Börsenprofis sehen Euro-Wirtschaft trotz lockerer Geldpolitik unter Druck
(Reuters) - Die Konjunktur im Euroraum mit dem wirtschaftlichen Sorgenkind Deutschland bleibt einer Umfrage unter Börsenprofis nach unter Druck.
Das entsprechende Barometer sank den dritten Monat in Folge und fiel um 1,5 Zähler auf minus 15,4 Punkte, wie die Beratungsfirma Sentix am Montag zu ihrer monatlichen Umfrage unter 1.142 Investoren mitteilte. Dies ist der niedrigste Wert seit Januar. Von Reuters befragte Experten hatten lediglich einen Rückgang auf minus 12,5 Punkte erwartet. "Die Euro-Zone steht weiter an der Schwelle zur Rezession", so Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner.
Die Erwartungen konnten sich zwar etwas verbessern, blieben aber mit minus acht Punkten negativ. Hoffnung mache den Anlegern in diesem Zusammenhang die Aussicht auf eine lockere Geldpolitik. Der nächste Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) steht am Donnerstag an. An den Finanzmärkten wird damit gerechnet, dass die EZB nach der Zinswende vom Juni nun erneut einen Schritt nach unten gehen und den Einlagensatz um einen Viertelprozentpunkt auf 3,50 Prozent senken wird.
Das Sentix-Barometer für Deutschland fiel ebenfalls den dritten Monat in Folge und markierte mit minus 34,7 Zählern den niedrigsten Wert seit Oktober 2022. "Die deutsche Konjunktur befindet sich im freien Fall", so die Bewertung von Sentix-Geschäftsführer Hübner. Die Lagewerte in der Umfrage sinken auf den tiefsten Stand seit Juni 2020 und markieren mit minus 48 Punkten einen laut Sentix selten erreichten Rezessionswert. Genauso schlimm sei es, dass selbst auf diesem niedrigen Stand die Erwartungswerte ebenso auf minus 20,3 Punkte gesunken seien.
Die hiesige Wirtschaft schrumpfte im Frühjahr um 0,1 Prozent. Bei zwei Quartalen in Folge mit zurückgehender Wirtschaftsleistung sprechen Volkswirte von einer technischen Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte in diesem Jahr auf dem Niveau von 2023 verharren, wie das Ifo-Institut jüngst prognostizierte. Die Münchner Forscher sehen die größte Volkswirtschaft Europas in einer strukturellen Krise, auch weil zu wenig investiert werde.