Eine Tote bei größtem Luftangriff auf Moskau seit Kriegsausbruch

Reuters · Uhr
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(Reuters) - Bei dem bislang größten ukrainischen Luftangriff auf Moskau seit Beginn des russischen Angriffskriegs sind mindestens ein Mensch getötet und Dutzende Gebäude schwer beschädigt worden.

Mehr als 20 ukrainische Drohnen seien über dem Großraum Moskau in der Nacht zum Dienstag abgefangen worden, teilten russische Behörden mit. Drei der vier Moskauer Flughäfen wurden über sechs Stunden geschlossen, fast 50 Flüge wurden umgeleitet. Die Ukraine kommentierte den Angriff auf die russische Hauptstadt zunächst nicht, sondern verwies nur auf russische Angriffe in der Ukraine.

Mindestens zwei Hochhäuser im Moskauer Stadtteil Ramenskoje seien beschädigt worden, in mehreren Wohnungen seien Brände ausgebrochen, teilte der Gouverneur der Hauptstadtregion, Andrej Worobjow, über den Kurznachrichtendienst Telegram mit. Eine 46-jährige Frau sei getötet und drei Menschen verletzt worden. 43 Bewohner des Stadtviertels seien in Notunterkünfte gebracht worden. Nach russischen Angaben wurden 124 weitere Drohnen über acht anderen westlichen Regionen abgefangen. Schäden oder Opfer dort wurden zunächst nicht gemeldet.

BEWOHNER BEOBACHTEN EXPLOSIONEN

Bewohner Ramenskojes berichteten, sie seien durch Explosionen und Feuer aufgewacht. "Ich schaute aus dem Fenster und sah einen Feuerball", sagte Alexander Li zu Reuters. "Das Fenster zersplitterte durch die Druckwelle." Georgi, ein Bewohner, der seinen Nachnamen nicht nennen wollte, sagte, er habe eine Drohne vor seinem Haus summen hören. "Ich zog den Vorhang zurück und sie schlug direkt vor meinen Augen in das Gebäude ein, ich sah alles", sagte er. "Ich nahm meine Familie und wir rannten nach draußen." In Ramenskoje, etwa 50 Kilometer südöstlich des Kreml, leben rund eine Viertelmillion Menschen.

Die russischen Sicherheitsdiensten nahestehenden Telegram-Kanäle Shot und Basa veröffentlichten Videos, auf denen ein brennendes mehrstöckiges Wohnhaus zu sehen ist. Demnach wurden fünf Wohnungen zerstört. In der Region Tula, die im Norden an das Moskauer Gebiet angrenzt, sei ein Drohnenwrack auf eine Energieanlage gestürzt, meldete die Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf Behörden. "Technologische Prozesse" seien aber nicht unterbrochen worden.

MOSKAU WILL INTERNATIONALE ORGANISATIONEN EINSCHALTEN

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, bezeichnete die Angriffe als illegale terroristische Aktionen. Man werde internationale Organisationen informieren. Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow erklärte, die Angriffe zeigten, dass die Ukraine bekämpft werden müsse. Bislang war es der russischen Armee weitgehend gelungen, Moskau und andere russische Großstädte vor Angriffen abzuschirmen. Russland hat dagegen die Ukraine in den vergangenen zweieinhalb Jahren mit Tausenden von Raketen und Drohnen angegriffen und dabei Tausende von Zivilisten getötet. Zudem wurde ein Großteil des Energiesystems zerstört sowie Geschäfts- und Wohngebäude im ganzen Land beschädigt.

Bei neuen russischen Drohnen- und Raketenangriffen sind in der Nacht zum Dienstag nach Angaben ukrainischer Behörden mindestens drei Menschen verletzt worden. Gebäude seien beschädigt und Brände ausgelöst worden, hieß es. Die Luftabwehr habe 38 von 46 Drohnen über 13 Regionen abgeschossen. Russland habe auch zwei Raketen eingesetzt. Bei dem Angriff seien auch Energieanlagen in acht ukrainischen Regionen attackiert worden, teilte das Energieministerium in Kiew mit. Dies habe Störungen an Hochspannungsleitungen und Umspannwerken verursacht.

Bei der Offensive seiner Invasionstruppen in der Ostukraine meldete Russland einen weiteren Vormarsch. Die Streitkräfte hätten dort vier weitere Dörfer eingenommen, hieß es von russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das Verteidigungsministerium. Die Armee erhöhe das Tempo ihrer Offensive und habe in einem Zeitraum von acht Tagen im August und September fast 1000 Quadratkilometer erobert, zitierte die Agentur Interfax den Sekretär des nationalen Sicherheitsrates, Sergej Schoigu. Die Ukraine verliere bis zu 2000 Soldaten pro Tag. Auch der Einmarsch ukrainischer Streitkräfte in die russische Grenzregion Kursk Anfang August habe die russische Offensive nicht aufhalten können, so der ehemalige Verteidigungsminister. Die russische Armee hat in den vergangenen Wochen mehrere Ortschaften in der Ostukraine erobert und rückt vor allem in Richtung der Kleinstadt Pokrowsk in der Region Donezk vor, die für die Ukraine ein strategisch wichtiges Logistikzentrum ist.

(Bericht von Lidia Kelly, geschrieben von Hans Busemann. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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