Blinken in Nahost - Letzte Chance auf Waffenruhe vor US-Wahl

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(Weitgehend neu)

- von Humeyra Pamuk und Maayan Lubell und Nidal al-Mughrabi

Jerusalem/Beirut/Kairo (Reuters) - Nach dem Tod von Hamas-Chef Jahja Sinwar starten die USA im Nahen Osten einen vermutlich letzten Vermittlungsversuch vor den Präsidentschaftswahlen in zwei Wochen.

Außenminister Antony Blinken traf dazu am Dienstag in Israel mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zusammen. Dessen ungeachtet ging das israelische Militär erneut gegen Stellungen der radikal-islamischen Hisbollah im Libanon vor. Die Extremisten-Miliz reagierte mit erneutem Raketenbeschuss von Zielen in Israel.

Die Hisbollah erklärte am Dienstag, es werde keine Verhandlungen geben, solange die Kämpfe andauerten. Sie übernahm zugleich die Verantwortung für einen Drohnenangriff auf Netanjahus Ferienhaus am Samstag. Die US-Regierung hofft, dass der Tod Sinwars eine neue Chance für den Frieden bietet. Sinwar war Israels meistgesuchter Extremist und gilt als Drahtzieher für das Massaker der radikal-islamischen Hamas in Israel vom 07. Oktober 2023. Netanjahu hat bislang allerdings keine Signale für ein Ende der Kampfhandlungen gegeben.

Das UN-Hilfswerk für die Palästinenser UNRWA forderte am Dienstag im Gazastreifen eine vorübergehende Waffenruhe, um Menschen die Flucht aus dem Norden zu ermöglichen, wo israelische Soldaten weiterhin Jagd machen auf Hamas-Kämpfer. Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium in Gaza meldete, dass mehr als 20 Menschen von israelischen Streitkräften getötet wurden. Dutzende Leichen lagen an Straßenrändern und unter Trümmern. "Krankenhäuser haben keine Särge mehr, um die Toten vorzubereiten", sagte Munir Al-Bursch, Direktor des Gesundheitsministeriums in Gaza.

ISRAEL: KLINIK IN BEIRUT WAR NICHT IM VISIER

Blinken traf Netanjahu und andere Amtsträger zu Beginn einer einwöchigen Reise, die ihn auch nach Jordanien und Katar führen wird. Stunden bevor Blinken landete, heulten Luftschutzsirenen in Tel Aviv und anderen Teilen Zentralisraels. Die Hisbollah schoss Raketen auf israelische Militärziele in der Nähe von Haifa und Tel Aviv. Der Konflikt hat sich im vergangenen Monat auf den Libanon ausgeweitet, mit einer Bodenoffensive und verstärkten Luftangriffen Israels gegen die Hisbollah, die regelmäßig Raketen auf Nordisrael feuert.

In der Nacht zum Dienstag beschoss Israel Ziele im Süden des Libanons und in Vororten von Beirut. Dabei wurde auch die Gegend in der Nähe des Rafik-Hariri-Krankenhauses in der libanesischen Hauptstadt getroffen, der wichtigsten staatlichen medizinischen Einrichtung des Landes. Nach libanesischen Angaben wurden dabei 13 Menschen getötet. Laut israelischem Militär war das Krankenhaus nicht selbst das Ziel. Hospital-Direktor Dschihad Saadeh sagte aber, das Krankenhaus sei bei einem israelischen Angriff in der Nähe beschädigt worden.

Seit dem Hamas-Massaker vom 07. Oktober 2023, bei dem 1200 Israelis getötet und rund 250 als Geiseln verschleppt worden waren, hat Blinken den Nahen Osten nunmehr bereits elf Mal besucht. Alle Versuche, eine Waffenruhe im Gazastreifen herzustellen und die noch verbliebenen etwa 100 Geiseln freizubekommen, sind bislang aber gescheitert. Entscheidungsträger seitens der Hamas war allerdings Sinwar. Die Hamas weigerte sich bislang, die Geiseln ziehen zu lassen ohne eine Zusicherung Israels, dass die Kampfhandlungen eingestellt werden.

BLINKEN WILL ÜBER DIE ZUKUNFT VON GAZA SPRECHEN

Israel indes will die Hamas im Gazastreifen vollständig zerstören. Bei dem Feldzug sind nach Hamas-Angaben bislang mehr als 42.700 Menschen getötet und über 100.000 verletzt worden. Die US-Regierung hofft dass die Tötung Sinwars bei einem Feuergefecht vergangene Woche den Weg für einen Durchbruch ebnen könnte, weil die rechtsgerichtete Regierung Netanjahus nun erklären könnte, ihre Ziele im Gazastreifen erreicht zu haben. Nach Angaben von Insidern will Israel indes seine Position festigen, bevor es in den USA zu einem Stabwechsel kommt.

Blinken will bei seinen Gesprächen nach Angaben aus Regierungskreisen darüber beraten, was in Gaza nach dem Krieg passiert, einschließlich Sicherheit, Verwaltung und Wiederaufbau. Die US-Regierung strebt dabei an, dass Gaza mit dem Westjordanland unter einer von der Palästinensischen Autonomiebehörde geführten Regierung wiedervereinigt wird. Zudem wird der US-Außenminister demnach über die von Israel angekündigte Vergeltung für einen ballistischen Raketenangriff Irans Anfang des Monats beraten.

(Weitere Reporter: Maya Gebeily und Amina Ismail in Beirut, Clauda Tanios und Nayera Abdullah in Dubai, Jonathan Saul in Jerusalem; Simon Lewis in Washington; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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