Ost-West-Lohnlücke: Linke will 'Ostgipfel'

dpa-AFX · Uhr

BERLIN (dpa-AFX) - Die Linksfraktion im Bundestag hat angesichts der anhaltenden Lohnunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland einen "Ostgipfel" gefordert. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) müsse sich der Sache annehmen, sagte Fraktionschef Dietmar Bartsch den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). "Das Thema Lohnangleichung muss dringend Chefsache werden, wenn der Frust im Osten nicht überkochen soll." Ostdeutsche Beschäftigte seien in vielen Bereichen immer noch Arbeitnehmer zweiter Klasse.

Nach der Entgeltstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) lag das mittlere Bruttomonatsentgelt von sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten in Ostdeutschland Ende 2022 fast 600 Euro unter dem in Westdeutschland. Das sogenannte Medianentgelt betrug in den alten Ländern 3752 Euro und das in den neuen Bundesländern 3157 Euro.

Ursächlich für die teils erheblichen Unterschiede dürften aus Sicht der BA unter anderem die Faktoren Betriebsgröße und Branchenstruktur sowie die Tarifbindung sein. Der Anteil der Beschäftigten in Betrieben mit 250 und mehr Mitarbeitern an allen Beschäftigten habe in Ostdeutschland mit 30,5 Prozent unter dem Anteil im Westen (37,3) gelegen. Auch die Tarifbindung im Osten sei deutlich niedriger.

Auf Länderebene reichte nach der BA-Statistik die Spanne in Westdeutschland von 4127 Euro in Hamburg bis 3385 Euro in Schleswig-Holstein und in Ostdeutschland von 3806 Euro in Berlin bis 2935 Euro in Mecklenburg-Vorpommern. Noch deutlicher zeigten sich Unterschiede in Kreisen und kreisfreien Städten: Das höchste Medianentgelt wurde im bayerischen Ingolstadt (5282 Euro) erzielt, das niedrigste im sächsischen Kreis Görlitz (2650).

Der "Median" teilt die untersuchten Werte in zwei gleich große Gruppen und ist weniger anfällig für einzelne besonders hohe Werte als der Durchschnitt. Das Entgelt von 50 Prozent der Beschäftigten liegt also unterhalb des Medians, das der anderen Hälfte oberhalb. Mit diesem Mittelwert werden Ausreißer wie Gehälter von Großverdienern nicht berücksichtigt. Beim arithmetischen Mittel hingegen wird das Gesamteinkommen durch die Zahl der Vollzeitbeschäftigten geteilt, wodurch ein Millionengehalt statistisch gesehen viele geringere Gehälter ausgleichen kann.

Nach im Sommer bekanntgewordenen Zahlen des Statistischen Bundesamtes verdienten Arbeitnehmer in Ostdeutschland pro Jahr im Schnitt 13 000 Euro weniger als Kollegen im Westen. Der durchschnittliche Bruttojahresverdienst bei Vollzeitbeschäftigten im Westen lag 2022 demnach bei 58 085 Euro, im Osten bei 45 070 Euro. Hintergrund sind auch Sonderzahlungen, die im Westen im Schnitt fast doppelt so hoch ausfallen und zuletzt schneller stiegen als im Osten./sl/DP/he

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