Deutsche Bank wappnet sich mit Sparkurs für härtere Zeiten

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- von Frank Siebelt und Tom Sims

Frankfurt (Reuters) - Die Deutsche Bank will nach einem Gewinnrückgang im vergangenen Jahr ihren Sparkurs fortsetzen und 3500 Stellen abbauen.

"Kostendisziplin hat für uns weiter allerhöchste Priorität", sagte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing am Donnerstag zur Vorlage der Jahresbilanz 2023. Das Vertriebsnetz soll noch mehr gestrafft und interne Prozesse vereinfacht werden. Weitere 1,6 Milliarden Euro will die Bank so eingesparen. Mit der Fortsetzung des Sparprogramms, das nach Angaben der Bank schon 900 Millionen Euro an Kostensenkungen gebracht hat, wappnet sich der Finanzkonzern auch für härtere Zeiten. Bafin-Präsident Mark Branson hatte unlängst gewarnt, dass die Banken-Gewinne 2024 wegen der erwarteten Zinswende der Notenbanken nicht mehr so sprudeln werden wie noch 2023.

Starke Geschäfte mit Firmenkunden schoben die Ergebnisse der Deutschen Bank im vergangenen Jahr zwar an. Unter anderem eine höhere Steuerquote ließ den Gewinn aber um 16 Prozent auf 4,21 Milliarden Euro sinken. Die Schätzungen von Analysten wurden allerdings klar übertroffen. Damit schloss die einst krisengeschüttelte Deutsche Bank das vierte Jahr in Folge mit einem Gewinn ab. Die Anleger freute es - mit einem Plus von 4,5 Prozent war die Aktie der größte Gewinner im Dax. Andere europäische Banken enttäuschten dagegen mit ihren Zahlen und verbuchten teils deutliche Kursverluste. So rauschten die Titel der niederländischen ING neun Prozent in den Keller, die der französischen BNP Paribas acht Prozent.

MITTELFRISTZIELE ANGEHOBEN

Die Erträge steigerte die Deutsche Bank im vergangenen Jahr um sechs Prozent auf 28,9 Milliarden Euro. "Natürlich haben wir dabei von den steigenden Zinsen profitiert", sagte Sewing. Aber das Nettozinsergebnis stehe für weniger als die Hälfte der Erträge. "Damit sind wir gut diversifiziert und auch besser gerüstet, wenn die positiven Effekte im Zinsgeschäft nachlassen." Den Aktionären stellte Sewing eine Dividende von 0,45 Euro je Aktie in Aussicht nach 0,30 Euro im Jahr zuvor. Für das Jahr 2025 peilt der Konzern eine Dividende von 1,00 Euro an. Die Bank erhielt zudem die Genehmigung, in einem weiteren Schritt eigene Aktien für 675 Millionen Euro zurückzukaufen.

"Unser Jahresergebnis unterstreicht die Stärke unserer Strategie als Globale Hausbank, mit der wir unsere Kunden auch in einem unsicheren Umfeld unterstützen", erklärte Sewing, der die Deutsche Bank seit 2018 führt. Man sei sehr zuversichtlich, die Ziele für das Jahr 2025 zu erreichen. So strebt die Bank 2025 Erträge von etwa 32 Milliarden Euro an. Das Ziel für das durchschnittliche jährliche Wachstum im Zeitraum 2021 bis 2025 wurde von 3,5 bis 4,5 Prozent auf 5,5 bis 6,5 Prozent erhöht. "Das neue Jahr hat sehr stark begonnen, das gibt uns natürlich zusätzliche Antriebskraft", sagte Sewing.

KOSTEN SOLLEN WEITER SINKEN

Die geplante Streichung von 3500 Stellen umfasse 800 Jobs, deren Abbau bereits angekündigt worden sei, sagte Sewing. Vor allem kundenferne Bereich seien betroffen. Die Bank will die Kosten bis 2025 von derzeit 21,7 Milliarden Euro auf rund 20 Milliarden Euro im Jahr zu senken. "Damit kämen wir bei der unterstellten Ertragsentwicklung in den Bereich der Aufwand-Ertrags-Relation von weniger als 62,5 Prozent", sagte Sewing. 2023 lag diese Effizienzquote noch bei 75 Prozent - das heißt, für jeden Euro Ertrag muss die Bank 75 Cent aufwenden. Im europäischen Vergleich ist das eher hoch. Die spanische Bank Santander wies für Ende 2023 eine Aufwand-Ertrags-Relation von 44,1 Prozent aus.

Die Probleme bei der Tochter Postbank will die Deutsche Bank Sewing zufolge im ersten Quartal überwiegend abgearbeitet haben. Der Finanzkonzern stand 2023 massiv in der Kritik, weil die Migration der Daten von rund zwölf Millionen Postbankunden auf die IT-Systeme der Deutschen Bank nicht klappte. Kunden konnten zeitweise nicht auf ihre Konten zugreifen. Die Finanzaufsicht Bafin schickte der Bank schließlich einen Sonderbeauftragten ins Haus, um den Kundenservice wieder in die Spur zu bringen.

Rund lief es im vergangenen Jahr im Geschäft mit Firmenkunden. In dieser Sparte baute die Deutsche Bank ihre Erträge um 22 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro aus. Eher durchwachsen schnitt das Investmentbanking ab. Während im Geschäft mit Anleihen und Währungen die Einnahmen 2023 um elf Prozent auf 8,0 Milliarden Euro sanken, stiegen sie im Emissions- und Beratungsgeschäft um kräftige 25 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Das Anleihenemissionsgeschäft brummte. Ingesamt erzielte die Deutsche Bank im Investmentbanking Erträge von 9,2 Milliarden Euro - ein Rückgang von neun Prozent. In der Privatkundensparte - der inzwischen ertragsmäßig größte Bereich im Konzern - wurden 9,6 Milliarden Euro Ertrag erwirtschaftet, ein Anstieg von fünf Rrozent.

(Redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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