Powell bringt Börsen nicht aus dem Tritt - Gold glänzt mit Rekordhoch

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Frankfurt (Reuters) - Die Zurückhaltung von US-Notenbankchef Jerome Powell mit Blick auf die Zinswende bringt die Börsen nicht aus dem Tritt.

Der Dax lag am Dienstagnachmittag 0,2 Prozent fester bei 17.726 Punkten. Der EuroStoxx50 stieg um ein halbes Prozent auf 4914 Zähler. Damit standen sie mehr oder weniger auf dem gleichen Niveau wie vor Powells vorab verbreitetem Redetext vor einem Kongressausschuss ab 16.00 Uhr (MEZ). Auch die wichtigsten US-Indizes eröffneten im Plus.

Die Anleger zeigten sich laut Experten beruhigt, weil Powells Worte genau mit den Markterwartungen übereinstimmten. Der Vorsitzende der US-Notenbank Fed ließ den genauen Zeitpunkt einer ersten Zinssenkung weiter in der Schwebe. Die Inflation habe zwar deutlich nachgelassen, hieß es. Allerdings brauchten die Währungshüter "größere Zuversicht" in einen nachhaltigen Rückgang der Inflation, bevor sie die Leitzinsen senken könnten. "Powells Aussagen zum Stand der US-Wirtschaft waren bewusst sehr vorsichtig", sagte Phil Blancato, Konzernchef des Vermögensverwalters Ladenburg Thalmann in Florida. "Und was die Inflation angeht, hat er ja vollkommen recht: Wir haben das Ziel von zwei Prozent in der Tat noch nicht erreicht."

POSITIVE ÜBERRASCHUNG BEI US-JOBDATEN

Für entspannte Stimmung sorgten auch neue Daten zum US-Arbeitsmarkt. Die US-Unternehmen haben laut einer Umfrage im Februar weniger Stellen geschaffen als von Experten erwartet. Unter dem Strich entstanden demnach im vorigen Monat 140.000 Jobs, wie der Personaldienstleister ADP zu seiner Befragung von Firmen mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten mit einem Stellenzuwachs im Privatsektor von 150.000 gerechnet. Dies schürte Hoffnungen auf eine vergleichsweise baldige geldpolitische Wende der Fed, die versucht, mit hohen Zinsen unter anderem den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen.

Am Devisenmarkt blies der Bitcoin erneut zum Sturm auf sein frisch erobertes Allzeithoch. Die Cyberdevise hatte am Dienstag zum ersten Mal in seiner Geschichte die 69.000-Dollar Marke überwunden und war bis auf 69.202 Dollar gestiegen. Danach hatten Gewinnmitnahmen den Kurs allerdings schnell wieder fallen lassen. Am Mittwoch kostete die Kryptowährung mit rund 67.000 Dollar knapp sechs Prozent mehr als zum Dienstag-Schluss.

Gold übertraf mit einem Plus von 0,8 Prozent auf 2145,09 Dollar sein erst am Dienstag aufgestellten Rekordhoch. "Der Katalysator hinter dem jüngsten Aufstieg von Gold sind die enttäuschenden Wirtschaftsdaten aus den Vereinigten Staaten, die erneut Spekulationen über mögliche Zinssenkungen angefacht haben", sagte Alexander Zumpfe, Edelmetallhändler bei Heraeus. Niedrigere Zinssätze erhöhen die Attraktivität von nicht verzinslichen Vermögenswerten wie Gold.

DHL-AUSBLICK ENTTÄUSCHT - RATIONAL FLIEGT AUS DEM MDAX

Am Aktienmarkt griffen Anleger vor allem bei zinsabhängigen Immobilienwerten zu, die europaweit zulegten. Bei den deutschen Aktien verloren DHL 6,7 Prozent und standen damit am Dax-Ende. Der Ausblick des Logistik-Riesen enttäusche, sagten die Analysten von JP Morgan.

Der Duft- und Aromenhersteller Symrise überzeugte die Anleger hingegen. Die Aktien stiegen nach überraschend starken Zahlen um 7,3 Prozent.

Der von der Deutschen Börse beschlossene Abstieg von Rational aus dem MDax erwischte einige Anleger kalt. Die Aktien des Großküchenhändlers fielen um knapp drei Prozent. Der Ausschluss komme überraschend, "vor allem da es wegen Corporate Governance ist und nicht wegen der Marktkapitalisierung oder dem Handelsvolumen", fasste RBC-Analyst Sebastian Kuenne zusammen. Wirksam werden die Änderungen am 18. März. Im Leitindex Dax gab es keine Veränderungen, da Wackelkandidat Zalando seinen Platz knapp verteidigen konnte. Die Aktien des Online-Händlers gewannen 4,5 Prozent.

(Bericht von Anika Ross und Zuzanna Szymanska. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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