Dax mit kleinem Plus – Delivery Hero bricht ein – Boeing gesteht Betrug ein

Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich am Montag nach der zweiten Runde der französischen Parlamentswahlen zurückgehalten. Der Dax konnte zwar seine anfängliche Schwäche abschütteln und legte eine Stunde nach Handelsbeginn um 0,38 Prozent auf 18.545 Punkte zu. Er blieb damit aber innerhalb der Handelsspanne vom Freitag, als er nur ein knappes Plus ins Ziel gerettet hatte.
Der rechtspopulistische Rassemblement National (RN) blieb überraschend deutlich hinter der angestrebten absoluten Mehrheit zurück. Die Partei von Marine Le Pen, die im ersten Wahlgang noch vorn gelegen hatte, könnte hinter dem Linksbündnis als wahrscheinlich stärkster Kraft sowie dem Mitte-Lager von Präsident Emmanuel Macron auf dem dritten Platz landen. Doch für keines der politischen Lager zeichnet sich die für eine Regierungsbildung nötige Mehrheit ab.
Damit stecke das Land in einer „politisch verfahrenen Situation“, konstatierte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Eine Regierung unter Jean-Luc Mélenchon, dem Führer der Linkspartei, „wäre für die EU ein Schreckgespenst“. Denn der EU-Gegner würde den Stabilitäts- und Wachstumspakt wohl konsequent ignorieren. Das bereits nicht EU-konforme Staatsdefizit könnte sich damit noch ausweiten und die zweitgrößte EU Volkswirtschaft Frankreich „zu einem destabilisierenden Faktor werden“.
Auch seitens der Übersee-Börsen kam für den Dax am Montag keine Unterstützung: Der US-Leitindex Dow Jones hatte vor dem Wochenende nur ein bescheidenes Plus geschafft. Die asiatischen Märkte zeigten am Montag eine schwache Entwicklung.
Delivery Hero vor höherer Kartellbuße - Aktie verliert zweistellig
Dem Essenlieferdienst Delivery Hero werden potenzielle Verstöße gegen das EU-Kartellrecht voraussichtlich deutlich mehr Geld kosten als bisher gedacht. Die entsprechende Buße könnte bei über 400 Millionen Euro liegen, teilte das Unternehmen am Sonntagabend mit. Bisher hatte Delivery Hero für den Konflikt nur 186 Millionen Euro zurückgelegt. Entsprechend kündigte das Unternehmen eine deutliche Erhöhung der entsprechenden Rückstellung an.
Der Kurs der Delivery-Hero-Aktie sackte daraufhin deutlich in Richtung des Rekordtiefs aus dem Februar ab. Die Aktie liegt nach einer Stunde Handel bei knapp 12 Prozent im Minus bei rund 18,50 Euro. Das bisherige Allzeittief stammt aus dem Februar und liegt bei 14,92 Euro. Mitte Mai hatte der Kurs von Delivery Hero noch über 32 Euro gelegen.
Das größte Problem für den Markt dürfte dabei weder in der Höhe der Strafe liegen, noch darin, wie der Essenslieferant sie stemmen kann, glaubt Giles Thorne vom Analysehaus Jefferies. So verfüge Delivery Hero über ausreichend Barmittel. Die Buße könne vielmehr ein Muster sein für andere Fälle. Die Sofortmaßnahmen von Delivery Hero begrüßt der Experte. Es sei positiv, dass das Management die mögliche Geldbuße direkt offengelegt habe.
Bei dem von der EU-Kommission angestrengten Verfahren geht es um den Vorwurf angeblicher wettbewerbswidriger Absprachen zur Aufteilung nationaler Märkte, des Austausches wirtschaftlich sensibler Informationen und dem Aussprechen von Abwerbeverboten. Die Behörde hatte dabei im Juli 2022 und November 2023 bei Delivery Hero und anderen Branchenunternehmen unangekündigte Durchsuchungen durchgeführt.
Boeing gesteht Betrug vor Max-Abstürzen ein
Boeing bekennt sich schuldig, die US-Regierung betrogen zu haben, um einem Gerichtsprozess um zwei tödliche Abstürze von Maschinen des Typs 737 Max zu entgehen. Das geht aus einem Dokument des US-Justizministeriums für das zuständige Bundesgericht in Texas hervor. Die Folgen sind eine neue Millionenstrafe sowie ein Aufpasser der Regierung für den US-Flugzeugbauer.
Bei den Unglücken im Oktober 2018 und März 2019 waren 346 Menschen ums Leben gekommen. Boeing hatte seinerzeit eine Strafverfolgung unter anderem mit dem Versprechen vermieden, ein Compliance- und Ethik-Programm umsetzen. Auch zahlte der Konzern eine Strafe von 243,6 Millionen Dollar. Das Justizministerium kam bereits im Mai zu dem Schluss, dass Boeing gegen Auflagen des damaligen Deals verstieß.
Ein Auslöser dafür war das Beinahe-Unglück im Januar, bei dem ein Rumpf-Fragment einer so gut wie neuen Boeing-Maschine im Steigflug herausbrach. Bei dem Zwischenfall wurde zwar niemand verletzt. Doch dazu trug auch bei, dass die Plätze neben dem Loch im Rumpf durch einen glücklichen Zufall nicht besetzt waren.
Auslöser der Abstürze von 2018 und 2019 war eine Software der Flugzeuge, die Piloten unterstützen sollte, aber stärker als von ihnen erwartet in die Steuerung eingriff. Sie lenkte die Maschinen in Richtung Boden - und den Piloten der beiden Maschinen gelang es am Ende nicht, sie wieder auszurichten. Flugzeuge des Typs durften nahezu zwei Jahre nicht fliegen, bis der Fehler in der Software behoben wurde.
Boeing wurde danach in einem Strafverfahren Betrug vorgeworfen, weil Mitarbeiter des Flugzeugbauers bei der Zertifizierung des Typs durch US-Behörden spezielle Schulungen für die Software für unnötig erklärt hatten.
Laut den am späten Sonntag veröffentlichten Gerichtsunterlagen soll Boeing nach dem Schuldeingeständnis unter anderem mindestens 455 Millionen Dollar in Compliance- und Sicherheitsprogramme investieren. Auch soll eine Strafzahlung von erneut 243,6 Millionen Dollar fällig werden. Die Vereinbarung wird erst gültig, wenn sie vom Gericht in Texas, bei dem der Fall liegt, abgesegnet wird.
Deutschland: Exporte und Importe geben deutlich nach
Die Ausfuhren der deutschen Wirtschaft sind im Mai deutlich gesunken. Gegenüber dem Vormonat fielen sie um 3,6 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Analysten hatten im Schnitt einen etwas moderateren Rückgang um 2,8 Prozent erwartet. Die Importe sanken noch deutlicher als die Ausfuhren, und zwar um 6,6 Prozent. Der Saldo der Handelsbilanz stieg auf 24,9 Milliarden Euro.
Redaktion onvista/dpa-AFX