von Feldern voranzukommen, etwa beim Ausbau von Rechnerkapazitäten, dem Zugang zu Daten, mit denen KI-Systeme trainiert werden müssen, oder bei Fachkräften. "Wir schaffen eine starke KI-Fachkräfte-Basis mit den sechs KI-Kompetenzzentren und 150 zusätzlichen KI-Professuren", sagte sie. Stark-Watzinger mahnte, dass man europäisch denken müsse, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können. Vor allem in den USA und China werden Milliarden Euro in KI investiert. Während der Branchenverband Bitkom den Aktionsplan begrüßte, kam aus der Opposition deutliche Kritik.

"Deutschland hat eine gute, eine exzellente Ausgangsbasis. Aber wir müssen dem deutschen KI-Ökosystem neue Impulse geben, um der rasanten Entwicklung auch Rechnung zu tragen", sagte die Forschungsministerin. Gerade deshalb müsse man die Entwicklung von Start-Ups fördern. 2023 gebe es zwar eine Verdoppelung der KI-Start-up-Gründungen in Deutschland. "Aber international sind wir noch auf dem neunten Platz. Das muss besser werden." KI-Anwendungen gebe es mittlerweile in allen Bereichen der Wirtschaft.

Deutschland sei in der KI-Forschung sehr gut aufgestellt, erklärte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Er sieht aber Defizite in der praktischen Anwendung. "Nur 15 Prozent aller Unternehmen setzen KI ein und nur zwei Prozent sehen Deutschland international als führende Nation in der Künstlichen Intelligenz." Die Politik fördere einerseits KI, behindere sie aber andererseits mit sehr restriktiven Regeln für die Verwendung nicht sensibler Daten. "Wenn wir Milliarden in KI investieren, ihr dann aber die Daten entziehen, ohne die eine KI nun einmal nicht arbeiten kann, dann kommen wir nicht von der Stelle", warnte er.

Thomas Jarzombek, bildungs- und forschungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, zeigte sich enttäuscht. Monate nach den Debatten über ChatGPT kündige die zuständige Ministerin nun einen KI-Aktionsplan an. "Die Bundesforschungsministerin muss aber jetzt vom Ankündigungs- in den Umsetzungsmodus kommen." Zwar sei Deutschland bei der Grundlagenforschung gut, aber die Wertschöpfung finde viel zu oft woanders statt.

(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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