Japans Notenbank lässt Zins konstant und weitere Erhöhung in der Schwebe

Tokio (Reuters) - Japans Notenbank lässt nach den zwei Zinserhöhungen im laufenden Jahr die Option einer weiteren Straffung offen. Die Bank of Japan (BoJ) beließ am Donnerstag den kurzfristigen Leitzins unverändert bei 0,25 Prozent. Die Zentralbank prognostiziert zudem, dass sich die Inflation in den kommenden Jahren um ihre Zielmarke von zwei Prozent einpendeln wird. Sie hat eine nachhaltige Annäherung an ihr Inflationsziel zu einer Voraussetzung für weitere Straffungsschritte gemacht. "Wenn man sich die inländischen Daten ansieht, bewegen sich Löhne und Preise im Einklang mit unseren Prognosen", sagte BoJ-Chef Kazuo Ueda vor der Presse. Zugleich betonte er, dass die Zentralbank nicht auf einen Zeitpunkt für die nächste Zinserhöhung festgelegt sei.
Anders als Europa und die USA hat Japan keine übermäßige Teuerungswelle hinter sich. Die Notenbank hatte im März die Zinsen erstmals seit 17 Jahren erhöht und im Juli nachgelegt. Ob der nächste Schritt im Dezember kommt, auf den manche Investoren spekulieren, ließ Ueda offen: "Wir werden die zum Zeitpunkt jeder geldpolitischen Sitzung verfügbaren Daten genau prüfen und unsere Sicht der Wirtschaft und der Aussichten bei der geldpolitischen Entscheidung aktualisieren", fügte er hinzu. Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung in Übersee, die für das Exportland Japan besonders wichtig ist, äußerte er sich wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl in den USA vorsichtig optimistisch. Was die Risiken für die US-Konjunktur und die Wirtschaft im Ausland angehe, lichteten sich die Wolken etwas, sagte Ueda.
SPEKULATION AUF DRITTEN ZINSSCHRITT
Devisenanleger lasen aus den Ausführungen der Notenbank Signale für eine mögliche Zinsanhebung im Dezember heraus, was den japanischen Yen stärkte. "Eine Zinserhöhung im Dezember ist nicht auszuschließen, insbesondere wenn der Yen weiter an Wert verliert", sagte Naomi Fink, Chefstrategin für globale Belange beim Vermögensverwalter Nikko Asset Management. Die japanische Währung hat in diesem Monat zum Dollar um rund sechs Prozent abgewertet.
Ueda hat wiederholt erklärt, dass die BoJ die Zinsen weiter erhöhen könne, wenn sich die Wirtschaft im Einklang mit ihrer Prognose entwickele. Die Notenbank habe aber auf diesem Weg nach oben keine Eile, da die Inflation moderat bleibe.
Am Donnerstag veröffentlichte Daten zeigten, dass Japans Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze im September gestiegen sind, was darauf hindeutet, dass die Wirtschaft auf dem Weg zu einer moderaten Erholung ist. Der Verlust der absoluten Mehrheit der Regierungskoalition bei der Parlamentswahl hat allerdings die Besorgnis über eine politische Lähmung in dem Fernostland verstärkt, was laut Analysten die Hürde für weitere Zinsanhebungen erhöhen könnte.
(Bericht von Leika Kihara und Makiko Yamazak, Kevin Buckland, Wayne Cole und Junko Fujita, Anika Ross, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)