Post will Briefpreise stärker erhöhen - Kritik am Regulierer
Düsseldorf (Reuters) - Der Deutschen Post reicht der Spielraum für Preiserhöhungen nicht aus, den die Bundesnetzagentur dem Bonner Konzern für das künftige Briefporto eingeräumt hat.
Der Regulierer ermögliche der Post kumuliert Preiserhöhungen von nur 15 Prozent über die fünf Jahre von 2022 bis 2026, sagte Finanzchefin Melanie Kreis am Dienstag. Gleichzeitig liege die Inflation für den Zeitraum bei mehr als 20 Prozent - bei sinkenden Briefmengen. "Das geht wirtschaftlich nicht auf", sagte Kreis. Der Konzern müsse das Porto stärker erhöhen dürfen als vom Regulierer zugestanden, forderte auch Konzernchef Tobias Meyer - sonst könne der vom Bund gewollte ökologische Umbau des Deutschland-Geschäfts nicht funktionieren. Rückläufige Briefmengen und die lahmende Konjunktur belasteten den Logistikriesen im dritten Quartal. Der Gewinn sank trotz eines gestiegenen Umsatzes.
Der Briefmarkt-Regulierer Bundesnetzagentur hatte den Bonnern zuletzt einen Spielraum für Erhöhungen der Preise beim Brief von durchschnittlich 10,48 Prozent ab 2025 über zwei Jahre eingeräumt. Seit der letzten Porto-Erhöhung sind aber schon mehr als drei Jahre vergangen - im Januar 2022 wurde das Entgelt für die Beförderung eines Standardbriefs auf 85 von zuvor 80 Cent heraufgesetzt. 2023 hatte die Bundesnetzagentur den Antrag auf eine vorzeitige Portoerhöhung in diesem Jahr abgelehnt.
Der neue Spielraum berücksichtige die Entwicklungen im Briefmarkt nicht, beklagte Meyer: "Nicht nur das klassische Briefvolumen geht zurück, es wird auch immer weniger Werbepost verschickt." Fehlende Briefmengen würden "vor allem dann ein Problem, wenn die Regulierungsbehörde vor diesen Realitäten die Augen verschließt und wir das Briefporto nicht angemessen erhöhen dürfen".
ERGEBNIS-RÜCKGANG IM GESAMTJAHR NICHT AUSGESCHLOSSEN
Der Bonner Konzern verdiente wegen des lahmenden Briefgeschäfts und des schwächelnden Welthandels im dritten Quartal unter dem Strich weniger. Der Gewinn nach Anteilen Dritter sank auf 751 Millionen Euro von 807 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Das operative Ergebnis (Ebit) stagnierte bei rund 1,3 Milliarden Euro. In der vergangenen Woche hatte DHL-Chef Meyer erstmals in seiner im Mai 2023 begonnenen Amtszeit die Jahresziele zusammenstreichen müssen - und auch den Mittelfrist-Ausblick gesenkt.
DHL senkte dabei die Ebit-Prognose für 2024 auf "mehr als 5,8 Milliarden Euro" ab. Zuvor hatten die Bonner eine Spanne zwischen sechs und 6,6 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Damit könnte das Ergebnis sogar unter dem des Vorjahres bleiben: 2023 hatte der Konzern noch ein Ebit von 6,3 Milliarden Euro ausgewiesen. Nach neun Monaten lag die Kennziffer bei vier (Vorjahr: 4,7) Milliarden Euro.
DHL steht mit seinen Problemen in der Branche nicht allein. Nach den Corona-Jahren mit dem Boom im Online-Handel setzten gesunkene Frachtraten und der lahmende Welthandel den Logistik-Konzernen lange zu. Zudem lastet die maue Konsumstimmung auf den Logistikern, die ihre Umsätze auch durch den Transport von Paketen für den Online-Handel machen.
Konkurrent UPS hatte im abgelaufenen Quartal indes die lange Durststrecke hinter sich gelassen - der Paketriese konnte abseits von Europa vor allem in seinem US-Heimatmarkt punkten. In Europa musste auch der Konkurrent PostNL seine Prognose eindampfen - die Niederländer verwiesen auf das schwache wirtschaftliche Umfeld. "Die Entwicklung in Deutschland und Europa bleibt deutlich hinter den Erwartungen zurück", bilanzierte Meyer.
(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)