Konjunkturdaten

Rückschlag für Industrie: Produktion und Exporte sinken

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: Alexey Fedorenko/Shutterstock.com

Berlin (Reuters) - Die deutsche Industrie ist mit einem Rückschlag in das zweite Quartal gestartet: Sowohl die Produktion als auch die Exporte schrumpften im April überraschend stark.

Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 1,4 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang von 1,0 Prozent gerechnet, nachdem der Ausstoß im März noch um 2,3 Prozent gestiegen war.

Auch die Exporte fielen - und zwar zum ersten Mal seit Oktober 2024, was auch auf ein schwaches US-Geschäft zurückzuführen ist. Die Ausfuhren schrumpften um 1,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 131,1 Milliarden Euro. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang von 0,7 Prozent gerechnet, nach einem Plus von 1,2 Prozent im März. Die meisten deutschen Exporte gingen zwar auch im April in die Vereinigten Staaten. Dorthin wurden aber 10,5 Prozent weniger Waren exportiert als noch im März, der von Vorzieheffekten gekennzeichnet war, mit denen US-Importeure die drohenden Zollerhöhungen umgehen wollten. "Die Exporte fallen, weil sich Unternehmen wegen des US-Zollhammers zuvor eingedeckt hatten", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger.

Die Importe legten dagegen im April mit 3,9 Prozent zum Vormonat auf 116,5 Milliarden Euro überraschend stark zu. Analysten hatten hier nur einen Anstieg von 0,5 Prozent vorausgesagt. Das kräftige Plus könnte für eine anziehende Binnennachfrage sprechen.

"WIRTSCHAFT PROFITIERT VON ZINSSENKUNGEN"

"Die in einigen Wirtschaftszweigen zuletzt stark schwankende Industrieproduktion dürfte auch Ausdruck der handelspolitischen Unsicherheiten infolge der US-Zollpolitik sein", kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium die Entwicklung. Angesichts der jüngsten Zollerhöhungen stieg die handelspolitische Unsicherheit trotz der laufenden Zollverhandlungen zwischen den USA und der EU abermals. "Die Aussichten für eine Erholung der Industrieproduktion haben sich dementsprechend zuletzt wieder etwas eingetrübt", so das Ministerium.

Das Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Quartal um überraschend starke 0,4 Prozent gewachsen. Ökonomen sehen trotz des schwachen Starts in das Frühjahrsquartal gute Chancen für eine Belebung von Europas größter Volkswirtschaft. "Die deutsche Konjunktur profitiert von den EZB-Zinssenkungen und bald auch vom großen Fiskalpaket, auch wenn die US-Zollerhöhungen die Erholung dämpfen", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins erst am Donnerstag zum achten Mal seit 2024 gesenkt, was die Kredite für Investitionen billiger macht. Zudem will die Bundesregierung Hunderte Millionen in Infrastruktur und Aufrüstung stecken.

"In den kommenden Monaten ist – vor allem aufgrund der angekündigten Maßnahmen der Bundesregierung – mit einer langsamen Wachstumsbeschleunigung zu rechnen", sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Ab Juli sollten die verbesserten Abschreibebedingungen für eine steigende Investitionsnachfrage sorgen. "Auch dürften Unternehmen dann ihre aufgeschobenen Investitionen nachholen", sagte Dullien.

Die negative Entwicklung der Produktion verteilt sich auf viele Wirtschaftsbereiche. So stellte die Pharmaindustrie um 17,7 Prozent weniger her als im Vormonat, nachdem sie im März noch ein Plus von 19,3 Prozent erzielt hatte. Die Maschinenbauer produzierten 2,4 Prozent weniger. Baugewerbe (+1,4 Prozent) und Nahrungsmittelindustrie (+5,7 Prozent) fuhren ihre Produktion dagegen hoch.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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