Betriebe schwächeln - „Deutsche Industrie trägt Rezession mit ins neue Jahr"

Bei der deutschen Industrie läuft es noch schlechter als ohnehin angenommen.
Der Einkaufsmanagerindex für den Wirtschaftszweig verharrte im November auf dem Vormonatswert von 43,0 Zählern, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Montag zu seiner Umfrage unter rund 420 Firmen mitteilte. In einer ersten Schätzung hatte S&P Global noch einen Mini-Anstieg auf 43,2 Punkte gemeldet.
Das Barometer, bei dem Einkaufsmanager von Firmen die Geschäftsbedingungen beurteilen, gilt an den Finanzmärkten als wichtiger Frühindikator für die Wirtschaftsentwicklung und signalisiert Wachstum bei Werten von über 50 Punkten und darunter ein Schrumpfen. "Insgesamt deutet alles darauf hin, dass die Industrie die Rezession mit ins neue Jahr trägt", sagte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank (HCOB), die Sponsor der Umfrage ist.
"Es steht weiter schlecht um die deutsche Industrie", betonte der HCOB-Chefökonom. "Mittlerweile spüren das die Menschen ganz direkt, denn praktisch jeden Tag gibt es Meldungen, dass Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe massive Stellenstreichungen planen." Zuletzt hatten der Autobauer VW, Zulieferer wie Bosch, Continental und ZF Friedrichshafen sowie Thyssenkrupp bei seiner Stahltochter den Abbau von Tausenden Jobs angekündigt.
Dies hatte jüngst auch die Kauflaune der Deutschen eingetrübt, weil sie sich aufgrund vieler Unsicherheiten zunehmend um Jobsicherheit sorgen. "Umso dringender ist es, dass die neue Bundesregierung im kommenden Jahr das Ruder zügig herumreißt und Maßnahmen zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland ergreift", sagte De la Rubia.
Das Barometer für die Industrie in der Euro-Zone fiel im November um 0,8 auf 45,2 Punkte - damit beschleunigte sich die Talfahrt wieder. "Auftragseingang, Produktion, Einkaufsmenge und Lagerbestände wiesen allesamt verstärkte Rückgänge aus, und auch die Beschäftigung sank so kräftig wie seit August 2020 nicht mehr", erklärte S&P Global. "Dies sind fürchterliche Zahlen. Es sieht so aus, als würde die Rezession in der Eurozonen-Industrie niemals enden", sagte De la Rubia.