Trotz Fachkräftemangel - Nur 6 Prozent der Firmen suchen Personal im Ausland

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Berlin (Reuters) - Trotz weitreichender Klagen über Fachkräftemangel rekrutiert kaum eine deutsche Firma Personal aus dem Ausland.

Derzeit tun dies nur sechs Prozent der Betriebe, wie am Montag aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervorgeht. Rund 36 Prozent der Firmen, die Fachkräfte benötigen, suchen neue Beschäftigte nicht im Ausland. Diese Betriebe begründen den Verzicht vor allem mit Schwierigkeiten beim Einschätzen der Qualifikation und mit rechtlichen Hürden. 58 Prozent aller Unternehmen warben demnach keine Fachkräfte im Ausland an, da sie aktuell keinen Bedarf an Fachkräften hatten.

Über die Hälfte der Betriebe, die trotz benötigter Fachkräfte kein Personal im Ausland suchten, taten sich nach eigenen Angaben schwer, die Qualifikation ausländischer Fachkräfte richtig einzuschätzen. Rund 52 Prozent verzichteten wegen bürokratischer und rechtlicher Hürden auf die Auslandsrekrutierung und 14 Prozent sprachen von schlechten Erfahrungen mit ausländischen Fachkräften.

"Ein möglicher Grund für die häufige Nennung bürokratischer und rechtlicher Hürden könnte sein, dass die jüngsten gesetzlichen Änderungen vielen Betrieben nicht bekannt sind", erklärte IAB-Forscher Florian Zimmermann. Um die Hürden bei der Rekrutierung zu verringern, sei zum 1. März 2020 ein beschleunigtes Verfahren zum Einstellen ausländischer Fachkräfte eingeführt worden. Die Dauer der Anerkennung der Qualifikation und Erteilung eines Visums solle so auf unter vier Monate verkürzt werden. Tatsächlich gaben laut Umfrage nur 17 Prozent der Betriebe an, dieses beschleunigte Verfahren zu kennen. "Eine gezielte Werbung, um die Bekanntheit des beschleunigten Fachkräfteverfahrens zu erhöhen, könnte gerade kleinere Betriebe dazu bewegen, verstärkt Fachkräfte im Ausland zu rekrutieren."

Wie aus einer Umfrage der DZ Bank und des Bankenverbands BVR unter gut 1000 Firmen hervorgeht, bleiben Bürokratie und Fachkräftemangel die größten Probleme des Mittelstands. Demnach sorgten sich 67 Prozent der kleinen und mittleren Betriebe in Deutschland um den Mangel an geeignetem Personal, nach 75 Prozent im Frühjahr.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Sabine Wollrab - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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