Börsen kommen nur schwer voran - Sartorius stürzen ab
Frankfurt (Reuters) - Mit dem Blick auf Nah-Ost-Spannungen und ungewissen Zinsaussichten haben sich Europas Anleger am Donnerstag vorsichtig vorangetastet.
Der Dax stand am Nachmittag 0,1 Prozent höher bei 17.779 Punkten, der EuroStoxx50 rückte um 0,4 Prozent auf 4934 Zähler vor. Die US-Börsen gingen nach einem Ausverkauf bei Chip-Werten vorbörslich auf Erholungskurs. Ein Medienbericht über geplante staatliche Zuschüsse schob dabei die Aktien des US-Chipkonzerns Micron an.
Ein Wiederaufleben der Rally zum Jahresstart an den Aktienmärkten sei aber nicht wahrscheinlich, solange die Marktteilnehmer von länger hochbleibenden Zinsen ausgingen, sagte Pierre Veyret, Analyst bei ActivTrades. "Es besteht sogar das Potenzial für eine noch tiefere Korrektur, wenn die Anleger sich mehr Sorgen über die monetäre, geopolitische und unternehmerische Sphären machen."
KRISENWÄHRUNG GOLD BLEIBT GEFRAGT - BERICHTSSAISON VORAUS
Nur schwer verdaulich scheint für viele Anleger, dass die US-Notenbank Fed die von den Anlegern herbeigesehnte Zinssenkung auf die lange Bank schiebt. An den Märkten wird nun darüber spekuliert, dass eine erste Lockerung erst im September kommen könnte. Hinzu kommt die Angst vor einer Eskalation im Nahen Osten nach dem iranischen Angriff auf Israel. Deutlich wird dies vor allem am Goldpreis, der sich wieder dem am Freitag erreichten Allzeithoch von 2.431,29 Dollar je Feinunze näherte. Das Edelmetall, das gerne als sicherer Hafen angesteuert wird, verteuerte sich in der Spitze um ein Prozent auf 2.383 Dollar je Feinunze.
Für neue Impulse am Aktienmarkt könnte die an Fahrt aufnehmende Berichtssaison sorgen. Laut LSEG-Daten wird erwartet, dass die Gewinne europäischer Firmen im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 12,1 Prozent zurückgehen werden. Gedämpfte Erträge könnten eine schwächelnde Konjunktur widerspiegeln, sagte Ipek Ozkardeskaya, Marktanalystin bei der Swissquote Bank. Dies gäbe der Europäischen Zentralbank einen weiteren Grund, die Zinsen zu senken, was wiederum die Risikobereitschaft für europäische Aktien steigern könnte.
ABB VERBREITET GUTE LAUNE - SARTORIUS AUF TALFAHRT
Für gute Stimmung im Industriesektor sorgte der Elektrotechnikkonzern ABB mit einem Umsatz- und Gewinnzuwachs im ersten Quartal und einer angehobenen Gewinnprognose. Die Aktien legten in der Spitze mehr als sechs Prozent zu. Der Rivale Siemens profitierte ebenfalls davon und stand 1,2 Prozent im Plus. Keinen guten Tag erwischten dagegen die Titel des Labor- und Pharmazulieferers Sartorius, die aufgrund enttäuschender Quartalszahlen mehr als 17 Prozent abrutschten. Der Start ins Jahr sei schwächer ausgefallen als befürchtet, sagte Odysseas Manesiotis, Analyst bei der Berenberg Bank.
An der Londoner Börse griffen die Anleger bei den Aktien der Billigairline Easyjet zu, die besser als gedacht über den traditionell schwachen Winter gekommen ist. Zudem setzt das Unternehmen auf anziehende Buchungen für das Sommer-Geschäft. Die Aktien notierten rund drei Prozent fester. Lufthansa, die British Airways-Mutter IAG und Ryanair gewannen bis zu fünf Prozent.
Bei den deutschen Nebenwerten verliehen Aufträge des US-Halbleiter-Entwicklers Wolfspeed Aixtron Rückenwind. Die Aktien des Chipanlagenbauerns legten bis zu acht Prozent zu und lagen anschließend noch rund vier Prozent im Plus.
(Bericht von: Anika Ross, Daniela Pegna.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)