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Emerging Markets: Chancen und Risiken für Privatanleger

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Schwellenländer sind bei vielen Anlegern eine beliebte Beimischung fürs Depot. Doch Investitionen in die aufstrebenden Staaten bieten nicht nur attraktive Renditen, sondern gehen auch mit erhöhten Risiken einher.

Quelle: Uuganbayar/Shutterstock.com

Hohe Wachstumsraten, niedriges Lohnniveau, eine junge Bevölkerung und kaum Marktsättigung: Schwellenländer bieten dir eine ganze Reihe guter Bedingungen für attraktive Anlagechancen.

Alleine der Schwellenländer-Verbund Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika – die sogenannten BRICS-Staaten – repräsentieren 41 Prozent der Weltbevölkerung und erwirtschaften zusammen knapp ein Drittel der globalen Wirtschaftsleistung.

Im Vergleich zu etablierten Industrienationen in Europa und Nordamerika gewinnen sie zunehmend an Bedeutung für die Weltwirtschaft. Daher sind Emerging Markets (EM) ein wichtiger Baustein jedes Weltportfolios. 

Als EM bezeichnet man jene Länder des globalen Südens, die an der Schwelle zur reichen Industrienation stehen. Eine genaue Definition ist schwierig, da es sich um eine sehr heterogene Gruppe handelt. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf variiert von etwa 2.400 US-Dollar in Indien bis hin zu 32.000 US-Dollar in Südkorea. Der MSCI Emerging Markets Index umfasst derzeit 24 Staaten, darunter Indonesien, Kuwait, Peru, Ägypten, Polen und die Türkei.

Für langfristige Anleger

Im MSCI Emerging Markets Index sind Unternehmen aus China mit knapp 30 Prozent am stärksten vertreten, gefolgt von Indien (15,7%) und Taiwan (14,7%). Die beiden größten Branchen sind Finanzdienstleistungen (22,25%) und Informationstechnologie (20,22%).

Emerging Markets beheimaten zahlreiche Unternehmen, die in ihrer jeweiligen Branche führend sind. Dazu zählen asiatische Halbleiterhersteller wie TSMC, auf deren Produkte nahezu alle Industrienationen angewiesen sind.   

Eine Investition in Emerging Markets ist für dich vor allem dann sinnvoll, wenn du einen sehr langen Anlagehorizont hast. Über Zeiträume von 20 bis 30 Jahren war die Wertentwicklung des Schwellenländerindex in der Vergangenheit besser als jene des Industrieländer-Index MSCI World.

Kurzfristig sieht das aber anders aus: Seit Jahresbeginn ist der Emerging-Markets-Index um nur 1,8 Prozent gestiegen, während der MSCI World um mehr als 11 Prozent gewachsen ist. Über einen Zeitraum von zehn Jahren hättest du dein Geld mit einer Investition in den MSCI World beinahe verdreifacht, während Emerging Markets um nur 70Prozent zugelegt haben.

Problematische Dollar-Stärke

Ein wichtiger Faktor, der die Entwicklung der Schwellenländertitel beeinflusst, ist der US-Dollar. Viele Schwellenländer haben einen großen Teil ihrer Schulden in US-Dollar aufgenommen, um von dessen Stabilität und hohen Liquidität zu profitieren. Dies macht sie jedoch anfällig für Wechselkursrisiken.

Ein aktuelles Beispiel für diese Dynamik ist der Nahostkonflikt. Die Gewalteskalation hat zu einer Flucht in den US-Dollar geführt, der als sicherer Hafen gilt. Internationale Konflikte treiben traditionell den Wert des Greenbacks nach oben und verschärfen die Situation der Schwellenländer, die jetzt mehr lokale Währung benötigen, um ihre in US-Dollar denominierten Schulden bedienen zu können. Dies kann zu einer Kapitalflucht aus den Schwellenländern führen, die deren Währungen weiter unter Druck setzt, Importe verteuert und die Inflation anheizt. 

Die Schwellenländer sind sich dieses Teufelskreises bewusst. Darum haben sich die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) für eine Abkehr von der globalen Leitwährung ausgesprochen. Es ist jedoch ungewiss, wie lange es noch dauern wird, bis es zur tatsächlichen „Entdollarisierung“ kommt.

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Aktive Fonds

Was gewiss ist: Die jüngsten Markteinbrüche haben zu attraktiven Bewertungen bei Emerging Markets geführt. Wenn du jetzt einsteigen möchtest, kannst du das über Aktien oder Anleihen tun. Dabei solltest du die politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen der jeweiligen Länder berücksichtigen, die sich oft schnell ändern können. Auch die Qualität der Finanzberichterstattung ist in der Regel geringer als in Industrienationen. 

Wenn du diese Risiken minimieren möchtest, setzt du besser auf Fonds und ETFs. Im Gegensatz zu Industrieländern, in denen kostengünstige ETFs in der Regel besser abschneiden als aktiv gemanagte Fonds, ist es bei Emerging Markets umgekehrt. Sie bieten mit ihren Informationssymmetrien und Fehlbewertungen zahlreiche Anlagechancen für aktive Fondsmanager mit lokaler Expertise. 

Element: Gut zu wissen

Die Bedeutung von Emerging Markets für die globale Wirtschaft nimmt zu: Sie verfügen über eine junge und wachsende Bevölkerung, eine steigende Mittelschicht, eine dynamische Unternehmerschaft und eine wachsende Nachfrage nach Konsumgütern und Dienstleistungen.

Ihre langfristigen Renditechancen und niedrigen Bewertungen machen Emerging Markets für dich als Anlage interessant. Welche Gewichtung du wählst, ist Geschmackssache und hängt von deiner persönlichen Risikotragfähigkeit ab

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