Europas Anleger halten sich vor Notenbank-Treffen in Jackson Hole zurück

Nach der jüngsten Erholungsrally sind die Anleger an den europäischen Aktienmärkten mit Vorsicht in die neue Woche gestartet.
Der Dax pendelte am Montag kaum verändert um die Marke von 18.300 Punkten, nachdem er zuvor mit neun Tagesgewinnen in Folge die längste Gewinnserie seit gut fünf Jahren erzielt hatte. Der EuroStoxx50 lag leicht höher bei 4847 Zählern.
Der Fokus liege nun auf US-Notenbankchef Jerome Powell, wenn er am Freitag beim Notenbank-Treffen in Jackson Hole ans Rednerpult trete und seine geldpolitischen Pläne darlegen werde, sagte Jürgen Molnar, Stratege bei RoboMarkets. In den USA hätten sich die Hoffnungen verstärkt, dass die Fed die Zinsen schneller und damit stärker senken könnte als bislang angenommen. Da eine Zinssenkung im September bereits als ausgemachte Sache gelte, werde es in Powells Rede vor allem auf den Tonfall ankommen, kommentierte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. Nach den Turbulenzen an den Weltbörsen hofften Anleger auf klare Signale.
Für gute Stimmung hatten zuletzt vor allem starke Einzelhandels- und Arbeitsmarktdaten aus den USA gesorgt, die die Furcht der Investoren vor einem Absturz der Konjunktur gelindert hatten. Die Analysten von Goldman Sachs hatten ihre Rezessionsprognose für die USA zuletzt auf 20 Prozent gesenkt und in Aussicht gestellt, die Vorhersage noch weiter herunterzuschrauben, falls der Beschäftigungsbericht für August "einigermaßen gut" aussehe.
Dollar gibt nach - Yen erneut im Fokus
Im Vorfeld des Notenbank-Symposiums gab der Dollar zum Wochenauftakt auf breiter Front nach. Gegenüber der japanischen Landeswährung lag der Dollar etwa ein Prozent niedriger bei 146,20 Yen. Der erstarkte Yen setzte der japanischen Börse zu und befeuerte Gewinnmitnahmen. Nach dem Zuwachs von mehr als acht Prozent in der vergangenen Woche gab der Nikkei-Index zum Wochenauftakt knapp zwei Prozent nach. Der Euro zog gegenüber dem Dollar um bis zu 0,2 Prozent auf 1,1050 Dollar an und damit auf den höchsten Stand in diesem Jahr.
Am Rohölmarkt setzten unterdessen die Preise ihre Talfahrt fort. Die Nordsee-Sorte Brent und die US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils gut ein Prozent, nachdem sie vergangene Woche um insgesamt rund drei und fünf Prozent abgerutscht waren. Hintergrund seien anhaltende Sorgen über die Nachfrage aus China und das nahende Ende der Urlaubssaison in den USA, sagte Hiroyuki Kikukawa vom Broker Nissan Securities.
Rüstungswerte geben nach
Bei den Einzelwerten gerieten europäische Rüstungswerte in einen Abwärtssog. Ein Händler verwies auf Medienberichte vom Wochenende über die Pläne der deutschen Regierung, die Hilfen für die Ukraine nicht mehr aus dem Bundeshaushalt zu finanzieren. Mit einem Kursverlust von bis zu rund fünf Prozent hielt der Rüstungskonzern Rheinmetall die rote Laterne im Dax. Die Anteilsscheine von Hensoldt gaben zeitweise um bis zu 7,6 Prozent nach und waren damit größter Verlierer im MDax.
Auch andere europäische Rüstungsfirmen wie BAE Systems, Saab Ab, Thales, Leonardo und Dassault Aviation fielen zwischen einem und fünf Prozent. Nach der aktuellen Haushaltsplanung der Ampelkoalition dürfe nur noch bereits bewilligte Militärhilfe an Kiew geliefert werden, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". Dies habe Finanzminister Christian Lindner dem Bundesverteidigungsministerium mitgeteilt.
Im Rampenlicht standen zudem die Aktien von Varta. Die Titel des Batterieherstellers brachen in der Spitze um rund 80 Prozent ein. Bei dem jüngsten Restrukturierungsdeal mit dem Sportwagenbauer Porsche verlieren die Varta-Aktionäre ihren Einsatz. Neue Varta-Eigentümer werden Großaktionär Michael Tojner und Porsche.