Dax-Anleger atmen nach Rekordjagd durch - Index kaum verändert

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Frankfurt (Reuters) - Nach der jüngsten Rekordjagd haben es die Dax-Anleger zum Wochenschluss ruhiger angehen lassen.

Der deutsche Leitindex trat am Freitagmittag bei 17.371 Punkten auf der Stelle, auch der EuroStoxx50 kam kaum vom Fleck. Analysten zeigten sich jedoch optimistisch, dass der Dax seinen Höhenflug schon bald fortsetzen dürfte. "Die Rally scheint im Moment Flügel zu haben", sagt Thomas Altmann von QC Partners. Auch Jochen Stanzl von CMC Markets stellt fest: "Nichts und niemand kann die Bullen derzeit an der Börse aufhalten." Der Dax nähere sich in größeren Schritten als von vielen gedacht der 18.000er Marke.

Am Donnerstag hatte der Börsenhype um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) nach starken Zahlen des US-Chip-Konzerns Nvidia den Dax auf ein Allzeithoch von 17.429,66 Zählern getrieben. Auch an den Börsen in Asien und den USA war es bergauf gegangen.

ANLEGER MACHEN BEI ALLIANZ KASSE

Die zum Wochenschluss vorgelegten Bilanzzahlen stießen dagegen auf wenig Begeisterung. Bei der Allianz drückten die Anleger trotz einer höheren Dividende auf den Verkaufsknopf. Die Aktien des Versicherungsriesen bildeten mit einem Abschlag von gut drei Prozent das Schlusslicht im Dax. Einem Händler zufolge sorgte der Ausblick für 2024 für etwas Enttäuschung und ließ die Anleger angesichts der jüngsten Kursgewinne Kasse machen. Seit Jahresbeginn kommen Allianz-Aktien auf ein Plus von mehr als fünf Prozent. Der Dax hat im selben Zeitraum 3,7 Prozent zugelegt. Bei den Titeln der Deutschen Telekom, deren Geschäftszahlen für 2023 im Rahmen der eigenen Ziele und der Markterwartungen lagen, ging es ebenfalls bergab. Die Aktien gaben im deutschen Leitindex 2,3 Prozent nach.

Hensoldt machte eine Umsatzprognose unter den Markterwartungen zu schaffen. Die Papiere des Rüstungselektronik-Konzerns verloren im MDax in der Spitze mehr als acht Prozent. Die Aktien des Konkurrenten Rheinmetall legten im Dax dagegen um zwei Prozent zu.

DEUTSCHE WIRTSCHAFT AM RANDE EINER REZESSION

Für etwas Ernüchterung unter den Dax-Anlegern sorgten zum Wochenschluss auch die neuesten Daten zur deutschen Wirtschaft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte von Oktober bis Dezember um 0,3 Prozent zum Vorquartal. Damit bewegt sich die deutsche Wirtschaft wegen sinkender Investitionen am Rande einer Rezession. "Das Jahr 2023 ist aus wirtschaftlicher Sicht zum Vergessen", sagt Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Der Blick richte sich nun nach vorne. "Die gute Nachricht ist, dass wichtige Konjunkturfrühindikatoren zuletzt ein zartes Erwachen zeigten." Allerdings müssten sich die etwas besseren Vorboten erst noch in harte Fakten niederschlagen.

Die etwas aufgehellte Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft konnte vor diesem Hintergrund ebenfalls keine Begeisterungsstürme auslösen. Das Ifo-Geschäftsklima stieg im Februar auf 85,5 Punkte von 85,2 Zählern im Vormonat. Eine nachhaltige Trendwende bedeute dies aber wohl noch nicht, sagte Ralf Umlauf von der Helaba. "Die konjunkturelle Dynamik dürfte zunächst noch gedämpft bleiben, denn noch liegt der Index auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau."

Am Devisenmarkt hielten viele Investoren ähnlich wie am Aktienmarkt die Füße still. Der Dollar-Index notierte mit 104,02 Punkten leicht fester, der Euro lag bei 1,0816 Dollar minimal schwächer. Hauptgesprächsthema bleibt die Frage, welche große Notenbank zuerst die Zinsen senken wird. Das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank Robert Holzmann sieht die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) bei einer Zinswende vor der Europäischen Zentralbank am Zug. Aus Sicht von US-Währungshüter Patrick Harker könnte die Zinswende der Fed im Mai eingeleitet werden. Es müssten aber noch einige Monate Daten gesichtet werden, um Vertrauen zu schöpfen, dass die Inflation tatsächlich wieder auf das Ziel der Notenbank von zwei Prozent zusteuere, erklärte der Chef des Notenbankbezirks Philadelphia. An den Terminmärkten wird mehrheitlich erst im Juni mit einer Senkung der Zinsen gerechnet.

(Bericht von: Daniela Pegna, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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