UBS nach Rekordgewinn auf Sparkurs - Fast 10.000 Job sind schon weg

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Zürich (Reuters) - Nach einem Rekordgewinn im vergangenen Jahr drückt die UBS bei den Kostensenkungen aufs Tempo.

Bis 2026 will die Schweizer Großbank mit der Einverleibung des gestrauchelten Rivalen Credit Suisse die Kosten um insgesamt rund 13 Milliarden Dollar drücken. Bisher hatte die UBS "über zehn" Milliarden Dollar in Aussicht gestellt. Rund die Hälfte der Einsparungen sollen Kürzungen beim Personal beisteuern. "In den nächsten drei Jahren muss ein erhebliches Maß an Umstrukturierung und Optimierung erfolgen, bevor wir die Vorteile des Zusammenschlusses voll ausschöpfen können", erklärte Konzernchef Sergio Ermotti.

Wie viele Stellen gestrichen werden, wollte das Geldhaus nicht sagen. Experten zufolge stehen aber zehntausende Jobs auf der Kippe. Der Personalbestand des kombinierten Unternehmens ist seit der Rettungsaktion im Frühjahr 2023 bereits um fast 10.000 Beschäftigte gesunken.

Als Reaktion auf den ersten großen digitale Bankensturm der Geschichte hatte die Schweizer Regierung im vergangenen März eine Übernahme der Credit Suisse durch die UBS orchestriert. Auslöser des Beinahe-Kollapses der Credit Suisse war eine Reihe von Skandalen und Fehlschlägen, die das Vertrauen in das zweitgrößte Institut des Landes erodieren ließen.

Inzwischen habe die UBS die erste Phase der Credit-Suisse-Integration abgeschlossen und die mit einem massiven Vertrauensverlust kämpfende Nummer zwei des Landes stabilisiert, erklärte Ermotti, der eigens für die Herkulesaufgabe der Integration zur UBS zurückgeholt worden war. "Wir haben erfolgreich Kundengelder zurückgewonnen, behalten und gesteigert und gleichzeitig die Umstrukturierungsphase eingeleitet." Doch die Bank wolle sich nicht zurücklehnen, 2024 werde ein entscheidendes Jahr. "Die Dynamik ist gut, aber es ist ein Marathon und kein Sprint."

"BEST BANK IN EUROPE"

Die Notübernahme der Credit Suisse bescherte der UBS 2023 einen Rekordgewinn von 29 Milliarden Dollar. Im Jahr davor - noch vor dem Zukauf - hatte unter dem Strich ein Gewinn von 7,6 Milliarden Dollar gestanden. Treiber der Verbesserung war ein Buchgewinn durch einen Bewertungsabschlag ("Badwill") beim ersten Zusammenschluss von zwei global systemrelevanten Banken überhaupt, denn der Kaufpreis entsprach nur einem Bruchteil des Credit-Suisse-Eigenkapitals.

Dennoch waren die Analysten nicht zufrieden: Das Ergebnis des vierten Quartals 2023 habe in Bezug auf die Kosten enttäuscht, erklärte Anke Reingen von RBC Capital Markets. "Aber die angestrebten höheren Bruttoeinsparungen bis 2026 dürften ein gewisser Trost sein, dass die Kosten unter Kontrolle bleiben." An der Börse sanken die UBS-Aktien bis am frühen Nachmittag um 2,4 Prozent und waren damit der größte Verlierer im Schweizer Index SMI.

Seit der Ankündigung der wegen des Kaufpreises von nur drei Milliarden Franken als "Deal des Jahrhunderts" bezeichneten Transaktion hat die UBS-Aktie allerdings 50 Prozent zugelegt und die europäische Bankbranche damit weit hinter sich gelassen. UBS sei als größter weltweit tätiger Vermögensverwalter die einzige europäische Bank mit einer globalen Top-Position in einem wichtigen Bereich, erklärte JP Morgan-Analyst Kian Abouhossein. UBS sei auf dem Weg, zur "Besten Bank in Europa" zu werden.

BESCHERUNG FÜR AKTIONÄRE

Die Dividende für 2023 will die Bank um 27 Prozent auf 0,70 Dollar je Aktie anheben. Mit dem Zusammenschluss der Rechtseinheiten UBS AG und Credit Suisse AG rechnet der Konzern bis zum Ende des zweiten Quartals 2024. Danach will die UBS das zwischenzeitlich ausgesetzte Aktienrückkaufprogramm wieder aufnehmen. Im laufenden Jahr peilt die Bank Rückkäufe im Volumen von bis zu einer Milliarde Dollar an.

Das Geldhaus äußerte sich erstmals detailliert zu den Plänen für die kombinierte Bank in den kommenden Jahren. Im Kerngeschäft mit Reichen und Superreichen sollen die verwalteten Vermögen 2028 die Marke von fünf Billionen Dollar übersteigen. Ende 2023 waren es 3,8 Billionen gewesen, davon kamen 0,7 Billionen von der Credit Suisse.

Die UBS bekräftige die konzernweite Vorgabe einer bereinigten Rendite auf das harte Kernkapital von 15 Prozent und einer Aufwand-Ertrags-Quote von unter 70 (2023: 105,7) Prozent - das heißt, für jeden Dollar Ertrag muss die Bank dann weniger als 70 Cent aufwenden. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank hat sich bis 2025 eine Effizienzquote von unter 62,5 (2023: 75) Prozent vorgenommen.

Mit dem Zusammenführen von juristischen Einheiten oder von Informatiksystemen könne der Konzern weitere Kosten-, Kapital- und Finanzierungssynergien freisetzen. Im Vermögensverwaltungsgeschäft sollen die Credit-Suisse-Kunden in Singapur, Hongkong und Luxemburg bis zum Ende des Jahres zur UBS überführt werden, in der Schweiz soll dieser Schritt bis Ende kommenden Jahres abgeschlossen sein.

Die Bank rechnet damit, dass ich das Ergebnis im ersten Quartal 2024 gemessen am Vorquartal verbessert. So dürfte die zunehmende Kundenaktivität den Ertrag stützen. Dazu komme die Rückkehr der Investmentbank in die schwarzen Zahlen und der positive Einfluss der höheren Zinsen.

(Reporter: Oliver Hirt und Noele Illien. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern +49 30 2201 33711 (für Politik und Konjunktur) +49 30 2201 33702 (für Unternehmen und Märkte)

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