Versicherer Talanx erwartet weiteren Gewinnanstieg trotz Großschäden

München (Reuters) - Der hannoversche Versicherungskonzern Talanx erwartet trotz zunehmender Großschäden durch Überschwemmungen in Europa und Wirbelstürme in den USA noch stärker steigende Gewinne als bisher.
Während das schwächelnde Deutschlandgeschäft etwa unter der Marke HDI an Bedeutung verliert, sprudelten die Gewinne in den ersten neun Monaten im Erst- wie im Rückversicherungsgeschäft international, unter anderem durch Zukäufe in Lateinamerika im vergangenen Jahr. Wie Talanx am Donnerstag mitteilte, kletterte der Neunmonatsgewinn um 24 Prozent auf 1,59 Milliarden Euro. Die Aktie legte um zwei Prozent zu.
Im laufenden Jahr rechnet der Vorstand nun mit mehr als 1,9 Milliarden Euro statt bisher mit mehr als 1,7 Milliarden Euro. Im kommenden Jahr soll der Gewinn auf mehr als 2,1 Milliarden Euro steigen, nachdem in der bisherigen Mittelfristprognose lediglich 1,6 Milliarden Euro angepeilt worden waren.
"Die aufgrund der hohen Anzahl von Naturkatastrophen gestiegenen Großschäden im dritten Quartal sind innerhalb unserer Erwartungen und unseres hierfür veranschlagten Budgets geblieben", erklärte Vorstandschef Torsten Leue. In den ersten neun Monaten lagen die Leistungen für Schäden unter anderem durch Wirbelstürme und Überschwemmungen bei 1,8 Milliarden Euro und damit unter dem veranschlagten Rahmen von 1,9 Milliarden Euro.
STARKREGEN-ÜBERSCHWEMMUNGEN NEHMEN ZU
Der Hurrikan "Helene" in den USA kostete die Tochter Hannover Rück 130 Millionen Euro. Größter Einzelschaden war das Hochwasser in Osteuropa, das im Konzern mit 265 Millionen Euro zu Buche schlug. Rund 750 Millionen Euro der Großschadensbelastungen seien auf Überschwemmungen durch Starkregen zurückzuführen, sagte Finanzvorstand Jan Wicke. "Das ist schon ein klares Indiz dafür, wie sich der Klimawandel nach vorne auswirkt." Man werde die Konditionen entsprechend anpassen. Die Kosten der Überschwemmungen in Spanien schätze er auf einen zweistelligen Millionenbereich. Genaueres werde man voraussichtlich im Januar wissen.
Dem Konzern, der im vergangenen Jahr Firmenteile des US-Versicherers Liberty Mutual in Lateinamerika übernommen hatte, kommt auch seine breite Aufstellung zugute. "Das Ganze können wir gut verkraften in unserer Gruppe, weil wir ... sehr, sehr gut diversifizierte Ergebnisquellen haben", sagte Wicke. Das Konzernergebnis speise sich annähernd je zur Hälfte aus Erstversicherungsgeschäften und der Rückversicherung.
KFZ-VERSICHERUNG WIRD TEURER
Das deutsche Schaden/Unfall-Geschäft mit einem Betriebsverlust von acht Millionen Euro blieb das Sorgenkind des Konzerns. Wie bei anderen Versicherern schlugen hier steigende Ersatzteil- und Werkstattkosten auf das Kfz-Versicherungsgeschäft durch. Ein Hintergrund sei die Krise der Autobranche, die auf der Suche nach Ertragsquellen ihre Ersatzteilpreise deutlich erhöht habe, sagte Wicke. "Im Kern verteuern die Automobilhersteller damit aber die Kosten des Autofahrens." Der Finanzchef kündigte eine Erhöhung der Kfz-Versicherungsprämien an. "Für den weit überwiegenden Teil, also 80, 90 Prozent unserer Kunden, wird das ein niedriger zweistelliger Prozentsatz sein."
(Bericht von Jörn Poltz, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)