Zwei Deutsch-Russen wegen Spionage-Vorwurf in Bayern festgenommen

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Berlin (Reuters) - Die Bundesanwaltschaft hat zwei Deutsch-Russen in Bayern wegen des Verdachts der Spionage im Zusammenhang mit dem Krieg gegen die Ukraine festnehmen lassen.

Die beiden Männer seien "dringend verdächtig, in einem besonders schweren Fall für einen ausländischen Geheimdienst tätig gewesen zu sein", teilte der Generalbundesanwalt in Karlsruhe am Donnerstag mit. Dem Hauptbeschuldigten werden zudem Planungen zu einer Sprengstoffexplosion sowie zur Brandstiftung, Agententätigkeit zu Sabotagezwecken und Ausspähen militärischer Anlagen vorgeworfen.

"Unsere Sicherheitsbehörden haben mögliche Sprengstoffanschläge, die unsere militärische Hilfe für die Ukraine treffen und unterminieren sollten, verhindert", erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser. "Es ist ein besonders schwerer Fall der mutmaßlichen Agententätigkeit für Putins Verbrecher-Regime", fügte sie mit Blick auf Russlands Präsident Wladimir Putin hinzu. "Unsere Sicherheitsbehörden haben seit dem mörderischen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine alle Schutzmaßnahmen gegen hybride Bedrohungen durch das russische Regime hochgefahren." Deutschland werde die Ukraine weiter unterstützen und sich nicht einschüchtern lassen.

Wegen der Spionage-Ermittlungen lässt Bundesaußenministerin Annalena Baerbock den russischen Botschafter in Berlin einbestellen. "Der Verdacht, dass Putin bei uns Agenten anwirbt, um Anschläge auf deutschem Boden zu verüben, ist extrem schwerwiegend", erklärte Baerbock im Anschluss auf der Plattform X. "Wir werden nicht zulassen, dass Putin seinen Terror nach Deutschland trägt. Das wurde dem russischen Botschafter heute bei einer Einbestellung mitgeteilt." Der Sprecher des russischen Präsidialamts in Moskau, Dmitry Peskow, sagte, ihm lägen über den Fall keine Informationen vor.

KÄMPFER IN DER OSTUKRAINE

Den weiteren Angaben zufolge hatte einer der Beschuldigten über einen Mittelsmann Kontakte zu einem russischen Geheimdienst. Beide hätten Sabotageakte geplant, die dazu dienen sollten, "die aus Deutschland der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg geleistete militärische Unterstützung zu unterminieren". Der Hauptbeschuldigte habe sich bereiterklärt, "Sprengstoff- und Brandanschläge vor allem auf militärisch genutzte Infrastruktur und Industriestandorte in Deutschland zu begehen". Ausgespäht worden seien auch Einrichtungen der US-Streitkräfte. Dabei soll ihm der zweite Beschuldigte geholfen haben.

Der Hauptbeschuldigte soll den Angaben zufolge zudem von Dezember 2014 bis September 2016 in der Ostukraine als Kämpfer einer bewaffneten Einheit der "Volksrepublik Donezk" tätig gewesen sein. Der Mann sei am Mittwoch dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt worden. Ihm sei ein Haftbefehl vom 9. April eröffnet worden. Der zweite Beschuldigte sollte im Lauf des Donnerstag dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden.

Der "Spiegel" berichtete ergänzend, die Festnahmen seien in Bayreuth erfolgt. Bei einem der ausgespähten Objekte soll es sich demnach um eine Einrichtung der US-Armee im bayerischen Grafenwöhr gehandelt haben. Dort befindet sich unter anderem ein bedeutender Truppenübungsplatz, auf dem die US-Armee ukrainische Soldaten ausbildet, etwa an Abrams-Kampfpanzern.

(Bericht von Alexander Ratz, unter Mitarbeit des Reuters-Büros Moskau. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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