Preise für deutsche Wohnimmobilien von Frühjahr zum Sommer gestiegen

Berlin (Reuters) - Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind im Sommer gestiegen.
Sie kletterten von Juli bis September bundesweit um durchschnittlich 0,3 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Im Vergleich zum dritten Quartal 2023 allerdings sank der Häuserpreisindex um 0,7 Prozent. "Die Preise für Wohnimmobilien haben die Talsohle durchschritten", sagte LBBW-Analyst Martin Güth. Die Vorzeichen für den Wohnimmobilienmarkt blieben positiv. "Die Wohnraumknappheit ist weiter ausgeprägt und die gesunkenen Hypothekenzinsen machen Wohneigentum erschwinglicher." Hilfreich seien steigende Löhne. "Wir erwarten für 2025 einen Preisanstieg von vier Prozent." Das sei mehr als die Inflation, "aber kein Vergleich zu den Boom-Jahren im vergangenen Jahrzehnt".
In den meisten Gegenden Deutschlands seien die Immobilienpreise von Frühjahr auf Sommer gestiegen, hieß es beim Statistikamt. Im Vergleich zum Vorjahresquartal schwächten sich die Preisrückgänge größtenteils ab. Teilweise waren aber auch auf Jahressicht steigende Preise zu beobachten: So musste etwa in den kreisfreien Großstädten für Wohnungen 2,4 Prozent und für Ein- und Zweifamilienhäuser 0,2 Prozent mehr als im Sommer 2023 gezahlt werden. Im Vergleich zum Frühjahr dieses Jahres waren in den kreisfreien Großstädten Wohnungen 1,0 Prozent und Ein- und Zweifamilienhäuser 1,5 Prozent teurer.
In den dünn besiedelten ländlichen Kreisen hingegen waren die Immobilienpreise weiter größtenteils rückläufig. In den sieben größten Städten Deutschlands - Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf - jedoch stiegen die Preise für Wohnungen zum Vorjahr um 0,2 Prozent und im Vergleich zum Frühjahr 2024 um 0,5 Prozent.
"ENTFESSELUNGSPROGRAMM FÜR WOHNUNGSBAU"
Die Immobilienbranche hadert immer noch mit der Branchenkonjunktur. Die Stimmung zeige zum Jahresende 2024 ein zwiespältiges Bild, teilte der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) zum gemeinsamen Index mit dem Institut der deutschen Wirtschaft IW mit. "Positiver als im vorigen Quartal blickt die Branche auf die Geschäftslage, zugleich aber gehen die Erwartungen leicht zurück." Es gebe einen Mix aus neuer Hoffnung und anhaltender Skepsis. "Das etwas bessere Klima und die positivere Bewertung der Geschäftslage sind vor allem auf den gesunkenen Leitzins und die Erwartungen sinkender Bauzinsen beziehungsweise steigender Nachfrage zurückzuführen", bilanzierte ZIA-Präsidentin Iris Schöberl.
Die Politik müsse trotz Förderprogrammen mehr tun, um beim Wohnungsbau die notwendige Trendwende einzuleiten, erklärte die Lobbyistin. "Die neue Regierung muss ein Entfesselungsprogramm für Wohnungsbau und Bestandssanierung starten."
Die Bau-Lobby appelliert seit langem an die Politik, die angeschlagene Branche zu stärken. Nötig seien Fördermaßnahmen beim Neubau, ein Senken der Baukosten und weniger Auflagen bei energetischen Standards. Der Bauverband ZDB hat jüngst erklärt, wegen des schwächelnden Wohnungsbaus gingen erneut tausende Jobs verloren. Die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe dürfte 2024 um 15.000 sinken und im nächsten Jahr um weitere 7000 auf 905.000 schrumpfen, kündigte der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) Anfang Dezember an. "Fünf Jahre reale Umsatzrückgänge schlagen sich hier nieder."
(Bericht von Klaus Lauer; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)