ROUNDUP 3: Auto1 hebt Gewinnprognose - Kurs bricht nach starkem Start ein
(neu: Schlusskurs)
BERLIN (dpa-AFX) - Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 hat nach einem überraschend starken Jahresauftakt die Gewinnprognose erhöht. In den ersten drei Monaten steigerte das Unternehmen den Umsatz viel stärker als von Experten erwartet. Zudem verdiente Auto1 operativ so viel wie noch nie. Dies teilte das im MDax notierte Unternehmen am Mittwoch in Berlin mit. Die zuletzt bereits gut gelaufene Aktie legte zunächst zu, brach am Ende belastet von Gewinnmitnahmen aber ein.
Der Kurs war nach Handelsbeginn zunächst um bis zu knapp 11 Prozent auf über 25 Euro gestiegen. Das war der höchste Stand seit Herbst 2021 gewesen. Anschließend bröckelte der Kurs immer weiter ab. Zu Handelsschluss lag das Papier am MDax-Ende 15,25 Prozent tiefer bei 19,17 Euro. Die Analysten von Barclays sahen das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) im Quartal deutlich über den Markterwartungen.
Beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erwartet das Auto1-Management im laufenden Jahr jetzt 150 bis 180 Millionen Euro. Das wäre ein Anstieg um bis zu 65 Prozent. Bislang hatte der Konzern mit 135 bis 165 Millionen Euro gerechnet. Experten hatten das alte Ziel aber ohnehin für zu gering gehalten: Sie hatten zuletzt bereits einen Anstieg am oberen Ende der neuen Spanne auf dem Zettel.
In den ersten drei Monaten des Jahres kletterte der operative Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 242 Prozent auf 58 Millionen Euro - den höchsten Wert in der Unternehmensgeschichte. Der Umsatz legte auch dank anziehender Gebrauchtwagenpreise um 34 Prozent auf 1,94 Milliarden Euro zu. Beide Werte fielen damit deutlich höher aus, als Experten erwartet hatten. "Das erste Quartal war herausragend. Dank der hohen Nachfrage nach unseren Produkten in allen Geschäftsbereichen und der hervorragenden Arbeit unserer Teams erzielten wir starke Ergebnisse", sagte Vorstandschef und Mitgründer Christian Bertermann.
Er bestätigte zudem die Absatzprognose. Demnach will Auto1 im laufenden Jahr 735.000 bis 795.000 Autos verkaufen. Das wäre ein Plus von bis zu 15 Prozent im Vergleich zu 2024. "In den kommenden Monaten werden wir weiterhin gezielt in den Ausbau unserer digitalen Handelsplattform, innovative Technologien, unsere Autohero Gebrauchtwagen-Produktion und die Expansion unseres Filialnetzes investieren", sagte Bertermann.
Auto1 macht den Großteil seines Geschäfts mit gewerblichen Händlern, hat in der Vergangenheit aber auch das Privatkundengeschäft (Autohero, wirkaufendeinauto.de) mit hohen Investitionen europaweit ausgebaut.
Je verkauftem Fahrzeug macht Auto1 mit den Privatkunden einen höheren Bruttogewinn, weil die Firma die Autos in eigenen Werkstätten meist selbst aufbereitet. Im Privatkundenbereich erzielte Auto1 im ersten Quartal im Schnitt eine Differenz aus Verkaufs- und Ankaufspreis von 2.569 Euro - ein Plus von fast einem Drittel. Bei professionellen Händlern lag der Rohertrag je Fahrzeug bei 990 Euro, das war ein Anstieg um 12 Prozent. In beiden Vertriebslinien verkaufte Auto1 deutlich mehr Autos.
Die Auto1-Aktie ist nach einer langen Talfahrt bis Anfang vergangenen Jahres wieder gefragt. Seit dem Rekordtief von 3,268 Euro im März 2024 hat sich der Kurs inzwischen mehr als versiebenfacht. Auto1 ist im Februar 2021 spektakulär an die Börse gestartet. Vom Ausgabepreis in Höhe von 38 Euro ging es in den ersten Handelsstunden bis auf fast 57 Euro nach oben.
Der Börsenwert lag damit zeitweise bei mehr als zwölf Milliarden Euro. Doch die Freude der Investoren hielt nicht lange an. Ab dem ersten Handelstag ging es dann peu à peu nach unten - zumindest bis Anfang 2024. Damals war Auto1 weniger als eine Milliarde Euro wert; inzwischen sind es wieder mehr als fünf Milliarden Euro. Die Bewertung anhand des Kurs-Gewinn-Verhältnisses für 2027 sei handhabbar angesichts der langfristigen Entwicklung, schrieben die Analysten von Barclays.
Größter Anteilseigner ist der japanische Technologieinvestor Softbank mit knapp 16 Prozent, vor der Investmentgesellschaft Cadian (14 Prozent). Konzernchef und Mitgründer Bertermann hält 12,5 Prozent. Weitere rund neun Prozent gehören Hakan Koc, der das Unternehmen zusammen mit Bertermann gegründet hat. Er ist operativ nicht mehr aktiv, leitet aber noch den Auto1-Aufsichtsrat./zb/men/nas/he