Volkswagen will nächstes Jahr vier Milliarden Euro sparen

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Berlin (Reuters) - Bei Volkswagen haben sich Management und Betriebsrat auf ein milliardenschweres Sparprogramm geeinigt.

Bereits im kommenden Jahr sollen dadurch bis zu vier Milliarden Euro zusammen kommen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Bis 2026 sollen es zehn Milliarden Euro werden, die Rendite soll bis dahin auf 6,5 Prozent steigen. "Das ist auch wichtig, um dem härter werdenden Wettbewerb in einem extrem anspruchsvollen Marktumfeld standhalten zu können", sagte Markenchef Thomas Schäfer. Es handle sich um das umfassendste Programm, das die Marke je aufgesetzt habe. Betriebsratschefin Daniela Cavallo sagte, der abgesteckte Kurs werde die Wettbewerbsfähigkeit langfristig stärken, ohne einseitig zulasten der Beschäftigten zu gehen.

Die Personalkosten in der Verwaltung sollen um ein Fünftel gesenkt werden, zudem soll die Altersteilzeit auf den Jahrgang 1967 ausgeweitet werden. Zum Teil sollen Mitarbeiter auch Abfindungen angeboten bekommen. Der Einstellungsstopp wird verlängert. Wie viele Stellen wegfallen, ließ VW offen. Die Altersteilzeit stehe aber explizit auch den Mitarbeitern in der Produktion offen, sagte eine Sprecherin. Die Beschäftigungssicherung bei Volkswagen gilt bis 2029; solange sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. VW-Konzernchef Oliver Blume hatte wiederholt darauf verwiesen, dass das Unternehmen stark auf demografische Effekte setze.

Größere Einsparungen als beim Personal verspricht sich VW allerdings bei Material-, Entwicklungs- und Fertigungskosten. Die Wolfsburger wollen etwa mit deutlich weniger Prototypen in der Entwicklung auskommen - allein so sollen jährlich 400 Millionen Euro gespart werden. Ein neues Auto soll künftig in 36 Monaten fertig entwickelt sein - bislang dauert das ungefähr 50 Monate. Die Beschaffung soll mehr als 320 Millionen Euro bringen, ein optimiertes After-Sales-Geschäft mit Ersatzteilen weitere 250 Millionen. Wie viel der Personalbereich zu dem Sparpaket beisteuern soll, ließ das Unternehmen offen.

Volkswagen bekommt derzeit die weltweite Abkühlung der Autonachfrage zu spüren und produziert deutlich weniger Fahrzeuge als vor der Corona-Pandemie. Einen weiteren Dämpfer dürfte das plötzliche Aus für die Elektroauto-Prämie in Deutschland bedeuten; allerdings hat VW angekündigt, den staatlichen Anteil an der Förderung für schon bestellte Autos selbst zu übernehmen.

Blume hat dem Mehrmarken-Konzern eine Rendite von bis zu zehn Prozent bis 2027 als Ziel gesetzt, die Kernmarke Volkswagen soll bis 2026 6,5 Prozent Rendite schaffen - ungefähr drei Prozentpunkte mehr als zuletzt. Auch bei den anderen Marken des Wolfsburger Autobauers sowie der holprig gestarteten Softwaretochter Cariad laufen entsprechende Performance-Programme. Bei der Software-Tochter haben sich Management und Betriebsrat darauf geeinigt, die internen Entwicklungskosten um ein Fünftel zu senken; die Struktur soll dazu komplett umgebaut werden. Auch sollen weniger Entwicklungsaufträge an Lieferanten vergeben werden. Weil wichtige Software nicht rechtzeitig fertig geworden ist, mussten Audi und Porsche die Einführung neuer Modelle verschieben.

(Bericht von Christina Amann. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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