Deutsche Wirtschaft sieht wegen Trump-Zöllen Geschäftsmodelle unter Druck

Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft rechnet mit Folgen für die eigenen Geschäfte durch die vom designierten US-Präsidenten Donald Trump angekündigten Zölle auf Waren aus Kanada und Mexiko.
"Deutsche Betriebe sind eng in den Lieferketten Nordamerikas verzahnt", sagte der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier, am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. "Zahlreiche unserer Firmen produzieren in Mexiko und Kanada für den US-Markt." Die nun angekündigten Zölle würden die Einfuhren in die USA aus den Nachbarländern verteuern und könnten zu einem Auftragsrückgang führen. Insbesondere für die deutsche Automobil- und Zulieferindustrie wäre dies eine neue Herausforderung. Auch die von Trump ebenfalls angekündigten zusätzlichen Zölle gegen China würden deutsche Unternehmen treffen, deren Vorprodukte häufig für chinesische Exportgüter benötigt würden.
Ähnlich schätzt das der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) ein. "In Mexiko sind beispielsweise alle großen deutschen Automobilhersteller vertreten, plus Dutzende von Zulieferern", sagte BGA-Präsident Dirk Jandura zu Reuters. "Diese Geschäftsmodelle geraten dann unter Druck." Problematisch sei, dass solche willkürlich verhängten Zölle gegen Regeln der Welthandelsorganisation WTO verstießen und auch gegen das United States Mexico Canada Agreement (USMCA). "Mit ihnen hebelt Trump von ihm selbst überarbeitete Handelsregeln aus", sagte Jandura.
"DAS IST NICHT IN DEUTSCHEM INTERESSE"
Bei Trumps Zollvorschlägen gegenüber China könnten einige deutsche Firmen, die aus der EU oder anderen Regionen in die USA exportieren, durch die Zölle sogar einen Wettbewerbsvorteil auf dem US-Markt erlangen. Sie würden dort in vielen Fällen in Konkurrenz zu chinesischen Waren stehen, erklärte Jandura. "Politisch ist diese Art von Zollpolitik aber ein gefährliches Spiel", warnte er. "Sie setzt eine Verschärfung des Handelskonflikts zwischen den USA und China in Gang. Das ist nicht im deutschen Interesse." Sollte als Folge wiederholter Regelbrüche das regelbasierte Welthandelssystem zusammenbrechen, kämen auf die deutsche Wirtschaft ein Vielfaches an Mehrkosten im Vergleich zu den Zöllen zu.
Dem DIHK zufolge kommt der Zollkonflikt zur Unzeit. "Dieser Schritt kommt nicht unerwartet, allerdings zu keiner guten Zeit für die deutsche Wirtschaft", sagte Treier. "Unsere Exportwirtschaft leidet unter strukturellen Problemen am Standort Deutschland und einem schleppenden Auslandsgeschäft." Die Politik müsse daher dringend Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen ergreifen und diese zügig umsetzen, um die Wirtschaft zu unterstützen. "Auch die Europäische Kommission sollte die Zölle als Weckruf verstehen", sagte Treier. Sie müsse dringend für einen Abbau einer Reihe von Maßnahmen wie beispielsweise der unzähligen Berichtspflichten sorgen.
Der BGA rät Deutschland und der EU dazu, in dieser Phase einen kühlen Kopf zu bewahren. "Die USA bleiben unser wichtigster Handelspartner", sagte Jandura. Es sollte nicht ausschließlich über Abwehrmaßnahmen diskutiert werden. Vielmehr sollte auch ausgelotet werden, welche gemeinsamen positiven Schwerpunkte mit der neuen US-Regierung möglich seien. "Wir brauchen eine konstruktive Handelsagenda", sagte Jandura.
Trump hat einen US-Zollgrundtarif von 25 Prozent auf Importe aus Mexiko und Kanada sowie von zusätzlichen zehn Prozent auf Importe aus China angekündigt. Im Wahlkampf hatte der Republikaner zudem signalisiert, auch Zölle auf Importe aus der Europäischen Union zu erheben. Die USA sind der mit Abstand größte Abnehmer von Waren "Made in Germany".
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Rüttger - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)