Das sagen die Experten

Ökonomen-Stimmen zu den deutschen Inflationszahlen

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Quelle: lunopark/Shutterstock.com

Die Inflation in Deutschland hat sich im November weiter abgeschwächt. Die Verbraucherpreise lagen 3,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, nach 3,8 Prozent im Oktober, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden anhand vorläufiger Zahlen mitteilte. Es ist der niedrigste Stand seit Juni 2021. 

Das sagen Ökonomen zu dem rückläufigen Preisauftrieb

Michael Heise, Chefökonom HQ Trust

„Tiefer wird es bei der Inflationsrate in diesem Jahr nicht mehr gehen. Schon im Dezember ist mit einem deutlichen Wiederanstieg in Richtung 4 Prozent zu rechnen, da es anders als 2022 keine 'Dezember-Soforthilfe' mehr gibt, die die Energiepreise für die Verbraucher ermäßigt hatte. Im Januar zeichnen sich weitere Belastungen durch höhere C02-Abgaben und die wieder erhöhte Mehrwertsteuer für das Gastgewerbe ab. Die Verbraucherpreissteigerungen ohne Energie und Nahrungsmittel - die sogenannte Kernrate - liegt immer noch bei 3,8 Prozent. Überraschend ist das nicht, da sich Güter und Dienstleistungen als Folge steigender Löhne verteuern.“

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank

„Der Inflationsanstieg wurde unterschätzt, der Inflationsrückgang jetzt aber auch. Der Inflationsrückgang kann mit abfließendem Wasser aus einer Badewanne verglichen werden. Es bildet sich ein Wirbel, der das Wasser in den Abfluss reißt. Dieser Badewanneneffekt wird beim Inflationsrückgang von vielen Ökonomen unterschätzt. (...) Gerade, weil die Inflationsraten weiter im Rückwärtsgang bleiben werden, eröffnet sich der EZB ab der Jahresmitte 2024 deutliches Zinssenkungspotenzial.“

Ralph Solveen, Analyst Commerzbank

„Der Rückgang geht im November in erster Linie auf eine deutlich niedrigere Kernteuerungsrate zurück, während sich der Inflationsbeitrag der Energie und der Nahrungsmittel in Grenzen hielt. In den kommenden beiden Monaten dürfte die Teuerungsrate wegen einiger Sondereffekte wieder etwas höher ausfallen. Auf etwas längere Sicht wird entscheidend sein, inwieweit die Unternehmen in der Lage sein werden, ihre höheren Lohnkosten an ihre Kunden weiterzugeben. Wir gehen davon aus, dass dieser Effekt die Kernteuerungsrate im kommenden Jahr deutlich über dem EZB-Ziel stabilisieren wird.“

Ulrich Wortberg, Analyst Landesbank Hessen-Thüringen

„Auch im Dezember und zu Beginn des neuen Jahres dürften Basiseffekt einen Inflationsrückgang begünstigen. Vor diesem Hintergrund wird sich die EZB wohl in ihrer abwartenden Haltung bestätigt sehen und Marktteilnehmer könnten vermehrt auf Zinssenkungen im Verlauf des nächsten Jahres setzen.“

Christoph Swonke, Analyst Dekabank

„Der Grund für den deutlichen Rückgang der Teuerung sind erneut sinkende Energiepreise. Auch bei den Dienstleistungen fiel der Preisauftrieb geringer aus, was die Kerninflation gedrückt hat. Im kommenden Monat ist aber wieder mit einer höheren Inflationsrate zu rechnen: Der Staat hatte im Dezember 2022 für die privaten Haushalte die Abschlagszahlungen für Gas und Strom übernommen. Dieser Basiseffekt dürfte dann wieder ins Gewicht fallen und die Inflationsrate kurzfristig in die Nähe von vier Prozent steigen lassen.“

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