Trump kündigt Importzölle an

Nach den Zolldrohungen des designierten US-Präsidenten Donald Trump gegen Kanada, Mexiko und China sorgt sich auch Europa vor einem Handelskonflikt.
Dieser würde vor allem die exportorientierte deutsche Wirtschaft belasten. Wirtschaftsminister Robert Habeck betonte am Dienstag, die EU müsse geschlossen sein und klarmachen, dass ein Handelskrieg allen schade. Man müsse Kontakt zur künftigen Trump-Regierung aufnehmen. "Das Erste ist, das Gespräch suchen", sagte der Grünen-Politiker. Erst danach sollte man über mögliche Gegenmaßnahmen nachdenken. Habeck sagte, das Besondere seien die Zölle in der nordamerikanischen Freihandelszone. Europa müsste also selbst bei einem Freihandelsabkommen mit den USA mit Zöllen rechnen.
Der Chef des Industrieverbands BDI, Siegfried Russwurm, rechnet auch mit Sonderzöllen gegen Deutschland und die EU. "Das wird uns massiv schaden." Trumps Wahl müsse ein Weckruf sein, und Europa müsse die Wettbewerbsfähigkeit verbessern.
Trump plant als eine seiner ersten Amtshandlungen Zollerhöhungen für Importe aus Kanada, Mexiko und China. Lieferungen aus den beiden Nachbarländern will der Republikaner mit 25 Prozent zusätzlich belegen. Er begründete den Schritt mit dem Drogen- und Menschenschmuggel über die Grenze. Mit Blick auf China warf Trump der Regierung in Peking vor, nicht ausreichend gegen den Drogenstrom aus Mexiko in die USA vorzugehen. "Solange das nicht gestoppt wird, werden wir China mit einem zusätzlichen Zoll von zehn Prozent auf all seine vielen Produkte belegen, die in die Vereinigten Staaten kommen."
Was genau das für die Volksrepublik bedeuten könnte, blieb zunächst offen. Trump hatte bereits angekündigt, chinesische Produkte mit einem Zollsatz von mindestens 60 Prozent zu belegen. Unklar ist, ob die jetzt angekündigten zusätzlichen 10 Prozent damit im Zusammenhang stehen.
Experten sehen einen Zusammenhang zwischen chinesischen Chemikalienlieferungen und der Herstellung synthetischer Opioide in Mexiko, die dann in die USA geschmuggelt werden und zur Verschärfung der dortigen Drogenkrise beitragen. Auf synthetische Opioide, vor allem Fentanyl, waren in den USA nach Behördenschätzungen im vergangenen Jahr etwa 75.000 Todesfälle zurückzuführen.
"KEINE RÜCKSICHT AUF VERBÜNDETE"
Auch Ökonomen warnen vor einem Handelskrieg mit erheblichen Folgen für Deutschland. "Trump zeigt, dass er es ernst meint und bei seiner handelspolitischen Agenda auf Verbündete keine Rücksicht nimmt", sagte der Präsident des Kieler Wirtschaftsforschungsinstitutes IfW, Moritz Schularick, der Nachrichtenagentur Reuters. "Europa muss sich auf einen Handelskonflikt vorbereiten und darf sich nicht auseinanderdividieren lassen."
Sollten zehnprozentige Zölle auch auf europäische Güter erhoben werden, dürften die deutschen Exporte in die USA mittelfristig um 15 Prozent fallen, sagte Schularick. Die Vereinigten Staaten sind der mit Abstand größte Abnehmer von Waren "Made in Germany": 2023 wurden Güter im Wert von 157,9 Milliarden Euro dorthin geliefert, was 9,9 Prozent der deutschen Exporte entspricht.
"Sollte es zu amerikanischen Zöllen auf EU-Produkte kommen, wird die deutsche Wirtschaft leiden", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. "Jeder noch so kleine Zollanstieg sollte reichen, um aus der aktuellen Stagnation der deutschen Wirtschaft eine Rezession zu machen." Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, auch EU-Importe mit höheren Zöllen zu belegen. Trumps Ankündigung sei aber erst einmal mit Vorsicht zu genießen, fügte Brzeski hinzu. Dessen Nominierungen für das Handels- und Finanzministerium signalisierten, dass seine Minister eher gemäßigt seien und keinen aggressiven Handelskrieg vom Zaun brechen wollten.
MEXIKO, KANADA UND CHINA IM VISIER
Mehr als 83 Prozent der Exporte aus Mexiko gingen 2023 in die USA und 75 Prozent der kanadischen Exporte ebenfalls. Die Zölle bedeuten auch Probleme für ausländische Unternehmen wie die vielen asiatischen Auto- und Elektronikhersteller oder auch deutsche Autobauer, die Mexiko als kostengünstigen Produktionsstandort für den US-Markt nutzen.
Nach seiner Ankündigung sprach Trump mit Kanadas Regierungschef Justin Trudeau, wie eine mit der Sache vertraute Person aus Kanada sagte. Sie redeten demnach über Handel und Grenzsicherheit. "Es war eine gute Diskussion, und sie werden in Kontakt bleiben", erklärte der Insider.
Der mexikanische Abgeordnete Ricardo Monreal, ein Mitglied der regierenden Morena-Partei, forderte "den Einsatz bilateraler, institutioneller Mechanismen zur Bekämpfung des Menschen-, Drogen- und Waffenhandels". Auf X betonte der Politiker: "Eine Eskalation der Handelsvergeltungsmaßnahmen würde nur den Geldbeutel der Menschen schädigen und ist weit davon entfernt, die zugrundeliegenden Probleme zu lösen."
Auch die chinesische Botschaft in den USA kritisierte Trumps Zollpläne. Die Wirtschafts- und Handelszusammenarbeit mit den USA sei von Natur aus für beide Seiten von Vorteil. "Einen Handelskrieg oder einen Zollkrieg wird niemand gewinnen."