Julius Bär - Schweiz dürfte Top-Position in Privat-Banking verteidigen

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Zürich (Reuters) - Trotz der negativen Schlagzeilen rund um den Untergang der Credit Suisse dürfte die Schweiz nach Einschätzung eines führenden Branchenvertreters der weltweit wichtigste Standort für ausländische Vermögen bleiben.

"Einige Konkurrenten sind uns dicht auf den Fersen, aber wenn die Schweiz schnell genug ist, glaube ich, dass wir in dieser sehr komplexen Welt die Spitzenposition verteidigen und ausbauen können", sagte der Chef des Vermögensverwalters Julius Bär, Philipp Rickenbacher, am Dienstag auf einer Veranstaltung von Thomson Reuters und dem Börsenkonzern LSEG.

Einer Studie des Beraters Boston Consulting Group (BCG) zufolge lagen auf Schweizer Bankkonten 2022 grenzüberschreitende Vermögen von 2,4 Billionen Dollar, Hong Kong kam auf 2,2 Billionen und Singapur auf 1,5 Billionen. Dank eines stärkeren Wachstums rechnet BCG damit, dass Hong Kong 2027 Nummer eins sein dürfte. Rickenbacher hält dagegen. Die Credit-Suisse-Krise habe in der Finanzwelt eine Art Schock ausgelöst, sagte der Bär-Chef. Aber mit der Notübernahme durch die UBS sei es der Schweiz gelungen, das Problem aus eigener Kraft zu lösen. "Dies wird weltweit sehr stark wahrgenommen, und das ist ein Beweis für die Stärke der Schweiz", betonte Rickenbacher. Die Vorzüge des Landes wie wirtschaftliche und politische Stabilität seien intakt.

KEIN VORSTOSS IN DIE USA ODER CHINA

Bär selbst peile weiteres Wachstum an und könnte die verwalteten Vermögen bis im nächsten Jahrzehnt mehr als verdoppeln. "Die Grenze von einer Billion ist nicht so weit entfernt", sagte Rickenbacher, dessen Bankhaus vor allem Millionäre und Milliardäre bedient. Wenn das Institut prozentual ähnlich viel Neugeld einsammle wie in den vergangenen Jahren und eine positive Marktentwicklung dazukomme, dann liege das Erreichen der Ein-Billion-Franken-Marke in den 2030er-Jahren in Reichweite.

Bei der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen hatte Rickenbacher erklärt, dass Bär von der Krise rund um die Credit Suisse profitiert habe. So sammelte die Privatbank im ersten Halbjahr bei vermögenden Kunden netto insgesamt 7,1 Milliarden Franken ein und verwaltete mit 441 Milliarden Franken vier Prozent mehr Vermögen als Ende 2022. Bär will vor allem aus eigener Kraft wachsen. In der ersten Jahreshälfte stieg die Zahl der sogenannten Relationship Manager um 57 auf 1305. Im Gesamtjahr könnte das Unternehmen insgesamt fast 200 Kundenberater neu einstellen, erklärte der Konzernchef.

Bär will in den kommenden Jahre vor allem in den bestehenden Geschäftsregionen zulegen. Auf einen Beitrag der beiden Riesen-Märkte China und USA soll weitgehend verzichtet werden. Das Institut habe keine Pläne, über die vor einem Jahr gemeldete Beteiligung an einem Asset Manager hinaus größere Summen in den chinesischen Markt zu investieren. Und auch eine Rückkehr in den US-Markt stehe nicht auf dem Programm. "Es ist ein Markt mit starkem Wettbewerb, auf dem keiner oder nur sehr wenige ausländische Akteure jemals echte wirtschaftliche Gewinne durch ihre kommerziellen Aktivitäten erzielt haben."

ANLEGER HALTEN SICH DERZEIT MIT INVESTMENTS ZURÜCK

Angesichts der aktuellen Unsicherheiten in den Vereinigten Staaten, der Sorgen um den europäischen Abschwung und der Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft säßen viele Kunden auf ihren Barmitteln. "Die Bereitschaft der Anleger, auf den Kapitalmärkten zu investieren, ist heute etwas gedämpft", erklärte Rickenbacher. Voraussetzung für eine Änderung des Kundenverhaltens sei eine Änderung des Umfeldes. Die Investoren müssten wieder Vertrauen in die Entwicklung der Finanzmärkte fassen. "Ich bin mir nicht ganz sicher, wenn ich die Presse lese und die Nachrichten schaue, ob dieses Maß an Gewissheit jetzt schon erreicht ist." Transaktionsgebühren sind ein wichtiger Ertragspfeiler für Vermögensverwalter.

(Bericht von Oliver Hirt, Elisa Martinuzzi und Noele Illien. Redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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